Wie aus meinem Tagebuch

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Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll und weiß nicht, wie ich formulieren soll, was ich sagen will. Heute ist es kein Impuls, der mich zum Schreiben brachte und jetzt sitze ich nicht hier und die Worte fließen aus mir heraus, sondern ich sitze hier aus diesem Gefühl heraus. Ich will es loswerden, ich muss und ich weiß nicht wie. Mein Kopf fühlt sich an wie Watte, nur schwerer. Ich bin traurig und in mir drin, da ist so viel Chaos, dass ich nicht weiß, wie ich das, was ich fühle greifbar machen kann.

Am schlimmsten ist, dass alle zuversichtlich sind, an mich glauben und mir gut zureden, während ich mich nicht sagen traue, was wirklich mit mir ist. Aber ich weiß es ja auch selbst nicht. Nur, dass ich gerade nicht an mich glaube und daran, dass alles klappen wird, auch wenn ich das erzähle. Ich fühle mich, als könnte ich nichts davon nach außen tragen. Nicht, weil ich jedem egal bin, sondern, weil es keiner versteht. Es ist als hätte ich meinen Schuh so fest zugeschnürt, dass ich ihn nicht mehr aufbekomme und meine Freunde sagen mir, ich soll doch einfach den Knoten öffnen, aber es geht nicht. Von außen sieht man das Problem nicht und denkt, es wäre alles okay, ich müsste einfach nur einmal hingreifen und meinen Schuh öffnen. Aber in Wahrheit geht er eben nicht auf. Und ich habe auch das Gefühl ich darf nichts sagen. Ich habe einfach keinen Bock mehr auf das. Ich will nicht mehr in dieser Trauer versinken. Ich will nicht mehr ohne Tränen weinen. Ich will mich nicht bemitleiden und nicht bemitleidet werden.

Alles ist okay, doch es fühlt sich trotzdem scheiße an.

Und ich habe noch nicht mal geschrieben, was los ist und jetzt sitze ich wieder da, wie gerade eben, und habe ein Brett vor dem Kopf. Ja, was ist denn los mit dir?

Ich fühle mich wieder wie ein kleines Mädchen, nur ohne Träume, in dieser Sackgasse an Leben, das mir bevorsteht. Und ich will kein Drama, aber so fühl ich mich eben. Das ist, als würde alles um mich herum zusammenbrechen, Steine auf mich niederrieseln.

Das Schlimmste ist, dass ich es nicht einmal schaffe zu schreiben. Schreiben ist immer der letzte Weg und hilft selbst dann, wenn gar nichts mehr geht.

In letzter Zeit stehe ich manchmal da und realisiere, wie erwachsen wir alle geworden sind und wie anders erwachsen sein ist, als man es sich früher vorgestellt hat. Und dann sehe ich, dass wir alle unglücklicher sind, als wir es eigentlich gerne wären, unsere Träume längst über Bord geworfen haben, uns in Illusionen und das kleinste Übel flüchten, aus Angst vor dem Leben und dem anders machen. Das Praktikum ist nur so lange der Traum, bis man drinsteckt und merkt, dass das eigene Leben gefangen ist, von Zwängen. Der Freund ist nur so lange ein Arschloch, auf das man gut verzichten kann, bis man merkt, dass allein sein auch nicht besser ist. Wir alle laufen nur weg und tun uns weh, weil wir verlernt haben vernünftig miteinander zu reden, ehrlich zu sein.
Ehrlich zu sein. Warum ist niemand ehrlich? Ich bin so abgefuckt von Unehrlichkeit und davon, dass man nicht aufeinander achtet. Manchmal ist es scheiße, wie es ist, manchmal verletzt das, was wir fühlen andere Menschen. Daran kann man nichts ändern. Aber ehrlich sein, das kann man ändern.
Keiner von uns ist erwachsen, so wie man sich erwachsen sein vorstellt, weil erwachsen sein einfach anders ist, als wir alle immer dachten. Und das mit der Ehrlichkeit. Überall um mich herum stehen Lügen und ich mit meiner Intuition habe sie entlarvt, aber ich mit meiner Ehrlichkeit spreche gegen Wände. Und es tut mir weh, wenn man mich anlügt. Auch, wenn Menschen das tun, um mich nicht zu verletzen. Wobei der wahre Grund doch eher Feigheit ist. Angst zuzugeben, was man denkt und fühlt, weil man einen Fehler gemacht hat, egoistisch war. Oder sogar deshalb, weil man zu faul ist, sich die Mühe zu machen oder sich selbst besser fühlt, wenn man den Schmerz an andere abdrückt.

Und dann sitze ich da vor meinem Handy und bin verletzt und weiß nicht damit umzugehen, weil ich sowas nicht über Whatsapp klären will und dann sind da aber viele Kilometer zwischen uns und wenn wir uns das nächste Mal sehen, will ich die alten Geschichten nicht mehr aufrollen. Ich treffe mich ja nicht mit dir, um mich mit dir zu streiten und sauer bin ich nach so langer Zeit eh nicht mehr.

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