Kapitel 3

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Pov. Lia

Es wurde ein zweites Mal diese Melodie gespielt. Sie ertönt jeden Abend wenn wir uns zum Abendessen, in der großen Mensa, treffen sollen.

Am liebsten würde ich sitzen bleiben, aber ich wusste ganz genau das Melissa und Emilia jede Chance nutzen würden um mir eins auszuwischen. Also stand ich auf und bewegte mich in Richtung Mensa.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Aus jeder Ecke hörte ich Stimmen und Gelächter. Dann erblickte ich sie. Ihre Blicke ruhten auf mir. Ich sah wie Melissa etwas sagte und die anderen anfingen zu lachen.  Ich wurde wütend. Allerdings nicht weil sie lachten, sondern weil es mir nicht egal war, was sie von mir dachten. Ich ließ von ihnen ab, weiterhin auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit. Auf der anderen Seite des Raumes, war ein Tisch fast unbesetzt, an welchem nur ein Mädchen saß, das etwa 2 Jahre jünger war als ich.

Das musste das Mädchen sein, dass das neu dazu gekommen ist. Wenn ich richtig verstanden habe, dann ist ihr fast das Gleiche wie mir widerfahren.

Ich ging mit einem Kloß im Hals zu ihr hinüber. "Hey, Paula richtig?...  Ich bin Lia. Darf ich mich setzen?" Ich lächelte sie an. Sie sah zu mir auf und nickte vorsichtig. Wir saßen eine Weile da. Die Stimmen im Raum wurden mit der Zeit weniger.

Dann brach sie das Schweigen "Was hast du heute nach der Schule gemacht? " erschrocken von ihrer warmen Stimme begann ich zu stammeln. Sonst redet niemand mit mir. "Oh ich? Ja also ich war in der Bibliothek und habe ein Buch gelesen. Was hast du gemacht?" Sie hob den Kopf, sah mich mit einem winzigen Lächeln an und ließ dann den Kopf  wieder sinken." Ich habe erst meine Hausaufgaben gemacht und habe mich dann auf mein Bett gelegt und ein altes Kinderbuch gelesen." Sie wartete ab. " Warum ein Kinderbuch?" fragte ich zögerlich und im selben Moment wünschte ich mir ich hätte die Frage weggelassen, denn augenblicklich sah ich, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Dann sagte sie leise "Meine Mom... sie ... sie hat mir immer daraus vorgelesen." Ich versuchte sie tröstend anzusehen doch im selben Moment durchzuckte mich wieder ein Schreck.

Fine, eine unserer Betreuerinnen, stand hinter uns " Wollt ihr beiden nichts essen?" Ich drehte mich und stand langsam auf. Dann schlürfte ich zum Tisch mit Geschirr und Besteck und nahm mir einen Teller,  ein Messer und eine Gabel. Damit in der Hand begann ich mir eine Scheibe Brot und etwas Margarine auf den Teller zu tun. Danach nahm ich etwas Käse und ein paar Stücken von der frisch aufgeschnitten Gurke.

Ich setzte mich wieder und sah zu Fine auf. Eigentlich hatte ich keinen Hunger aber sie sah mich mit solchen mitfühlenden Augen an, dass mir durch den Sinn kam wie viele Sorgen sie sich schon um mich machte und dann sollte sie nicht auch noch zusätzlich Probleme wegen meinem Essverhalten bekommen. Ich drehte mich also wieder um, biss in das Brot und aß ein Stück Gurke.

Nachdem ich wieder in meinem Zimmer zurück war, nahm ich mein Duschzeug und meinen Schlafanzug und ging erschöpft ins Bad um mich zu duschen und meine Zähne zu putzen. Anschließend sah ich mich im Spiegel an. Meine eigentlich großen wachen, goldbraunen Augen sahen klein und gerötet aus. Mein langes braunes Haar fiel in leichten schimmernden Locken über meine Brust und meine Schultern bis zur Höhe meines Bauchnabels. Ich legte meine Bürste an und kämmte sie bis sie leicht schimmerten. Dann flocht ich wie jeden Abend meine Haare zu einem französischen Zopf, damit sie nach der Nacht nicht ganz so stark zerzaust waren.

Am nächsten Morgen wurde ich von der Sonne geweckt. Gestern hatte ich sofort damit angefangen meine Sachen zu packen. Ich lag immer noch in meinem Bett und stellte fest, dass ich seit einer Ewigkeit nicht mehr so gut geschlafen habe wie heute. Langsam stand ich auf und ging zum Fenster. Draußen hatte es fast die ganze Nacht geregnet, aber der Boden war schon gut getrocknet. Ich freute mich riesig. Die gestrige Nachricht bedeutete endlich einen Neuanfang für mich.

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