Der Schmerz nach uns

91 2 2
                                    

„Ich komme mit!“, stieß Mesut hervor und floh vor den neugierigen Blicken ins Zimmer um seine Badesachen zu holen. Als er mit Badehose, Handtuch und Badelatschen draußen erschien im Flur, sah Manu nicht sehr glücklich aus, sagte jedoch nichts. Schweigend wandten sie sich zum Gehen, doch Bastian konnte sich ein „Viel Spaß euch zwei“ und ein dämliches Grinsen nicht verkneifen. Der Fahrstuhl brachte sie beide runter zum unterirdisch angelegten Pool und sie stiegen immer noch schweigend ins Wasser, nachdem beide ihre Sachen abgelegt und Mesut sich umgezogen hatten. Nach drei Bahnen sinnlosem hin und her geschwimme fiel Mesut schließlich die leise im Hintergrund spielende Musik auf: „Behind these hazel eyes“ von Kelly Clarkson. Als wäre Manu im selben Moment die Musik und der Text aufgefallen, drehten beide sich auf den Rücken und sahen sich auf dem Rücken im Wasser treibend an. Schweigen. Dann: „Das habe ich mir schon gedacht. Du fühlst dich als wäre der Text des Liedes dein in Worte geformtes Leben, oder?“, fragte Manu ohne jeglichen Unterton. Mesut schwieg und betrachtete den Lautsprecher, der, in der Decke eingebaut, fast nicht zu sehen  war. „Vielleicht. Aber was nützt es mir, dass du das jetzt weißt? Wirst du deine Meinung ändern?“, fragte Mesut und versuchte kühl zu klingen, den Sicherheitsabstand zu waren, den er jetzt so dringend brauchte, um nicht vor Wut zu platzen oder in Tränen auszubrechen.  Manu schüttelte seufzend den Kopf und verschluckte sich am Chlorwasser beim tiefen wieder Einatmen. Hustend schwamm er zum Beckenrand um sich fest zuhalten. Dann sah er Mesut an, der ihn reglos beobachtet hatte ohne eine Miene zu verziehen. „Hättest wohl nichts dagegen gehabt, wenn ich abgesoffen wäre, oder?“, fragte Manu immer noch leicht würgend. „Vielleicht. Vielleicht wäre es einfacher für mich, wenn du nicht mehr da wärst um mich zu benutzen. Vielleicht wäre es einfacher für mich, wenn niemand dich mehr haben könnte. Vielleicht bin ich auch einfach nur sauer auf mich selbst, weil ich den Koran mit Füßen trat und das nur wegen DIR, wo du mich doch nur als Ablenkung verwendet hast.“, zischte Mesut, der sich wieder auf den Bauch gedreht hatte und die Schwimmbewegungen mit einer solchen Heftigkeit ausführte, dass auf der Wasseroberfläche des Pools überall kleine Welle tanzten. „Ich hab dich nicht benutzt. Ich….hab dich begehrt und begriffen das es ein Fehler war. Ich liebe sie…mein Mädchen ist alles für mich. Begreifst du das nicht oder willst du es nicht begreifen?“, verteidigte Manu sich empört. „Ach bitte! Lass mich im Namen von Allah bloß in Ruhe. Ich denke als Kollegen werden wir uns auch nicht mehr so häufig sehen, wo doch jetzt die Länderspielzeit vorbei ist und die Champions League beginnt. Ich bin jedenfalls froh darüber mit so einer miesen Ratte wie dir, die obendrein um keine Ausrede verlegen ist, nicht mehr zu spielen.“, schleuderte Mesut dem verblüfft dreinblickenden Manu ins Gesicht, während er in die Badelatschen schlüpfte und die Badehose auszog um sich das Handtuch um die Hüfte zu wickeln. Er starrte den nun weiter schwimmenden und immer noch erstaunt den Kopf schüttelnden Manu lange an und versuchte den Hass, den er eben vorgespielt hatte auch zu empfinden. Er scheiterte und stolperte den Flur wegen den schlecht sitzenden Badelatschen hinunter zum Fahrstuhl.      

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 18, 2014 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Mein letzter Abend mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt