61\\Tell me, can I stay overnight?

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Ich konnte nicht anderes machen, als ständig nervös auf die Uhr zu schauen. 19:53 Uhr. Noch sieben Minuten, dann kam Yoongi. Ich war aufgeregt! Was will er dann eigentlich mit mir machen? Mir wurde heiß. Was wird er nur machen? Hoffentlich etwas unanständiges... nein. Ich schüttelte schnell meinen Kopf. Niemand will so etwas mit Jimin machen. Gegessen hatte ich seit heute Morgen nicht mehr. Ich wollte nicht, auch nicht nach dem Krankenhaus. Die Gedanken um die Kalorien waren zu stark, mir ging es einfach nicht gut genug, um etwas zu essen. Es fiel mir sowieso schon schwer, aber heute konnte ich es wirklich nicht. Ich wollte einfach nicht zunehmen, deshalb überlegte ich inzwischen sogar, wie ich morgen mir vor dem Essen drücken sollte. Immerhin hatte ich gesehen, dass es nichts bringt.
Ich esse nichts: Mir wird schlecht.
Ich esse etwas: Mir wird trotzdem schlecht.
Es wird sowieso nicht besser, deshalb bemühte ich mich auch gar nicht mehr. Es machte keinen Unterschied. 

Sollte ich meine Eltern fragen, ob er übernachten darf? Nein, sie waren keine Eltern mehr, die ich einfach so fragen durfte. Es würde wieder Streit geben und am Ende würde ich in mein Bett gehen und weinen. Sie würden ihn ja nicht einmal rein lassen! Ich liebte diesen Jungen, warum verstanden sie es nicht? Ich liebte ihn mit allem, was ich hatte. Ohne ihn wäre ich nichts mehr. Ohne ihn wäre das Leben noch viel schlimmer. Die Uhr sprang endlich auf 20 Uhr um. Schnell stand ich auf und verließ mein Zimmer. Mein Magen schmerzte, aber ich hatte schon beschlossen nichts zu essen. Ich hielt das schon aus. Bald geht es wieder vorbei. Ganz sicher.

Langsam schlich ich die Treppen runter. Meine Eltern saßen im Wohnzimmer und schauten sich ihre Serie an. Unten verharrte ich etwas, horchte in das Haus. Da lief wirklich nur der Fernseher und meine Eltern reden leise miteinander. Mein Bruder sollte schon schlafen. Ich ging also zur Haustür und mein Herz klopfte mir bis zum Hals... vor Angst. Bitte hört das nicht... Bitte spricht es nicht an. "Jimin? Bist du das?", fragte mein Vater laut.
Ich erschreckte. Verdammt. "J-ja?" Die Haustür ging weiter auf. Yoongi steckte grinsend seinen Kopf rein. Seine Wangen waren ganz rot. Wartet er etwa schon so lange!? "Was machst du an der Haustür?" Verdammt, verdammt. Was sollte ich sagen? Yoongi quetschte sich durch die Tür und verschwand schnell in der Küche. So leise ich konnte, machte ich die Tür wieder zu. "Ich- ich bin in der Küche... nicht im Flur.", rief ich etwas panisch. Meine Mutter stand am Türrahmen vom Wohnzimmer. "Ja? Willst du was essen?", fragte sie mich kalt. Ich nickte nur etwas. "Ich mache mir selbst was...", nuschelte ich leise. Sie nickte nur. "Aber dann was anständiges, ja? Da sind noch Nudeln, wenn du willst." Ich nickte wieder schnell und sie ging zum Glück wieder. Das war knapp. Ich wollte nur Yoongi aus der Küche holen, damit wir in mein Zimmer konnten. Er saß dort und aß einfach einen Teller Nudeln. Ich verdrehte die Augen. Er machte so etwas ständig. "Komm, schnell!", bat ich ihn. Warum saß er denn einfach nur da und aß? Wusste er nicht wie gefährlich das war? Verstand er nicht, wie nervös ich schon bin? Er schüttelte den Kopf. "Du musst was essen, Jimin.", sagte er besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf. "Nein, ich habe schon gegessen.", log ich. Er verdrehte nur die Augen. "Hast du nicht. Die Nudeln sind eigentlich für dich, nicht? Du hast gerade mit deiner Mutter darüber geredet.", flüsterte er beleidigt. Ich schüttelte nur den Kopf. "Naja auch egal. Zum Glück habe ich für dich etwas mitgebracht.", grinste er breit. Er hatte was!? Bitte nicht! 

Erst jetzt bemerkte ich den Rucksack, den er auf dem Rücken trug. "Lass uns in dein Zimmer.", bestimmte er und stopfte sich noch ein paar Nudeln rein. Wie konnte er einfach so diese Nudeln essen? Diese Kalorien. Machte er sich darüber denn keine Gedanken? Yoongi überlegte kurz und nahm den Teller dann einfach mit. "Die sind gut. Stört es dich, wenn ich in deinem Zimmer weiter esse?", schmatzte er nur. Ich schüttelte schnell den Kopf. Ich war einfach froh, dass er da war. Er rannte leise die Treppen hoch und grinste breit, als er in meinem Zimmer verschwand. "Jimin? Hast du was gegessen?", rief meine Mutter- Schnell ging ich ein paar Stufen hoch. "Nein, ich esse in meinem Zimmer!" Wie sollte ich sonst den fehlenden Teller erklären? Meine Mutter war dann leise. "Ist gut, aber bring ihn dann wieder runter.", seufzte sie nach langer Zeit. Ich stimmte zu und verschwand in meinem Zimmer. 

"Deine Mutter ist doch ganz nett...", bemerkte Yoongi. Er hatte mich erschreckt. Er saß einfach auf meinem Bett. Ich zuckte mit den Schultern und schloss meine Tür. "Ja und trotzdem hasst sie mich...", nuschelte ich leise. Er seufzte nur. "Sag sowas nicht.", bat er mich. Ich antwortete ihm nicht darauf.

"Was willst du eigentlich machen?", wechselte ich das Thema. Er wurde auf einmal ganz rot. "A-also eigentlich- wollte ich heute bei dir übernachten." Ich riss die Augen auf. Ich und Yoongi? Eine ganze Nacht zusammen? Ich freute mich! "Schläfst du dann auch in meinem Bett?", fragte ich ihn grinsend. Yoongi wurde noch roter. Es war so selten ihn so zu sehen. Da musste ich es doch ausnutzen! "Ja, oder willst du, dass ich auf dem Boden schlafe?" Ich ging näher zu Yoongi, nahm mir seine Hand. Er war so war. "Das meinte ich damit doch gar nicht." Verdammt, jetzt wurde ich auch rot. Er lachte erleichtert aus. "Komm, setz dich.", klopfte er neben sich und er holte aus seiner Tasche eine Schüssel. Fragend sah ich ihn an. "Hier für dich." Er öffnete sie und heißer Dampf schlug mir ins Gesicht. Er hatte mir doch tatsächlich Reis mitgebracht. "Und das hier." Er holte noch Gemüse dazu. Er hatte mir ein ganzes Abendessen mitgebracht! Ich wurde nervös. "Y-yoongi... ich-" Er lächelte nur traurig. "Jimin... du bist wirklich schrecklich dünn. Du musst mehr essen. Bitte." Seine Augen waren wirklich traurig. Ich wollte ihn nicht enttäuschen. Nicht schon wieder, deshalb nickte ich nur zaghaft. Ich verstand ihn nicht. So dünn war ich nicht. Ich würde mich eher als etwas zu dick bezeichnen. Er kniff mir in die Wangen. "Iss viel, habe ich nur für dich gemacht." Er reichte mir einen Löffel. "Danach können wir kuscheln, ja?" 

Wenn ich jetzt schon an eine Nacht mit Yoongi dachte! Ich schluckte schwer, nahm den ersten Löffel in den Mund und kaute lange darauf rum. Eine ganze Nacht mit Yoongi! Und er würde so so lange neben mir liegen. "Du freust dich ja richtig.", lachte Yoongi. Gott, war ich etwa so offensichtlich?

Nightmare || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt