Er hatte Angst ihn zu verlieren. Er braucht ihn doch.

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Er nahm so viel Rücksicht. Und ich wollte es. Verdammt wie sehr ich ihn wollte. Er öffnete seine Schlafzimmertür. Wir waren beide frisch geduscht und er hatte mir andere Sachen zum Anziehen gegeben. Sie waren etwas groß, aber ich mochte sie. Sie rochen nach ihm und dadurch flatterte mein Herz immer wieder, wenn ich diesen Geruch in meine Nase sog. Der Raum war klein und dennoch war alles was er brauchte drin. Er zog mich vorsichtig rein, schloss die Tür. Ich war aufgeregt. Viel aufgeregter als beim Spielplatz oder bei Yoongi, meiner vermeidlichen Liebe. Das hier war um Welten besser und spannender. Er stieß mich gegen die nächste Wand und ich habe wirklich alles erwartet, dass er mich anfasste, küsste oder sogar irgendwie verletzte, doch er hatte nichts davon gemacht. Er stand nur da, presste mich an die Wand und weinte. Seine Augen fixierten meine. Wir hatten nicht mehr so viel gesprochen, seit er mir das von seinen Eltern erzählte. Sie waren an einem Unfall gestorben, nur er hätte wie durch ein Wunder überlebt und ich danke Gott dafür. Er hatte mir diesen Menschen nicht weggenommen, bevor wir uns überhaupt hätten kennen lernen können. Seine Augen tränten, seine Lippen pressten sich aneinander. Er litt wieder und das wollte ich nicht mehr sehen. Ich wollte ihn glücklich sehen. Ich wollte ihn bei mir wissen, ganz gleich wie. Er sollte nie mehr Tränen der Trauer vergießen.

"Jeongguk. Ich kann das nicht mehr. Ich habe doch niemanden, also warum du?"

Ich verstand seine Frage nicht ganz. Warum ich? Das war eine gute Frage. Ich wusste keine richtige Antwort darauf. "Weil wir doch beide einfach alleine sind." Und er nickte nur stumm, während auch mir Tränen über die Wangen liefen. Mir war kalt. Ich fror und zitterte. Ihm erging es nicht anders. Dieser Mann wollte nur mich und er war trotzdem so fürsorglich, so überaus lieb. Er hielt sich zurück, für mich. Er wollte mich nicht verschrecken. Er hatte Angst, dass ich sonst einfach gehen könnte, aber das würde ich nicht. Ich war schon seit Stunden Hals über Kopf in ihn verliebt.
Taehyung hat alles gemacht, dass ich mich wohl fühlte. Er hat mich in Ruhe duschen lassen, für mich gekocht, Sachen für mich rausgelegt. Ich hatte Priorität, obwohl es seine Wohnung war. Er war verständnisvoll und nicht aufdringlich. Erst jetzt fiel es mir so richtig auf:
Nach einzelnen Küssen hat er immer um Erlaubnis gefragt. Er war ...war aufmerksam, schenkte mir Sicherheit und von Minute zu Minute fühlte ich mich besser. Ich lächelte. Ja, er war nicht mehr alleine. Wir hatten jetzt einander. Das sollte sich nicht so schnell ändern. Es würde sich nicht so schnell ändern sollen. "Wir sind doch beide alleine.", wiederholte ich sanft. "Ich auch, Taehyung. Ich auch, aber jetzt nicht mehr, nicht wahr?" Wir hatten unsere andere Hälfte gefunden. Durch einen dummen Zufall oder durch geplantes Schicksal. "Danke."

"Nicht doch." Er brauchte mir nicht zu danken. Auf eine gewisse Art war ich ihm doch zum Dank verpflichtet. Er hat mich aus der Einsamkeit geholt, damit ich ihn retten würde. Und das tat ich, Ich würde ihn nicht einfach alleine lassen.

Und er schaute mich an, fixierte meine Lippen. Ich lächelte und bevor er noch um Erlaubnis fragen konnte, küsste ich ihn. Erstmal ruhig, dann verlangender. Ich bewegte meine Lippen gegen meine. Er ging zurück, setzte sich aufs Bett, mich zog er sanft auf seinen Schoss. Er küsste mich innig und er konnte es gut. Ich wurde so süchtig nach seinen süßen Lippen mit dem bitteren Nachgeschmack. "Jeongguk?", fragte er, als ich einfach still auf ihm saß und mein Gesicht in seiner Halsbeuge versteckte. Zu rot war mein Gesicht. Ich konnte nicht mehr atmen. "Wie lange wirst du bleiben?", fragte er mich traurig. Ich wusste, dass er es schon lange fragen wollte, dabei hatte ich es ihm doch schon längst gesagt. "Naja, für immer.", brachte ich dann zögerlich raus. "W-wirklich?" Ich nicke zaghaft. "Du hast mich von meinem Leiden erlöst, Taehyung. Ich will niemanden mehr außer dich. Ich will nichts weiter außer deiner Liebe zu mir.", sagte ich heiser. Er lächelte. "Ich werde gut auf dich aufpassen, Jeongguk." , sagte er liebevoll und so sanft wie noch nie einer mit mir gesprochen hat. "Das hoffe ich doch..." und ich verband unsere Lippen wieder miteinander. Es war bescheuert und total übertrieben. Ich habe doch die Schule, meine Familie...doch es war nichts wichtiger, außer der Junge direkt vor mir. Es war zu überstürzt, denn ich kannte diesen Mann doch nur ein paar Stunden und trotzdem war ich schon Hals über Kopf in ihn verliebt. Ja, das war es. Das war die Liebe von der alle in den Liedern singen.

"Jeongguk. Das geht doch nicht. Du musst zur Schule...deine Familie in Deutschland..."

Ich schüttelte den Kopf. "Ich geh einfach hier zur Schule..."
Ich weiß, dass das doch alles nur Ausreden waren, um bei ihm zu bleiben. Ich wollte nicht zurück zu meiner Mutter oder der Klasse, die mich doch nur so stresste, mich als Schlampe, Hure und Nutte betiteln. "Bitte lass mich bleiben, Taehyung."
Ich wünschte mir doch nichts mehr, außer bei ihm zu bleiben und zu lieben. Das war alles was ich je wollte.
Er schaute mir in die Augen. Ganz sanft, so als wolle er mich nicht verschrecken. Als wenn ich sonst einfach gehen würde. "Bleib, Jeongguk."
Das ließ ich mir doch nicht zweimal sagen. Sanft schlossen sich seine teuflischen Lippen um meine. Ganz sanft und doch so bestimmend. Ich konnte kaum atmen.

In dieser Nacht hatte er sein Bett mit mir geteilt. Wir haben noch lange geredet. Ich erzählte von Min Yoongi, wie er mich zerstört hatte. Ich erzählte von meiner, mich hassenden Mutter und von den Schülern, die mich als Schlampe sahen. Wir lachten viel und ein paar Tränen flossen. Er hatte sich alles angehört, ohne mich dafür zu verurteilen. Es war schön, ihm alles erzählen zu dürfen. Er war wirklich gut im Zuhören. Er gab mir Ratschläge und machte auch ein paar Witze. Sie waren lustig und haben diese Nacht zu einer besseren gemacht.

Am nächsten Morgen wachte ich neben Taehyung auf. Ich wuschelte ihm durchs Haar. Sie waren wunderbar weich. Er schreckte auf, als ich ihn zu küssen begann.

"Und stört es nun beim Küssen?", fragte ich ihn amüsiert. Er lächelte, wurde rot.
"Weiß nicht. Lass es mich versuchen."

Und seine Augen waren wirklich mit Liebe verschleiert. Ich hatte meine wahre Liebe gefunden. Ich kniff ihm in seine roten Wangen, streckte mich ausgiebig. Ich hatte wunderbar geschlafen. Ich gähnte und drehte mich auf den Rücken. Ich hörte sein Schmunzeln. "Du bist wunderschön, Jeongguk. Hat dir das jemals jemand gesagt?" Ich lächelte und meine Wangen färben sich rot, während ich wahrheitsgemäß den Kopf schüttelte. Er war wirklich gut zu mir. "Dann wird das doch langsam Zeit.", grinst er mit seinem -wie ich es getauft habe- Kastenlächeln.

Er streckt sich mit mir, die Sonne kitzelt mein Gesicht und scheint so schön auf seines. Ich möchte diesen Anblick von ihm gerne für immer festhalten.
Ich schaute ihn wieder an und er mich. Dann fiel es mir wieder ein. Wenn ich doch hier bleiben würde, dann bräuchte ich Sachen. Neue Kleidung und alles. Ich konnte das Taehyung nicht antun. Er war alleine und lebte für sich. Er hatte bestimmt nicht genug Geld dafür, mir neue Kleidung zu kaufen. Ich hatte meine ja ganz in der Nähe. Es war ein guter Plan. Er lachte etwas. "Über was zerbrichst du dir gerade deinen hübschen Kopf?", fragt er etwas amüsiert. Ich spielte mit dem Lippenpiercing. "Ich will zu meiner Gastfamilie...",erkläre ich ruhig. Ihm entwichen seine Gesichtszüge. "W-was? Du sagtest...du würdest bleiben...hier. Bei-"
Ich kicherte, unterbrach ihn mit einem Kuss. "Ja, lass mich ausreden. Ich will nur meine Sachen holen. Sie sind noch im Koffer. Ich würde reingehen, den Koffer holen und dann wieder zurück. Du kommst doch mit, nicht?", versuche ich alles nochmal. Diesmal hörte er mir zu. Er nickt dann. Ich konnte seine Erleichterung spüren.
Er erzählte mir gestern, dass er nicht so gut mit Menschen kann und er deshalb keine Freunde habe. Deshalb hat ihn der Tod seiner Eltern so mitgenommen. Es waren die einzigen Menschen, mit denen er viel reden konnte. Natürlich war da noch die nette Nachbarin, aber diese sah ihn nicht oft und lange reden täten sie auch nicht.

Wir saßen gerade beim Frühstück, aßen irgendetwas, was sich bei ihm finden lies. Er war schon lange nicht mehr einkaufen. Bei seiner Nachbarin, die übrigens Rose hieß, hatten wir sogar ein paar Eier ergattern können. Er zauberte mir ein schönes Essen, was ein wenig mager war, aber ich war sowieso der Meinung, dass ich mal wieder abnehmen musste. Es war lecker. Viel besser als das Essen meiner Mutter oder in der Schulkantine. Es war wunderbar, vielleicht auch nur, weil es Taehyung nur für mich gemacht hatte.
Er redete nicht viel. Das ist mir auch aufgefallen. "Ich kann nicht mit anderen Menschen umgehen...", hatte er gesagt. Ich verstand es jetzt. Er sagte nicht viel, war irgendwie nervös und sah mir nicht oft in die Augen. Unser Gespräche habe ich immer angefangen und von ihm kamen immer knappe Antworten. Trotzdem liebte ich unsere Gespräche.
Er konnte wirklich nicht gut mit Menschen reden, aber er beobachtet mich immer sorgfältig. Es waren die kleinen Dinge, wie dass ich beim Essen etwas auf mein Bein fallen ließ. Ich hatte nur eine Shorts von ihm an und einen Tisch hatte er nicht, deshalb saß ich auf der Couch. Er war dann sofort bei mir, ehe ich etwas sahen konnte. Er wischte mir übers Bein, hob das heruntergefallene Essen auf und ging dann wieder. Er hatte mir sogar beim letzen Bissen dann sofort den Teller abgenommen und mir dafür eine Tasse Kaffee hingestellt. Irgendwie verliebte ich mich immer mehr in seine Art.

彼は彼を失うことを恐れていた。 彼は彼を必要としています。
[Kare wa kare o ushinau koto o osorete ita. Kare wa kare o hitsuyō to shite imasu.]

Wanna try? || TaeggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt