Kapitel 2

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Sicht Mikko: Die nächsten Tage waren die Hölle. Vivi und Ich gingen durch unseren ganz privaten Albtraum. Oder eher ich?
Vivi stürzte sich weiterhin sofort in die Arbeit und jeder Versuch von mir sie auf unser Baby und darauf wie es ihr geht, anzusprechen wehrte sie mit einem „Mir geht es gut" ab.
Aber ich nehme ihr dieses „Gut" nicht ab. Niemand der sein Baby verloren hat geht es gut. Und Vivi geht es auch nicht gut, sondern sie versucht ihre Trauer, ihren Schmerz und ihre Wut mit Arbeit zu vertuschen.
Irgendwie kann ich sie verstehen aber es belastet mich auch sie so zu sehen. Und auch als ich sie in einer ruhigen Minute auf der ITS gefragt habe „Was ist mit uns?" schaute sie mich traurig an und meinte nur „Ich weiß es nicht" „Ich gebe dir Zeit. So viel du du brauchst" antwortete ich ihr da ich sie nicht verlieren will und ich aber gleichzeitig weiß, dass sie Abstand zu mir braucht. Und obwohl ich die Antwort schon erwartet hatte zieht sie mir mit ihren Satz „Ich glaub nicht das Zeit was bringt" erneut den Boden unter den Füßen weg. Ich versuchte mir meine Enttäuschung und Traurigkeit nicht anmerken zu lassen und versuchte mich auf die Patientendokumentation zu konzentrieren. Doch die Traurigkeit, Wut und Verzweiflung siegte schließlich über mich und so stieß ich wütend mit der Hand gegen die Akte die vom Tisch flog. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieso will Vivi jetzt nicht mehr? Warum lässt sie mich in dieser Schwierigen Situation alleine? Warum konnten wir nicht zusammen trauern? Warum stieß sie mich weg obwohl ich sie brauchte? Und ich denke auch das sie mich braucht. Zumindest hoffe ich es. Kraftlos und verzweifelt ließ ich mich zu Boden gleiten und ließ meinen ganzen Gefühlen in dem Moment freien Lauf und doch hätte ich mir gewünscht das einer da ist, der mich auffängt und einfach für mich da ist. Jemand den ich meine Sorgen und Ängste anvertrauen konnte. Aber da war niemand und mit wem sollte ich auch reden? Schließlich wusste ja keiner von der Schwangerschaft und auch nicht von unserer Beziehung. Stattdessen saß ich alleine da mit meinen ganzen Gefühlen und ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen.

Sicht Vivi: Vielleicht ist es nicht fair von mir Mikko einfach von mir zu stoßen da er genauso wie ich sein Baby verloren hat. Unser Kind. Das Kind worauf wir uns in den letzten Wochen doch sehr gefreut hatten. Der Gedanke an das Kind und an unsere gemeinsame Zukunft schmerzt und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Immer wenn ich Mikko sehe werde ich an unsere gemeinsame Zeit erinnert und an das Baby. An alles was war und das macht es nur noch schwerer für mich. Jede kleine Erinnerung ist wie ein Stich ins Herz und ich kann diesen Schmerz einfach nicht mehr ertragen. Und Mikko seine Fürsorge erst recht nicht. Und auch wenn ich manchmal froh bin das Matteo für mich da ist, mir zuhört wenn ich reden will und mir sonst halt gibt bevor ich tief falle, so möchte ich auch nicht ständig von ihm getröstet werden. Ich brauche keinen Trost. Das Baby ist weg und Ja es passiert vielen Frauen. Aber war das ein Trost? Ich versuchte mir dies immer wieder einzureden und scheinbar gelang es mir so die Trauer von mir fern zu halten, wäre da nicht Mikko der ständig um mich rum war so wie jetzt auch als er besorgt fragte „Findest du es gut wenn du so tust als wäre nichts gewesen?" „Der Embryo hat sich nicht eingenistet das passiert etlichen Frauen ständig" verteidige ich mich wieder mit meinen Standart Spruch um alle Emotionen von mir fern zu halten doch Mikko lässt nicht locker und sagt besorgt „Aber dir geht es nicht gut! Und wenn du so weiter machst..." und spätestens da verliere auch ich leicht meine Fassade die mich vor allen geschützt hat und sage mit weinerlicher Stimme und Tränen in den Augen „Ich krieg keine Luft Mikko! Du engst mich soo ein! Ich muss nicht ständig betütelt werden. Nicht von dir und nicht von Matteo! Mir geht's gut klar?" „Klar" sagt er kurz und schaut mich weiter besorgt an und von mir kommt nur ein „Nichts ist klar. Es ist passiert" und dann drehe ich mich um und gehe wieder zum Thresen. Als Matteo dann Mikko mitnimmt bin ich darüber erleichtert und atme einmal tief durch, um somit auch meine aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
Aber in dem Moment wird mir auch klar das ich mit Mikko reden muss, denn so wie es jetzt ist kann es nicht weiter gehen.

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