Wald

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* Loro *

Endlich war es wieder still im Wald.

Ich zog die Graspfropfen, die das Geräusch der lauten Schüsse gedämpft hatten, aus meinen Ohren und massierte sie. Dann schob ich meine Messer und Dolche in das Halfter, ich würde sie nachher säubern und schleifen. An einen Baum lehnend atmete ich tief ein und versuchte das Grauen der letzten Minuten zu verdrängen.

Mir war kalt. Das war mir oft, wenn ich zum Töten gezwungen wurde. Sehnsüchtig blickte ich zur Feuerstelle im langen, vom Mond silbernen Gras, wo wir vorher am wärmenden Lagerfeuer gesessen hatten.

‚Sind noch Soldaten im Wald? Konntest du jemand entdecken?', fragt ich meine Schwester Liri über unseren Gedankenlink. Ich spürte, wie sie sich mit jemandem unterhielt und wartete geduldig auf ihre Antwort. Fröstelnd zog ich meine Jacke enger um mich. Aus meiner versteckten Position am Waldrand sah ich mich noch einmal genau um, bevor ich aus dem Wald trat.

Immer noch auf die Antwort meiner Schwester wartend, schlenderte ich zurück zur Feuerstelle, an der wir vorher auf den Angriff gewartet hatten. Nach einem scharfen Blick zu allen Seiten, ging ich neben der Asche in die Hocke. Möglicherweise war es dumm, schon jetzt das Feuer anzuzünden. Schließlich konnten noch Soldaten im Wald sein – aber ich bezweifelte es und ansonsten hatte ich ja meine Dolche. Die Packung Streichhölzer von Iril lag auf einem Stein am Rande, gut sichtbar im Mondlicht. Unmittelbar vor dem Angriff hatte sie an einem toten Ast rumgezündelt. Ich grinste kurz und nahm mir dann ein Streichholz aus der alten Papierbox. Schnell hatte ich das Reisig und die trockenen Grashalme entzündet. Geduldig fütterte ich die kleine, züngelnde Flamme.

Jedes Geräusch ließ mich aufblicken. Ich durfte die Umgebung nicht aus den Augen lassen, das wäre fahrlässig und dumm. Bis Liri das Zeichen zur Entwarnung gab, würde ich in Alarmbereitschaft bleiben. Auch wenn ich bezweifelte, dass heute noch mehr Angriffe bevorstanden. Es war so schon überraschend, dass sie uns gefunden hatten. Alle Handys hatten wir weiter entfernt deponiert, damit eine Ortung nicht möglich wäre.

Eine Bewegung ließ mich in die Hocke gehen und zwei Messer in die Hand nehmen. Eine Person näherte sich mit federnden Schritten. Nach ein paar Sekunden erkannte ich Lerr, der auf das Feuer zu schlenderte. Ich entspannte mich und kümmerte mich wieder um die wärmenden Flammen. Er hatte seinen Bogen noch in der Hand und auch er schien seine Umgebung nicht aus den Augen zu lassen. Seine Augen wanderten immer wieder über den finsteren Waldrand.

„Gut gekämpft, Loro. Hast du schon von Liri erfahren, ob der Wald frei ist?", begrüßte er mich. Lerr war einer von wenigen, die von Liris und meiner Gedankenverbindung wussten. Es war ein gut gehütetes Geheimnis, von dem nur eine Handvoll Leute wussten.

Ich lächelte und sandte schnell an Liri: ‚Liri, du schuldest mir noch eine Antwort!'
An Lerr gewandt antwortete ich nur: „Sie sucht noch."

Ich könnte ihn jetzt zum Kampf gratulieren oder fragen, wie es ihm ergangen ist. Aber ich möchte nicht darüber nachdenken. Und ich weiß, dass Lerr das versteht.

Das Feuer brannte inzwischen wieder munter und setzte mich ein Stück zurück ins Gras. Lerr ging neben mir in die Hocke und wir sahen schweigend dem Flammenspiel zu. Langsam wärmte ich mich auf und meine Muskeln entspannten etwas. Lerr legte ein wenig Holz nach, ergriff jedoch nicht das Wort. Ich konnte ihn gut leiden. Wir waren vor Jahren gemeinsam im Kampf ausgebildet worden. Er war nicht nur ein exzellenter Bogenschütze, sondern mit vielen Waffen geschickt – vor allem aber war er ein loyaler Freund.

Plötzlich fuhr ich auf. Sengende Wut ergriff mein Bewusstsein und erfüllte alle meine Gedanken. Ich ballte die Hände zu Fäusten. Es war ein Gefühl von Liri, dass sich über unseren Gedankenlink auf mich übertrug. Ich spannte mich an, um ihre Wut aus meinem Kopf zu verbannen. Es war schon passiert, dass Liris Gefühle mein Bewusstsein trübten. Denn meine Schwester hat häufig sehr starke Gefühle und auch wenn der Gedankenlink oft sehr praktisch ist, diese Eigenschaft ist gefährlich. Ich war es inzwischen gewöhnt mich dagegen zu wappnen. Doch sollte ich genau in diesem Moment angegriffen werden, würde ich nicht reagieren können.

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