Kapitel 2

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Schweißgebadet wachte ich auf.
Schon wieder ein Albtraum.
Diesmal aber viel klarer.
Ich konnte zwar noch immer nicht die Straßen und den Park einordnen, aber eines war klar.
Jemand oder etwas versuchte mir eine Botschaft zu schicken, mich zu warnen.
Die Albträume verfolgten mich seit circa zwei Wochen, vielleicht etwas länger.
Jedes mal kam darin Nebel drin vor. Meine verlorenen Kopfhörer. Der dunkel gekleidete Mann. Die Frau. Und der seltsame Mann im Park.
Und jedes Mal rannte ich um mein Leben und fühlte mich verfolgt.
Ich konnte nichts davon einordnen, kannte keines der Gesichter, keine der Straßen und auch nicht den Park.
Ich wusste noch nicht mal, welche Jahreszeit zu dem Zeitpunkt meines Traumes war. Es schien sich allein während eines dauerhaft zu verändern.
Und die Tageszeit war auch nie die gleiche. Mal war es Tag, mal Nacht.
Ich versuchte mich zu konzentrieren. Schaute auf meine Uhr. Mein Wecker würde in 10 Minuten klingeln. Ich schaltete ihn aus. Schälte mich aus dem Bett und ging ins Bad. Kam wieder zurück. Ich hatte mal wieder vergessen frische Klamotten mitzunehmen.
Auf meinem Stuhl hatte sich ein Klamottenberg gebildet. Wieso sollte das auch jemals anders sein? Meine Mutter würde bei dem Anblick lachen und sagen ,hab ich es dir nicht gesagt, Linds?'
Eine Träne lief über meine Wange.
Ich vermisste meine Mum. Sie war so eine nette, fröhliche Frau gewesen.
Ich schnappte mir eine Jeans und meinen Lieblingspulli. Ein alter von meiner Mum. Die Unterwäsche bewahrte ich sowieso im Bad auf.
Ich lief zurück ins Bad, entledigte mich meiner nass geschwitzten Schlafklamotten.
Ich sprang unter die Dusche und wusch meine Haare.
Zehn Minuten später verließ ich die Dusche, trocknete mich ab und begann mich anzuziehen.
Es klopfte, als ich dabei war, meinen Föhn zu suchen. Scheinbar hatte ich ihn verlegt.
Ich ging zur Tür. War verwundert. Wer war das, so früh am Morgen? Lilly konnte es nicht sein, sie würde erst heute Abend aus dem Urlaub wiederkommen.
Ich öffnete die Tür.
Sah niemanden.
Ich trat einen Schritt hinaus.
Ein Windstoß zog durch das Treppenhaus. Beinahe wäre meine Tür zugefallen. Gerade noch rechtzeitig hatte ich meinen Fuß dazwischen gestellt. Autsch. Das tat weh. Die Tür war gegen meinen Fuß geknallt.
Ich schaute auf den Boden. Auf die Fußmatte genauer gesagt.
Dort lag ein kleines Päckchen. Verwundert hob ich es auf und nahm es mit hinein.
Der Föhn war vergessen. Ich war neugierig, wollte wissen, was es mit dem Päckchen auf sich hatte. Was drin war.
Ich begutachtete es. Schaute es von allen Seiten an. Ein Wassertropfen fiel auf das Päckchen.
Stimmt, meine Haare waren noch nass.
Ich ging ins Bad, holte ein Handtuch und wickelte es um meine Haare.
Lief zurück ins Wohnzimmer.
Und widmete mich wieder meinem mysteriösen Päckchen.
Ich entdeckte einen kleinen Zettel. In Grams Handschrift. Warte. Grams? Wie konnte das sein? Wir hatten jahrelang nichts von ihr gehört. Mum hatte sie oft versucht zu erreichen, ihr Briefe geschrieben. Nichts. Ans Telefon ging sie nicht, die Briefe kamen zurück.
Mum ging irgendwann davon aus, dass Grams das zeitliche gesegnet hatte. Und uns mal wieder niemand Bescheid gegeben hatte.
Ein Windhauch zog durch den Raum, ließ die Vorhänge tanzen.
Ich zuckte zusammen. War in die Wirklichkeit zurückgeholt worden.
Ich laß den Zettel.
Für Lindsay
Liebe Grüße, Grams
Das Päckchen war tatsächlich von ihr.
Wie konnte das sein?
Lebte sie doch noch, wollte all die Jahre nichts mit uns zu tun haben? Oder was war geschehen? Wieso hatte sie sich nie bei uns gemeldet, hatte uns in dem Glauben gelassen, sie wäre tot?
Ich war hin- und hergerissen.
Einerseits war ich neugierig und wollte wissen, was es mit dem Päckchen auf sich hatte.
Und andererseits dachte ich, wenn sie sich all die Jahre nicht bei mir gemeldet hatte, was war jetzt auf einmal so wichtig?
Die Neugierde siegte.
Ich suchte ein Messer und schnitt damit vorsichtig das Päckchen auf.
Ich öffnete den Deckel und fand ein altmodisches Holzkästchen und einen Briefumschlag.
Ratlos nahm ich das Holzkästchen in die eine und den Briefumschlag in die andere Hand. Ich überlegte. Sollte ich zuerst das Holzkästchen öffnen und herausfinden, was sich darin befand oder doch lieber als erstes den Brief lesen. Nachsehen, was Grams zu sagen hatte. Falls sie überhaupt etwas zu sagen hatte.
Kurz zog ich in Erwägung, die beiden Sachen wieder zurück ins Päckchen zu packen und dieses wieder vor meine Tür zu stellen.
Ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Irgendetwas musste geschehen sein. Sonst wäre sie sich damals nicht ohne Abschied verschwunden und würde sich jetzt persönlich melden.
Oder wie Mum zu sagen pflegte, sie würde sich schon melden, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war. Und scheinbar war es nun so weit. Nach 8 Jahren.
Ich entschied mich für den Umschlag. Wollte als erstes den Brief lesen. Falls sich überhaupt einer darin befand.
Ich riss den Umschlag auf. Zog einen zusammengefalteten Bogen Papier heraus. Altmodisches Briefpapier. Immerhin das war ich ihr noch wert. Missmut überfiel mich. Ich versuchte ihn gleich wieder zu vertreiben. Ich durfte nicht nachtragend sein, musste mich darauf konzentrieren heraus zu finden, was für Gründe Grams gehabt hatte. Falls sie mir etwas in der Richtung in den Brief geschrieben hatte.

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