Stronger (Rezo x Du)

Kapitel 5

Als du am nächsten Morgen sanft von Vogelgezwitscher geweckt wirst, ist es schon hell. Du blinzelst, die Sonnenstrahlen, die den Raum durch dein Dachfenster erhellen, kitzeln an deiner Nase und blenden dich etwas. Außer dem Zwitschern erfüllt nur ein gleichmäßiges Schnarchen den Raum, welches von einer Wärmequelle ausgeht, die sich über Nacht zu dir unter die Decke geschlichen haben muss. Du lächelst und streichelst das kleine Lebewesen neben dir.

Michel, die Französische Bulldogge, ist 4 Monate alt. Er hat blau-graues Fell, blaue Augen, ist ein richtiger Kuschelbär und mit ihm ist vor einem Monat dein größter Wunsch in Erfüllung gegangen - ein eigener Hund. Seit du im Sommer letzten Jahres an Depressionen erkrankt bist, hast du dich immer nach jemandem gesehnt, dem du deine Liebe geben und in gleichem Maß zurück bekommen kannst, der dir Halt gibt und dich glücklich macht. Weil du Hunde liebst und der Meinung bist, dass es keine ehrlichere Liebe als von einem Hund gibt, war Michel genau die richtige Entscheidung für dich.

Du schaust auf dein Handy, es ist kurz nach 8. Langsam rollst du dich an den Rand des Bettes und stehst auf. Michel bemerkt dies sofort, schreckt aus seinem Schlaf auf, streckt sich und schaut dich an. Du liebst es, wie anhänglich er ist.
Schnell verschwindest du im Bad, putzt deine Zähne, steckst dir die Haare hoch und ziehst dir eine Jogginghose und einen Hoodie an, für dein Treffen würdest du dich nochmal "richtig" fertig machen, jetzt war aber zu allererst Michel an der Reihe.
Weil er noch so klein ist, fallen die Spaziergänge noch recht kurz aus, weshalb du relativ schnell wieder zuhause bist. Während Michel frisst und sich danach ausruht, gehst du erneut ins Bad und zauberst ein natürliches, aber wunderschönes Make-up, das deine grünen Augen betont. Anschließend bindest du dir deine Haare zu einem hohen Zopf zusammen und setzt dich zu deinen Eltern an den Esstisch, um gemeinsam zu frühstücken.

Du erzählst ihnen von deinen Plänen für den Nachmittag. Etwas erschrocken musst du feststellen, dass sowohl deine Mama, als auch dein Papa heute ebenfalls geschäftliche Termine haben - das bedeutet, dass du Michel mitnehmen musst, denn zum Alleinebleiben mit eurer 8 Jahre alten Kartäuser-Katzendame ist er noch etwas zu jung. Eigentlich wäre es kein Problem ihn mitzunehmen, aber du hast Angst, dass Rezo Hunde vielleicht überhaupt nicht mag oder im schlimmsten Fall sogar allergisch gegen sie ist. 'Soll ich ihm schreiben und ihn fragen?' überlegst du kurz, entscheidest dich dann aber dagegen, denn falls er ein Problem mit Michel hätte, hättest du ihn zumindest kurz getroffen.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Du suchst dir noch ein schönes Outfit aus, ziehst es an und betrachtest dich im Spiegel. Schwarze Old Skool Vans, eine graue, knöchellange Jeans mit Rissen und Löchern und ein schickes, luftiges Top in Rottönen. Dein blau-rotes Tattoo an deinem Knöchel kommt schön zur Geltung und zufrieden und voller Vorfreude schnappst du dir Michel, ziehst ihm sein Geschirr an, leinst ihn an und machst dich mit ihm auf den Weg zum Bahnhof.

Während der Zugfahrt sitzt Michel auf deinem Schoß und ihr beide schaut aus dem Fenster. Du bist nachdenklich und freust dich zugleich darauf, Rezo sehr zeitnah wieder zu treffen. Plötzlich reißt dich das Vibrieren deines Handys aus deinen Gedanken - eine neue Nachricht von Rezo: "Hey hey, ich mach mich jetzt auf den Weg. Freue mich 😊". Ein Lächeln schleicht sich auf deine Lippen und du schreibst ihm eine nette Antwort zurück. Als du dein Handy wieder weggesteckt hast, lehnt Michel sich an dich und mit ihm im Arm rauscht der Zug förmlich an Bäumen, Hügeln und Weinbergen vorbei, bis sich die Landschaft zu bunten Graffitis und grauen Wohnblöcken verwandelt.

"Hauptbahnhof. Unsere Fahrt endet hier, wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen!", ertönt die Durchsage im Zug, das Rauschen wird lauter, die Geschwindigkeit geringer.