18. November 2018

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Tagebucheintrag 18. November, 23.49 Uhr, Underground


Hätte ich misstrauisch werden müssen, als Benny mich gefragt hat, ob wir was trinken gehen wollen? Die Antwort ist ja. Wenn die größte Tratschtante der Uni (zumindest meines Wissens nach) mit mir in eine Bar geht? Ich weiß nicht, ob das Zufall war oder ob er mein Ego absichtlich traktiert hat, jedenfalls hat er mich dazu gebracht, mein ganzes Dilemma vor ihm auszubreiten. Wahrscheinlich überdenke ich das jetzt alles und er hat sich jetzt gar nichts Böses gedacht, aber ich bin mir nicht sicher. Immerhin steht Benny offen dazu, dass er vermutlich ein Slytherin wäre.


Laut meiner paranoiden Seite mit hat er folgende Taktik angewandt, um mir meine Geheimnisse und Sorgen zu entlocken:

Er hat mich mit langweiligen Klatschgeschichten genervt und damit mein Ego getriggert, weil ich bei jeder Enthüllung nur dachte: Meine Situation ist doch viel spannender als das. Naja. Nicht bei allen. Es ist unheimlich, was für Tiere manche Erasmus-Menschen sind. Das klingt jetzt nach Klischee, aber ich hätte nie gedacht, dass ich Jesús als einen der weniger intensiven Spanier definieren würde.


Mit etwas Pech weiß bald mein ganzer Freundeskreis von meiner kleinen Obsession. Und das passt mir eigentlich nicht so gut in den Kram. Ich würde gerne mein taffes, cooles Ich bleiben. Einen Kerl brauche ich ja nicht. Höchstens als Sidekick.


Wenn ich eine Konfrontation mit den nun durch die Uni hopsenden Gerüchten vermeiden will, muss ich vermutlich komplett den Kontakt zur Außenwelt abbrechen. Ich kenne mich, ich rede zu viel, ich lüge zu schlecht und (am wichtigsten) ich rede erst und denke dann.

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