Angestrengt verengten sich meine Augen und mein Fokus legte sich erneut auf das Mathe-Chaos, welches sich auf der grünen Tafel breit machte.
Es waren schon einige Tage Wochen seit Schulanfang vergangen und so viel war in dieser Zeit nicht passiert. Das einzig etwas interessante war wohl eher ein Jemand, niemand geringeres als mein Sitznachbar Ethan. So gut wie es mir möglich war hatte ich jegliche Interaktion mit ihm vermieden, was eigentlich auch ganz gut funktioniert hatte bis jetzt. Tagelang war er Gesprächsthema Nr. 1, sein Ruf als Junge welcher durch Fehlverhalten und Prügelein von Schule zu Schule flog hatte sich auch bei uns verbreitet und dass dieser nun bei uns auf dem Gymnasium gelandet war, fanden viele mehr als spannend.
Auch wenn er in vielen Fächern neben mir in der letzten Reihe saß ( Vielleicht wollte er auch einfach seine Ruhe haben und hatte mit mir als Sitznachbar nicht viele Probleme ), kannte ich ihn so gut wie null, abgesehen von all den Gerüchten die man über ihn hörte. Einerseits lernte ich nicht gerne neue Leute kennen, auch wenn er etwas Interessantes an sich hatte, weil ich das Risiko nicht eingehen wollte, anderseits ekelte es mich an wie sehr die Barbies ihm hinter geierten, niemals würde ich jemandem so hinter her laufen.Nicht auffallen und keinen Stress machen war meine altbewährte Devise.
Mathe war immer eins meiner Problemfächer gewesen, mit diesem Arschloch verstand ich mich einfach nicht, was bestimmt nicht mir so geht.. Oder? Ich hatte wirklich versucht immer aufzupassen und alles mit zu kriegen, trotzdem funktionierte es nicht so wie ich es wollte.
Genervt schaute sich der Lehrer in unserer Klasse um und regt sich innerlich wahrscheinlich darüber auf, was für ein dummer Haufen wir doch waren und wie sowas aufs Gymnasium gehen konnte.. Aber naja was solls, er hatte sein Abi ja wenigstens schon.
Einige Aufgaben standen an der Tafel, für die er eigentlich eine Antwort von uns haben wollte, es aber keine gehobenen Arme gab. Totenstille machte sich in unserem Klassenraum breit und es wahr wirklich unangenehm, als die strengen Augen des Professors in die letzte Reihe wanderten.Leicht erschrocken zuckte ich zusammen, als ich aus dem Augenwinkel Ethans tattoowierte Hand sah, welche sich mein Arbeitsblatt griff und danach wieder verschwand. Verwirrt drehte ich gerade meinen Kopf zu ihm um, als der Lehrer meinen Namen zwischen seinen Zähnen hervor presste und eine Antwort von mir erwartete.
Mein Herz fing unglaublich stark an zu schlagen und unbewusst hielt ich meinen Atmen an, manche Schüler drehten sich schadenfroh zu mir um... Ich bin am Arsch.
Von rechts wurde ich auf einmal unter dem Tisch leicht in die Seite gestoßen, als mein Blick auf mein Arbeitsblatt fiel, welches wieder auf seinem ursprünglichen Platz lag.. Und auf die Lösungen, welche auf einmal auf diesem waren. Unsicher blinzelte ich auf die Zahlen hinunter und fing an diese langsam vorzulesen in der Hoffnung, dass Ethan mich nicht extra verarschen wollte. Als die letzte Zahl meine Lippen verließ nickte der Professor nur emotionslos, sagte nichts und drehte sich um, damit er die Lösungen für die anderen Schüler nochmal notieren konnte. Erleichtert entspannte sich mein Körper wieder und unbewusst verließ ein angestrengtes Seufzen meine Kehle.Erst nach einiger Zeit sah ich wieder auf die in schwarz geschriebene Lösung, welche von meinem Sitznachbarn auf mein Blatt geschrieben wurde. Verwundert wanderte mein Blick zu ihm herüber, in meinem Kopf schwirrten viele Fragen.
Wieso wusste er, dass ich dran kommen würde?
Wieso würde er mir helfen, obwohl er und ich uns nicht wirklich kannten?
Wieso war er gut in Mathe??
Eine leichte Gänsehaut zog sich über meinen Körper, als Ethan meinen Blick wohl gespürt haben musste und sich gleichgültig zu mir umdrehte.
Grün trifft auf Grün.
Leise und etwas verunsichert verließ ein geflüstertes "Danke" meine Lippen, welches von ihm mit einem kurzen Nicken beantwortet wurde, auf das ein kleines, minimales Grinsen folgte. Leicht zogen sich meine Lippen dadurch auch nach oben, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
Der Unterricht war so gut wie zu ende und beim ertönen der Schulklingel fühlte es sich so an, als hätte mir jemand eine ordentliche Backpfeife gegeben. Er hatte mich zum Lächeln gebracht. Ethan hatte es mit so einer kleinen Geste geschafft meine Fassade zum Brökeln zu bringen.
Das durfte ich mir nicht erlauben, nicht schon wieder.
Sofort packten alle ihre Sachen so schnell wie möglich zusammen und mein Blick folgte meinem Retter in Not, bis sein Haarschopf aus meinem Blickfeld verschwand.
Verträumt steckte ich mir dann meine Kopfhörer in die Ohren und schüttelte leicht meinen Kopf, um die reale Welt wenigstens für eine Weile zu vergessen.
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¬ Mon Amour ¬
Teen Fictionhe never wanted to love before. she never wanted to trust anymore. [ also sexual content ; strong language included ⚠️ trigger warning ( probably not that bad but still I'm giving a warning) ]