Er war einsam. Er sehnte sich nach der Liebe.

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"Hey, Jeongguk?", ihre zu hohe Stimme riss mich aus den Gedanken. Vor mir stand Lisa. Unsere Klassensprecherin. "A-also, ich wollte dir nur sagen, dass die nächste Stunde in weniger als 2 Minuten beginnt und die Lehrer es doch nicht dulden, wenn du vorher einschläfst." Hinter mir lachten mal wieder die Jungs und Mädchen, die ihre ganzen Hormone nicht unter Kontrolle hatten. "Der pennt doch nur, weil er bis spät in die Nacht gefickt wurde!"
Ihr Lachen klang höhnisch. Sie verspotteten mich. "Danke, Lisa." Ich brauchte nicht noch mehr Ärger. Ich hatte doch schon genug davon am Hals. "Ach, ja. Jeongguk?" Ich verdrehte die Augen. "Was denn nun?" Sie schluckte etwas nervös. "D-dein Piercing. Du weißt, Herr Choi mag es nicht, wenn er dich damit sieht." Ich spielte an den kleinen kühlen Metall an meiner Lippe. Ich war ihr vielleicht für das Aufwecken dankbar, aber nicht dafür! Sie sollte nicht so tun, als müsste sie auf mich aufpassen, nur weil sie vielleicht in mich verknallt war. Ich ignorierte sie daraufhin und sie stampfte beleidigt davon. "Du bist wirklich eine richtige Schwuchtel!", zischte sie noch. Ihre Freundinnen fingen an zu kichern. Sie alle nervten mich. "Hihi, das hast du ihm aber gezeigt!" Ich verdrehte die Augen. Wow, das hat mich aber getroffen. Achtung, das war reine Ironie. Mich verletzten diese Beleidigungen schon lange nicht mehr. Es stimmte. Ich war schwul und damit auch eine Schwuchtel, doch daran fand ich nichts verwerfliches. Es war schließlich mein Leben, das ich -mehr oder weniger- lebte, also war das schon in Ordnung so.
Das jedenfalls redete ich mir während der Schule ein.

Ich hasste mich deswegen nicht. Keineswegs, nur war das anstregend und nervig. Ich verriet das nicht gerne. Das ich schwul bin, meine ich. Es müssen nicht alle wissen, nur ist mir ein Fehler unterlaufen. Ein Junge, Min Yoongi, damaliger Schwarm, hatte mich angesprochen. Er hatte mich nach einer Verabredung gefragt. Er sagte, er wäre schwul und fragte, ob es in Ordnung sei. Ich hatte sofort zugestimmt. Ich meine, er war doch an mir interessiert, sonst hätte er doch wohl kaum nach einem Date gefragt. Ich hatte also Glück. Ein Hura für mich. Mein Schwarm führt mich aus. Besser konnte es nicht werden. Dachte ich jedenfalls.

Wir hatten einen schönen Tag zusammen. Er war für mich schön. Wir waren in der Stadt und dann im Park. Nichts besonderes, aber dann doch, immerhin war er mit mir. Ich war verliebt in ihn, doch er spielte nur mit mir. Wie aus heiterem Himmel küsste er mich. Seine Lippen schlossen sich um meine. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch. Dann passierte es. Es wurden Fotos geschossen. Von uns, wie er mich küsste. Er löste sich, wischte sich über den Mund. "Bah! Ist ja widerlich. Jungs! Habt ihr es?" Seine Freunde kamen. Ich verstand die Welt nicht mehr. "Schaut euch die Schwuchtel an!", lachten sie. "Schaut wie verwirrt er ist!"
Ich verstand es wirklich nicht. "Oh tut mir leid, Gguki. Dachtest du wirklich, ich will etwas von dir?" Ich konnte sein Grinsen nicht vergessen. "W-was meinst du?", meine Stimme zitterte, es war mir alles so peinlich. "Na, dass ich dich volle Kanne verarscht habe!", kicherte er. "Und du bist noch drauf reingefallen." Er schüttelte den Kopf, stand dann auf. Ich saß immer noch wie versteinert auf der Wiese. Ich konnte es nicht fassen. Welcher Mensch spielt so mit den Gefühlen anderer? Ich wollte nicht weinen, aber es hat mich wirklich geschockt. Eine Träne rann mir die hitzigen Wangen runter. "Oh mein Gott, dieser Pisser weint!" Yoongi starrte mit weit aufgerissenen Augen auf mich, bis er auf einmal lauthals lachte: "Gott! Warte, du standest auf MICH?" Ich musste den Kloß in meinen Hals runterschlucken. "Moment. Wirklich? Oh, das tut mir jetzt aber ein bisschen leid.", meinte er trocken. "Naja, wir finden einen anderen für dich, der dich tief in deinen Arsch ficken kann." Ich sprang dann plötzlich auf. Ich war wütend und zu tiefst verletzt. "D-du kannst das doch nicht einfach machen!", schrie ich ihn an. Er lachte. "Doch, das kann ich. Aber eins muss ich sagen. Deine Lippen sind wirklich weich. Was benutzt du? Labello?" Ich konnte er nicht fassen. Sauer schlug ich ihn in sein Gesicht. Seine Freunde lachten nur. "Oh, die Schwuchtel ist verletzt." Ja, das war ich! Ich drehte mich um und rannte davon. "Das bekommst du zurück, Jeon!", brüllte mir Yoongi hinterher. Ich zeigte ihm einfach den Mittelfinger. Er sollte mir nie wieder zu nahe treten.

Wanna try? || TaeggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt