Kapitel 1 - 10 Jahre später

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Die Wand kam schneller näher als gedacht. Ich schaffte es gerade noch meinen Schwung zu nutzen, mich an der Wand abzustoßen und um die Ecke zu biegen.
Hinter mir war ein dumpfer Schlag zu hören. Etwas Weiches war gerade gegen etwas sehr Hartes gerannt. Dem Schlag folgte ein schmerzhaftes Stöhnen, dann ein wüster Fluch. Einer meiner Verfolger war gerade mit voller Geschwindigkeit gegen die Wand gerannt. Trottel.
Leider war dem einzelnen Fluch zu entnehmen, dass zwei meiner bisherigen drei Verfolger weniger gobmotorisch waren und mir weiterhin auf den Fersen folgten.
Ich stöhnte. Es hätte so einfach sein können.

Das Haus in das ich einbrechen sollte, gehörte einem schleimigen und äußerst suspekten Mann, der alleine in seinem riesigen Haus am Rande von London lebte.
Sein komplettes Anwesen war mit Unmengen von Kunstgemälden und Designerobjekten vollgepackt. Ich war mir sicher, das alles auf ehrliche Weise auf dem Schwarzmarkt erworben wurde, nachdem die Gegenstände auf mysteriöse Weise ihren Platz dorthin gefunden hatten.
Der Mann war einer dieser Personen, denen es gefiel wie viel er doch besaß und wie wenig Andere.
Er war einer dieser Menschen, die von oben auf Andere herabsah, nur weil man keine 7 Sportwagen in der Garage stehen hatte von denen weltweit nur 6 hergestellt wurden.
Es war für ihn also kein Verlust, als ich mir das Amulett nahm, welches ich für meinen Auftraggeber zurück holen sollte. Es war für ihn auch kein Verlust, als ich mir eine Flasche des teuren Whiskey nahm, genauso wenig wie es bei einer Erstausgabe von "das Bildnis des Dorian Grey" war.
Nein, das alles war kein Problem, weder für ihn noch für mich.
Das Problem waren die Katzen.
Der Mann schien neben seinen übertriebenen Drang nach Materialismus auch noch ein großes Herz für Katzen zu besitzen.
Natürlich nur reinrassige Katzen mit detailliertem Stammbaum und adeliger Abstammung.
Diese Katzen hatten aber die unerträgliche Angewohnheit überall aufzutauchen, wo man gar nicht mit ihnen rechnet.
Wer rechnet damit, dass eine Katze genau aus dem Regalfach über mir springt, als ich mir besagten Buch auslieh.
Und wer rechnet bitte damit, daß genau hinter mir eine Katze lag, die Sekunden vorher nicht dort lag, und zudem erstaunliche Ähnlichkeiten mit Garfield besaß.
Als ich einen Schritt nach hinten wich, trat ich eben diesem Garfild Doubel auf den Schwanz. Die Katze stieß einen beeindruckend lauten Schrei aus, sehr dramatisch, und rief somit die drei Gentleman hinter mir auf den Plan.
Lange Rede kurzer Sinn. Eine fette Katze war daran Schuld, dass ich jetzt mit einem Schmuckstück in der Tasche und einem alten Buch in der Hand durch die Dunkelheit renne. Mein hart verdienter Feierabendwhiskey war zu meinem Bedauern bei dem Angriff der Katze aus dem Regal zu Bruch gegangen. Obwohl Angriff ein wenig übertrieben wäre.

Ich blickte über meine Schulter. Der Abstand zu meinen Verfolgern hatte sich nur gering vergrößert, war jetzt aber groß genug um meine Chance zu nutzen und aus ihren Blickfeld zu verschwinden. Der Rest wird sich dann von alleine ergeben.
Im Stillen dankte ich meiner Gabe, als ich eine dunkle Nische erspähte.
Wie jeder meiner Art, den Dorchas auch die Dunkeln genannt, besaß auch ich eine Fähigkeit. Es gibt nie Gaben die vollkommen identisch sind, alle unterscheiden sich voneinander. Es gibt Dorchas die besonders schnell, besonders stark sind, die eine besondere Ausdauer besitzen oder wie ich mit der Dunkelheit verschmelzen konnten.
Dann gab es interessantere Gaben. Es gibt Dunkle die ein Element beeinflussen können oder es sogar hervorrufen können. Wierherum andere konnten Gedanken lesen, daß Wetter beeinflussen oder zehn Sprachen fließend sprechen.
Diese einzelnen Fähigkeiten führten dazu, dass meine Spezies die Angewohnheit hatte sich für was Besseres zu halten und Einige gerne auf die Menschen herabsahen. Die Gaben und die Macht sorgten dafür, daß der gebildete Herrschaftsrat der Nubias regierte, aus vier Dorchas Familien besteht. Den Munros, den Hunters, den Blackthorns und den Duncans.

Mit einem letzten kurzen Blick nach hinten, zwängte ich mich in die Nische und verschmolz mit der Finsternis. Ich wurde eins mit der Dunkelheit.
Meine verbliebenen Verfolger kamen laut keuchend wenig später an mir vorbei. Ich wartete. Gab dem Ganzen noch paar Minuten, bis ich mich mit steifen Gliedern aus dem Schwarz löste.
"Hey Du!"
Ich drehte mich um und versuchte meinen Atem ruhig zu halten und nicht all zu ertappt auszusehen.
"ist hier jemand vorbei gelaufen?" meine Mundwinkel zuckten verräterisch. So lief es immer ab. Sobald man mich für einen Augenblick aus den Augen verlor, vergaß man mich sofort. Immer und immer wieder. Ohne Ausnahme. Seit dem verhängnisvollen Tag vor 10 Jahren, als ich vor dem Haus meiner Eltern aufgewacht bin und mein Vater nichts mehr von meiner Existenz wusste.
Ich schüttelte entschuldigend den Kopf "Nein, tut mir leid Sir. Ich habe niemanden gesehen. Mein Hund ist einer Katze hinterher bis zu diesem Haus gelaufen"
Meine ehemaligen Verfolger schienen nicht all zu Helle zu sein, keinen der Beiden fiel auf, das ich weder einen Hund bei mir hatte, noch eine Leine zu sehen war. Außerdem trug ich immer noch das Buch mit mir herum.
Die Männer hatten bereits die Interesse an mir verloren und berieten sich gerade darüber, ob sie weiter suchen sollten oder ihren Boss den Vorfall verschweigen sollten um an ihren Pokerfisch zurückzukehren.
Mit einem letzten Blick auf mich drehten sie sich um.
"Verschwinde von hier Junge", war das Letzte was ich hörte, bevor die Zwei um die Ecke verschwanden. Bingo. Das lief doch wie geschmiert.
Ich verdrehte die Augen und machte mich auf dem schnellsten Weg weg von diesem Haus. Und den gruseligen Katzen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 30, 2019 ⏰

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