Stronger (Rezo x Du)

Kapitel 2

Eine ganze Zeit lang sitzt ihr einfach nur da - nebeneinander im Gras und schweigend. Du beobachtest Rezo still und dir fällt auf, dass er sich langsam etwas beruhigt. ,,Wer ist sie?", fragst du also vorsichtig. ,,Meine Schwester..", antwortet er und wieder kullert ihm eine Träne über die Wange, die du ihm reflexartig wegstreichst. Ihr kennt euch noch gar nicht, deine Reaktion hat ihn etwas überrascht, wie du ihm ansiehst. Als er seinen Blick schließlich wieder von dir abwendet und in den strahlend blauen Himmel schaut, fährt er fort: ,,Weißt du noch, als es demletzt überraschend die paar Tage nochmal so kalt war und sogar etwas geschneit hat?" Du nickst. Nur zu gut erinnerst du dich an diese halbe Woche, in der du von T-Shirt zu Pullover und dicker Jacke wechseln musstest. ,,Sie.. sie ist ausgerutscht.. es war glatt.. und die Straßenbahn..". Rezo musste gar nicht weiter reden, dir war klar, was passiert war. Seine Schwester wurde von der Bahn erfasst und hat es nicht überlebt, verdammte Scheiße.

Du überlegst gar nicht mehr, du spürst, dass es richtig ist und nimmst Rezo fest in deine Arme. ,,Scheiße..", nuschelst du nur, zu fassungslos bist du, um irgendetwas Anderes zu sagen. Er lehnt seinen Kopf an dir an und beginnt wieder zu weinen. Beruhigend streichelst du ihm währenddessen über den Rücken und bemerkst schließlich, dass sich auch in deinen Augen ein paar winzige Tränen gebildet haben. Du hast diesen Rezo erst vor ein paar Minuten kennengelernt und fühlst dich trotzdem schon so mit ihm verbunden, wie du es zuvor noch nie erlebt hast.

,,Wen besuchst du hier eigentlich?", fragt er dich irgendwann neugierig, vermutlich zum Teil aus Interesse und zum Teil um von seiner Situation abzulenken. ,,Meinen Cousin", antwortest du ihm leise, ,,hat sich vor ca. 3 Monaten das Leben genommen..".
Rezo schaut dich mit großen Augen an: ,,Fuck.. aber.. wieso?!". Du zuckst nur mit den Schultern und erklärst ihm, dass deine gesamte Familie immer noch auf Ermittlungsergebnisse wartet. Jetzt legt auch Rezo einen Arm um dich, ihr haltet und streichelt euch jetzt gegenseitig. Du lächelst ihn sanft an und sagst schließlich: ,,Das Leben ist wirklich unfair.. aber wenn du möchtest, können wir mal einen Kaffee zusammen trinken gehen, würde uns beiden bestimmt mal gut tun." Er lächelt nun auch, entgegnet dann aber: ,,Jetzt wäre schlecht, ich muss gleich nämlich wieder los. Wir bekommen Besuch..".
,,Kein Problem, ich gebe dir einfach meine Nummer und wenn du Zeit und Lust hast, meldest du dich."

Gesagt, getan. Rezo notiert sich deine Handynummer, dann rafft ihr euch beide langsam auf, er reicht dir dabei seine Hand. Zusammen geht ihr in Richtung Friedhofstor und je näher du diesem kommst, umso mehr spürst du, wie dich die Mai-Wärme wieder einnimmt und sich das bedrückende Gefühl löst. Rezo und du umarmen sich noch kurz, dann verschwindet er in die eine und du in die andere Richtung.