Kapitel 2

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POV. Helena

Als ich über den Kiesweg zum Park ging, konnte ich es noch immer nicht fassen.

Vor einer Woche war ich noch in meinem alten, trostlosen Heim und jetzt befand ich mich an einem der schönsten Orte überhaupt. Na ja natürlich die Sache das gleichzeitig Unterricht nebenan statt fand mal außer acht gelassen.

Das von innen moderne Internat, hatte es geschafft von außen seinen alten Charme bei zu behalten und jedes Mal, wenn ich es ansah, erfüllte es mich mit Stolz.

Stolz es so weit geschafft zu haben, es überhaupt geschafft zu haben. Denn das war alles andere als leicht gewesen. Ich hatte unzählige Telefonate führen, E-Mails schicken und meiner Betreuerin, dauerhaft auf die Nerven gehen müssen, bis endlich vor genau 8 Tagen der erlösende Brief eintraf.

Ich wurde angenommen!

Dieser Moment als ich ihn mir das erste Mal durchlass war einer der besten Momente meines bisherigen Lebens. Ich sprang hin und her, wurde von allen anderen nur wortlos angestarrt, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Aber das war mir in diesem Augenblick so dermaßen egal! Die Abfahrt war sowieso schon für den nächsten Tag angesetzt, also würde ich sie nie wieder sehen müssen.

Egal wie oft ich darüber nachdachte es erschien mir immer als das pure Glück.

Daher ist es auch nicht gerade verwunderlich, das ich mir angewöhnte, nicht wie andere Leute irgendwelche Anhänger als Glücksbringer irgendwo baumeln zu haben. Nein ! Ich trug in meiner Jackentasche, so nah wie möglich am Herzen, diesen so wichtig gewordenen Brief.

Als ich gedankenverloren meine Umgebung betrachtete, musste ich feststellen, dass ich das Backsteingebäude schon lange hinter mir gelassen hatte und jetzt ein riesiger Rosenbogen vor mir aufragte. Lings und rechts von ihm befanden sich jeweils eine genauso große Hecke, die den Park vom Rest des Geländes abzugrenzen schien.

Eine märchenhafte Kulisse empfing mich. Überall standen große Bäume, deren Blätter kein Sonnenlicht durch ließen, nur ein paar vereinzelte Strahlen schafften es bis zum Boden. Ich war in diesem Anblick so abgelenkt, dass ich erst nur im Hintergrund mitbekam, wie von der Seite, Schritte schnell immer lauter wurden. Natürlich probierte ich der ankommenden Person auszuweichen. Nur misslang mir das kläglich, da wir im selben Moment in die gleiche Richtung auswichen und dem zufolge genau ineinander prallten.

Hart landeten wir auf dem Boden und ich blieb kurz sitzen, um mich zusammeln, wobei die andere Person, das anscheinend gar nicht brauchte, denn sie sprang schon wieder auf und lief weiter.

Nach ein paar Sekunden hatte dann auch ich mich gefasst und sah mich verwundert um. Allerdings bekam ich nur noch mit, wie ein hochgewachsener, braunhaariger Junge um die Ecke davon lief und ein: „Entschuldigung!“ zu mir zurück rief. Ich schüttelte verärgert meinen Kopf und rappelte mich langsam wieder auf und ging weiter einen kleinen Weg lang.

Was war das den jetzt bitte!?

War es so schwer mir einfach kurz hoch zu helfen und sich ruhig zu Endschuldigen?

Ist denn etwa Höflichkeit so der Maßen aus der Mode!?

Ich glaube nicht!

Aber das schien dem Kerl vollkommen egal zu sein.

Nein! Ich glaube er hält sich jetzt sogar für total „cool“!

So ein Arsch!

Innerlich warf ich ihm immer noch meine Gedanken nach, als ich zu einer kleinen Lichtung kam. Sie war mit Blumen überseht und lud zum hinlegen und entspannen ein. Wer hätte da widersprechen können? Ich für meinen Teil konnte es nicht und lag schon nach wenigen Sekunden, mit meinem Rücken, auf der Wiese und starrte den Himmel hinauf. Ach ist es nicht genial einfach die Wolken zu beobachten, nachzudenken oder einfach ein Buch in solch einer Situation lesen zu können? Mein Buch hatte ich zwar leider in meinem Zimmer vergessen, aber das machte überhaupt nichts. Ich hatte genug Stoff zum Nachdenken, und damit bezog ich mich nicht auf den kleinen Zusammenstoß von eben. Nein, ich dachte über den morgigen Tag nach. Ich würde endlich meine neue Mitbewohnerin kennenlernen. Bei meinen Nachforschungen hatte ich nicht allzu viel herausgefunden. Nur das ihr Name Lia Jonsen war und sie bis Morgen noch in einem Partner-Heim von meinem ging. Hoffentlich verstehe ich mich gut mit ihr. Es könnte schließlich gut sein, das es eines dieser Mädchen ist, die sich alle fünf Minuten schminken, oder gar immer wieder die verschiedensten Typen mit auf unser Zimmer nehmen und erstmal schön Kamasutra üben müssen.

Ich verzog angewidert das Gesicht. Ich würde alles akzeptieren, außer DAS! Ich habe ja generell schon Probleme damit mich Leuten zu öffnen oder gar ihnen zu vertrauen. Wobei ich zugeben muss, das ich eigentlich sogar ziemlich schüttern bin, so komisch das auch sein mag. Für mich macht es einen großen, wenn nicht sogar riesigen Unterschied, ob man Dinge nur denkt oder sie wirklich sagt. Daher denke ich tausend Mal über das nach was ich vorhabe zu sagen. Was dann natürlich zur Folge hat, dass das Gespräch entweder schon weiter geführt wurde, oder gar der Gesprächspartner zu ungeduldig war und das Gespräch einfach abgebrochen hatte.

Aber gut, immer schön optimistisch denken Helena. Du hattest schon soviel überstanden, dann wirst du auch eine etwas andere Sportart akzeptieren können. Ok, jetzt hatte ich mich selbst angelogen. Aber sie würde bestimmt nicht so ein Mädchen, oder etwa doch? Na ja die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering. Nur bei meinem Glück …

Bei diesem Gedanken brach ich ab und verbot mir selber weiter darüber nachzudenken, das würde mir sowieso nicht helfen, eher im Gegenteil.

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hey guys ! Dieses kleine Kapitel ist mein erstes also seid bitte nicht allzu fies ^^. Wir probieren jeweils pro Person ein Kapitel in einer Woche hochzuladen.

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