gegensätze ziehen sich an?

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Ich wache auf. Schaue mich um. Sehe mich im Spiegel an einen eisernen Stuhl gefesselt. Wer war das? Wie komme ich hier wieder weg? Die Seile schneiden in meine ausgetrocknete Haut ein, mein ganzer Körper brennt. Und obwohl ich schon in Flammen sitze, fühlt sich der Stuhl ganz kalt an. Nicht beruhigend, sondern eher so als ob jemand etwas wissen möchte, das ich nicht aussprechen kann. Etwas, was ich nicht wissen kann und über das ich eigentlich gar nicht nachdenken möchte. Etwas, das meinen Kopf schmerzen lässt, wenn ich nur darüber nachdenke darüber nachzudenken. Etwas, das mir ein Gefühl von Platzangst macht und ich mich aber nicht von dem Stuhl befreien kann. Werde wahrscheinlich für immer an dem Stuhl sitzen. Und irgendwann wird das Metall anfangen zu rosten. Ich roste mit dem Stuhl mit. Verwandle mich in abgenutztes kupferfarbenes Metall, das weiß, dass es nie wieder Tageslicht sehen wird. Das gerostete Metall wird abblättern und die einzelnen kleinen gesplitterten Metallstücke werden sich um den Stuhl herum verteilen. Ein letzter Blick in den Spiegel bevor es vorbei ist. Bevor ich komplett auf den Boden gebröckelt bin. Der ebenso eiserne Boden wird mich aufnehmen. Werde eins mit dem emotionslosen und eintönigen Metallboden. 

Werde beobachten können, wie die nächste Person auf dem Stuhl aufwacht und sich fragt, wer ihr das angetan hat und wie sie hier wieder wegkommt. Wie die Seile in die ausgetrocknete Haut einschneiden und sie in Flammen sitzt. Wie sie die Platzangst verspürt und der eiserne Metallstuhl ihr ein unangenehmes kaltes Gefühl vermittelt. Wie sie nicht denken will, kann und weiß, was sie erwarten wird. Wie sie mit dem Stuhl gemeinsam anfängt zu rosten, auf den Boden bröckelt und mit dem Boden verschmelzt. Wie sie weiß, dass die nächste Person die auf dem Stuhl aufwacht sich fragt, wer ihr das angetan hat und wie sie hier wegkommt. (...)

Es ist also ob mich ein ewiger Kreislauf verfolgt. Nein, als ob ich in ihm gefangen bin und jetzt schon weiß, dass ich auch in ihm enden werde. 

Was vor dem Aufwachen auf dem Stuhl passiert ist: Ich war wie jeden Tag auf dem Ozean und mein kleines Schiff kam in einen Sturm. Ich überlebte so etwas schon oft, deshalb war ich optimistisch. Langsam faltete ich an Bord meine Karte auf, um erkennen zu können, wohin die Reise gehen wird. Der Sturm nahm mir die Karte ab, schleuderte sie ins Wasser und es war so gut wie unmöglich die Karte zu retten. Sie wurde schon längst von den Strömungen weggetrieben. Ein paar Momente später fühlte ich, wie mein Boot nicht den Kurs halten konnte. Wir bewegten uns nur noch im Kreis. Es ging immer tiefer. Der Strudel zog uns beide runter, mein Boot wurde immer kleiner und ich wurde von dem Sog eingezogen. Bis ganz unten, bis ich auf dem Meeresboden lag. Alles war dunkel und ich wurde bewusstlos bis ich mich auf einem 

eisernen Stuhl wiedergefunden habe.

Alles kalt und in Flammen zugleich.

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