Kapitel 7

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Langsam stieg ich die Treppen hoch. Ein ungutes Gefühl beschlich mich.
Als ich die letzten Stufen zum dritten Stock hochstieg, blieb ich erschrocken stehen. Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen. Leise schlich ich zur Tür und schaute sie mir genauer an. Das Schloss war aufgebrochen worden.
Ich wusste nicht was der Täter gewollt haben könnte. Bei mir gab es doch nichts zu holen.
Ich betrat die Wohnung und schaltete das Licht an. Meine Wohnungstür ließ sich nicht verschließen, das Schloss war hinüber.
Mir lief ein Schauer über den Rücken.
Eine Diele knarzte.
Gehetzt drehte mich um, doch hinter mir war niemand. Ich griff nach meinem Handy und zog es aus der Hosentasche heraus. Schnell suchte ich Lilys Kontakt und rief sie an. Hoffentlich ging sie dran.
„Heyy Lily hier" meldete sie sich.
Ein Glück. Erleichtert atmete ich aus.
„Lily, kann ich heute bei dir übernachten?" Ich redete nicht lange um den heißen Brei herum.
„Natürlich. Aber warum...?" setzte sie an.
Ich unterbrach sie. „Bei mir wurde eingebrochen", sagte ich schnell. Erschrocken drehte ich mich um, ich hatte wieder etwas gehört. Doch auch diesmal war nichts zu sehen.  Aus dem Augenwinkel sah ich einen Schatten. Ich drehte mich in die Richtung, doch auch diesmal sah ich nur ein einsames paar Schuhe, dass ich vor Tagen dort abgestellt hatte.
Ich seufzte.
„Ich bin gleich da." Sie verabschiedete sich.
Ich steckte mein Handy wieder in die Hosentasche und lief ins Schlafzimmer. Ich nahm meine Handtasche vom Stuhl und stopfte eine Jogginghose und einen alten Hoodie hinein. Aus meinem Kleiderschrank kramte ich eine frische Bluse für den darauffolgenden Tag. So leise wie möglich schlich ich ins Badezimmer, welches direkt neben meinen Schlafzimmer lag. Schon wieder hörte ich ein knarzen. Diesmal drehte ich mich nicht um, sondern nahm schnell meine Zahnbürste und packte sie ebenfalls in meine Handtasche. Zahnpasta und Shampoo konnte ich von meiner besten Freundin bekommen.
Ich lief ins Wohnzimmer. Erschrocken schaute ich mich um. Was auch immer der Täter gesucht hatte, er hatte es nicht gefunden. Mein komplettes Wohnzimmer war auf den kopfgestellt worden. Meine Bücher aus den Regalen gerissen, ein Blumentopf war umgefallen.
Ich beschloss die Polizei zu rufen. Eigentlich dachte ich, dass dies nicht nötig war, doch so wie es hier aussah, kam ich wohl nicht drum herum.
Im Großen und Ganzen schien nichts zu fehlen. Dennoch zog ich erneut mein Handy aus der Hosentasche und wählte den Notruf. Sicher ist sicher. Außerdem sollten sie sich das Schloss anschauen. 
Die Frau in der Notrufzentrale versprach so schnell wie möglich jemanden vorbei zu schicken.
Ich steckte mein Handy zurück in die Hosentasche und schaute mich um.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Ich drehte mich im Kreis. Nichts auffälliges war zu erkennen.
Ich kniete mich auf den Boden und wollte die Bücher aufheben. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass das auch ein Beweis für die Polizei war und ich lieber alles so lassen sollte wie es war.
Ich stand wieder auf und griff nach meiner Handtasche, die ich vorhin auf meinem Sessel abgestellt hatte.
Ich lief zurück ins Schlafzimmer und packte sicherheitshalber doch noch eine Jeans ein, denn im Notfall konnte ich mir keine von Lily leihen, da sie einfach längere Beine hatte als ich.
Ich schaute zu meinem Bett. Seit wann lag der Teppich verkehrt herum? Ich legte ihn wieder richtig hin und schaute unters Bett. Was machte Grandmas Karton da? Vielleicht hatte Lily ihn dahin gepackt...
Ich zog ihn hervor und nahm das Kästchen und den Brief heraus. Scheinbar hatte der Einbrecher hier im Schlafzimmer nicht gescheit nachgeschaut.
Schnell packte ich auch die beiden Sachen in meine Handtasche. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das beides eine wichtige Bedeutung hatten. Ich glaubte, dass es das gewesen war, wonach derjenige, der in meiner Wohnung gewesen war, gesucht hatte. Vermutlich hatte ich ihn überrascht, vielleicht hatte er gedacht, ich würde länger wegbleiben.
Es klopfte.
‚Hoffentlich ist das die Polizei!', schoss es mir durch den Kopf.
Mit meiner Handtasche im der einen und meinem Handy in der anderen Hand lief ich auf leisen Solen zur Tür.
Vorsichtig zog ich sie wieder auf. Eigentlich hätten sie sie auch selber öffnen können, sie war ja nur angelehnt gewesen.
Vor mir standen zwei junge, freundlich aussehende Polizisten. Ich machte einen Schritt zur Seite und sie traten ein. Der eine blieb bei der Tür, schaute sie sich genauer an und machte ein paar Fotos. Außerdem nahm er ein paar Fingerabdrücke. Scheinbar war der Täter nicht schlau genug gewesen und hatte Handschuhe getragen.

Ich zeigte dem anderen Polizisten das Chaos im Wohnzimmer. Auch er machte ein paar Fotos.
Nachdem die beiden allerdings erfahren hatten, dass wahrscheinlich nichts fehlte, verabschiedeten sie sich ziemlich schnell wieder.
Auf meine Frage, wie ich die Wohnung verschließen sollte, zuckten sie nur hilflos die Schultern.
Na toll. Von wegen, die Polizei, dein Freund und Helfer.
Ich schüttelte den Kopf.
Ich wollte meine Wohnung nicht so unverschlossen zurücklassen, aber blieb mir etwas anderes übrig?
Mein Handy piepste.
Eine Nachricht von Lily.
Ich warte unten. laß ich.
Schnell überprüfte ich alle Fenster, dass sie auch ja verschlossen waren und machte die Lichter aus.
Ich zog die Tür zu und hoffte, dass sich keiner einen Spaß erlauben und den Zeitpunkt nutzen würde, jetzt da meine Wohnung nicht zu verschließen war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21, 2019 ⏰

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