Kapitel 27

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Noch ein Mal atmete ich durch. Als ich das das letzte mal gemacht hatte, war es nicht gut ausgegangen, weshalb ich jetzt noch Angst hatte. Während ich langsam einige Schritte Vorwärts machte und wischende Bewegungen mit den Armen machte, murmelte ich: "Ihr Geister erhört meinen Hilferuf. Geht über die Brücke und gebt mir die Kraft, zu besiegen den Gegner und zu gewinnen die Schlacht!" Ich spürte wie ich von einem eigenartigen Schimmern umhüllt wurde und wie vielzählige Geister begann um mich zu kreisen. Die Frau starrte mich überrascht an. Diesen Moment nutzte ich aus und streckte meinen Arm schnell aus. Eine weiß glühende Energiewelle raste auf die Frau zu. Sie versuchte diese mit dem Schwert abzuwehren, welches ihr jedoch aus der Hand geschlagen wurde. Gerade noch so schaffte sie es auszuweichen. Sie konterte mit einem Blitz, welchen ich jedoch mit Leichtigkeit abwehrte. Erneut schleuderte ich eine Druckwelle auf sie. Sie versuchte sie mit einer Barriere abzuwehren. Die Barriere zersprang aber mit einem Scheppern und die Frau wurde gegen die Mauer geschleudert. Keuchend viel sie zu Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf und schleuderte mehrere Blitze auf mich. Ich bündelte die Blitze, zu einem großen und lenkte ihn auf sie zurück. Die Frau erschuf eine Barriere, die aber auch diese mal nicht hielt. Der Blitz traf sie mitten in der Brust und sie sackte zusammen. Im selben Augenblick fiel die Fläche nach unten. Ich hörte Serafina aufschreien, blieb aber ganz ruhig.

Es dauerte einige Augenblicke, bis ich die Fläche in den Griff bekam und sie langsam nach unten schweben lassen konnte.

Schon bald landete die Fläche wieder dort, wo sie davor war. Ich dachte, es sei endlich vorbei, als eine kalte Briese über mich hinweg zog und mich etwas am Hals packte. Ich versuchte die unsichtbare Hand weg zu reißen, doch immer wenn ich mir an den Hals griff, schien dort nichts zu sein. Plötzlich verschwand die Hand wieder und um mich herum wurde alles schwarz.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich unter einem großen Baum, dessen Blätter leise in der leichten Briese raschelten. "Er ist wach!", hörte ich Serafina, voller Freude, rufen und schon im nächsten Augenblick setzte sie sich neben mich. Auch Morgana und Luna kamen zu mir. "Luna?!", fragte ich überrascht, aber auch voller Freude und wollte mich aufrichten, sank aber, wegen höllischen Kopfschmerzen, wieder zu Boden. "Du dachtest doch nicht wirklich, dass ich euch einfach so in einen lebensgefährlichen Kampf schicken würde?", fragte Morgana kopfschüttelnd. "Morgana, das dachten wir alle", antwortete Luna an meiner Stelle. Fassungslos schaute die alte Magierin sie an. "Ihr habt aber alle gut gekämpft", sagte plötzlich die junge Frau. Ich hatte garnicht gemerkt, wie sie zu uns gekommen war. "Leider habe ich Yuki und Serafina nicht helfen können. Ich war vollkommen nutzlos", sagte Luna traurig. "Ach was. Du hast gerade erst angefangen Magie zu erlernen und dafür, dass du noch nie gekämpft hast, hast du auch sehr schnell gehandelt", munterte Morgana sie auf. "Wozu war der Kampf eigentlich? Was haben wir damit unter Beweis gestellt?", fragte ich und setzte mich langsam auf. Die Kopfschmerzen waren, zum Glück, verschwunden. "Ihr habt beweisen müssen, dass ihr euch selbstständig gegen Drachen, falls sie euch mal angreifen sollten, verteidigen könnt und somit nicht auf meine Hilfe angewiesen seid", erklärte die junge Frau. "Und sie sind?", stellte ich noch eine Frage. "Ich bin Yumeko, die Hüterin des Drachentals", sagte die junge Frau stolz. Ich nickte verstehend. Der Baum, unter dem wir waren, befand sich am Ufer eines großen Sees und bereits einige Meter weiter konnte ich den ersten Drachen sehen. Es war ein großer Drache mit dunkelroten Schuppen. Er hatte nur ein Paar Beine, mit langen schwarzen Krallen. Seine Flügel begannen nicht am Rücken, sondern wuchsen aus den Schultern heraus und ließen sich an einer Stelle krümmen, sodass der Drache sich mit ihnen abstützen konnte. Am ende seines langen schweifes hatte er noch eine schwarze Extrakralle. Ab und zu drehte er leicht den Kopf und schaute sich, mit seinen großen, gelben Augen, mit den schmalen Pupillen, aufmerksam um. "Ihr könnt euch hier umschauen, wenn ihr wollt, verlast das Tal aber nicht. Wir werden morgen wieder abreisen", mit diesen Worten lenkte Morgana meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ich nickte und schaute mich weiter um. "Ruh dich gut aus. Ach, und ihr habt gut gekämpft, nur solltest du es nächstes mal versuchen, deine Kraft freizusetzten, ohne dabei mit den Geistern kontakt aufzunehmen", sagte Morgana an mich gewandt. "Daran arbeite ich noch", sagte ich verlegen. "Mit ein bisschen Training kriegen wir es hin", meinte Morgana lächelnd, bevor sie davon ging. Auch Luna machte sich auf, um das Tal zu erkunden. Serafina blieb noch etwas bei mir, bis sie von Morgana gerufen wurde und gehen musste. Aber ich war trotzdem nicht alleine. Einige Meter weiter schaute Jin dem kleine Drachen bei seinen Flugübungen zu. Er lernte sehr schnell und war schon nach sehr kurzer Zeit in der Lage, verschiedene Tricks auszuführen. Sie schaute dem Drachen noch ein bisschen zu und ging dann in den Schatten des Baumes, wo sie sich zu mir setzte. "Na, wie geht's dir?", fragte sie. "Schon viel besser", antwortete ich. "Warum war der Drache, nachdem er geschlüpft war, eigentlich bei dir und nicht an einem der Drachenorte?", stellte ich die Frage, die mich schon seit vielen Tagen beschäftigte. "Wir Drachenzähmer haben die Aufgabe, die Drachen zu beschützen und dazu gehört auch, Drachenschmugglern das Handwerk zu legen. Bei einem Schmuggler haben wir das Ei gefunden. Ich hatte die Aufgabe bekommen, es hierher zurück zu bringen", erklärte Jin. Ich nickte verstehend. "Ich denke, ich sollte mich mal hier umschauen, solange ich noch die Zeit habe", meinte ich und stand auf. "Mach das, sei aber vorsichtig", sagte Jin nickend. Das Tal war so groß, dass man die Enden nicht sehen konnte. Aus dem See zog sich ein Fluss, der das gesamte Tal in zwei Hälften teilte. Ich ging den Fluss entlang. Er führte wunderbares, klares Wasser, war aber so tief, dass man den Grund nicht sehen konnte. Ich blieb kurz stehen, als ich einen Drachen sah, der schnell durch den Fluss schwamm. Er hatte hellblau Schuppen und fast durchsichtige Flossen sowohl an den Beinen, als auch am Schweif. Kräftig schlug er mit seinen Flossen, was einige kleine Wellen über die Oberfläche des Flusses jagte. Er schwamm noch ein bisschen weiter und tauchte dann blitzschnell in die Tiefe ab. Ich blickte ihm einige Augenblicke nach und ging dan weiter. Ein Glitzern, in einer Höhle in der Wand, rechts von mir, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Langsam ging ich darauf zu. Meine Neugierde wurde mir aber wieder zum Verhängnis. Ein lautes Heulen ertönte und ein riesiger Drache stürmte aus der Höhle. Erschrocken stolperte ich rückwärts und viel zu Boden. Der grüne Drache, dessen goldene Hörner das Glitzern verursacht hatten, baute sich vor mir auf und breitete seine großen Flügel aus. Wütend funkelte er mich mit seinen milchig trüben Augen an und fletschte seine Zähne. Die Angst stieg in mir auf. Ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren und wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen. Der Drache sog die Luft tief ein und entspannte sich dann plötzlich. Er legte sich vor mir hin und musterte mich neugierig. "Wie heißt du, junger Magier?", hörte ich plötzlich eine Raue Stimme fragen. Ich schaute mich um, hier war aber niemand, außer mir und dem Drachen. "Y-yukitero", stotterte ich. Plötzlich richtete sich der Drache wieder auf und schaute in die Richtung, aus der ich gekommen war. Sein Blick war voller Wut. Ich drehte mich überrascht um und sah wie Yumeko und Morgana auf mich zuliefen, dann aber ruckartig stehen blieben. Beide wirkten geschockt. Der Drache legte seinen Schweif schützend um mich und knurrte die zwei Frauen zornig an. Er hielt sie für Feinde, aber warum? "Sie sind keine Feinde!", rief ich dem Drachen zu. "Bist du dir da sicher?", ertönte wieder die raue Stimme. "Ja", antwortete ich. Der Drache entspannte sich etwas, schien den beiden aber immer noch nicht zu vertrauen. Langsam ging ich auf sie zu. Der Drache schaute mich zwar nicht an, ich wusste aber, dass er jede meiner Bewegungen nachverfolgte.

Als ich bei den beiden Frauen ankam, atmeten sie beide erleichtert aus. "Geht es dir gut?", fragte mich Morgana besorgt. Ich nickte. "Warum sollte es mir nicht gut gehen?", fragte ich überrascht. "Hat dich der Drache etwa nicht angegriffen?", fragte Yumeko überrascht. "Doch schon, dann hat er sich aber beruhigt", erzählte ich. "Was ist den eigentlich mit dem Drachen?", fragte ich neugierig. "Dieser Drache ist aus einer weit entfernten Welt hierher gekommen. Er war blind, als er hier ankam und sehr aggressiv. Dieser Drache hat jeden angegriffen, der in seine Nähe kam. Morgana, warum hast du mir nicht erzählt, dass der Junge aus einer anderen Welt stammt?", fragte Yumeko. "Ich hatte nicht gedacht, dass es von Bedeutung ist", meinte Morgana. Interessiert hörte ich ihnen zu. "Ich könnte versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass ihr keien Feinde seid, dann könntest du versuchen, dich mit ihm anzufreunden", schlug ich Yumeko vor. Sie nickte und schaute mich dankbar an. Langsam gingen wir auf den Drachen zu. Morgana stand immer noch dort und schaute besorgt zu. "Warum führst du diese Kreatur zu mir?", fragte die raue Stimme. "Sie ist kein Feind. Sie ist die Hüterin dieses Tales", sagte ich. "Kannst du ihn hören?", fragte mich Yumeko im Flüsterton. Ich nickte. "Du hast meine Frage nicht beantwortet, junger Magier", sagte die raue Stimme. "Hat er etwas gesagt?", fragte Yumeko. "Ja, er möchte wissen, warum ich dich zu ihm führe." Wir bleiben einige Meter vor dem Drachen stehen. "Ich bin Yumeko, die Hüterin des Drachentales und meine Aufgabe ist es, die Drachen zu beschützen", sagte Yumeko. "Ich brauche keien Hilfe!", zischte die raue Stimme. Ich wollte Yumeko gerade erzählen, was der Drache gesagt hatte, doch sie zeigte mir, mit einer kurzen Geste, dass das nicht mehr nötig war. "Das steht außer Frage, jedoch könnte ich Ihnen das Leben erleichtern", sagte Yumeko. Der Drache schien zu überlegen und entspannte sich dann ganz. "Na gut, ich gebe dir die Chance, dies zu beweisen", meinte der Drache.

Während ich und Morgana zu dem großen Baum zurück gingen, blieb Yumeko bei dem Drachen und redete mit ihm. Ich setzte mich unter den Bau und Morgana ging zu Tiamat, dem Drachen am Fluss.

Nach einiger Zeit sah ich Yumeko, die schnell auf mich zulief. "Antares möchte mit dir reden", sagte sie, als sie bei mir ankam. Ich wusste sofort von wem sie sprach, stand auf und lief zu ihm.

Der Drache schien zu spüren, dass ich da war, denn als ich zu ihm lief, richtete er sich auf. "Setz dich, ich habe dir einiges zu erzählen", hörte ich die raue Stimme sagen.

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