Kapitel 6.

2.4K 85 16
                                    

Wieso sind Wochenenden eigentlich immer vom Gefühl her so kurz ? Ich meine, diese letzten zwei Tage gingen einfach so schnell vorbei, dass ich mich jedesmal aufs Neue verflucht habe, wenn eine weitere Stunde des Nichtstuns vorüber war. Doch was sollte ich auch schon tun, wenn ich immer noch in Gedanken bei Miss Morgan war und mir jedesmal einen neuen Spruch ausgedacht habe, den ich ihr in der Situation am besten an den Kopf knallen konnte. Am Ende jedoch musste ich mir jedesmal eingestehen, dass die Chance dafür schon längst vergangen war.

Und jetzt war schon wieder Montag, an welchem ich wiedermals in Lynns Auto saß und leise seufzend aus dem Fenster sah. Das wird keine gute Woche werden. Woher ich das weiß ? Nun ja, ich habe meine Englischlehrerin wohl zu meiner Feindin gemacht, die mich wahrscheinlich mehr hasst als alles andere in ihrem Leben. Naja, heute werde ich sie wahrscheinlich noch nicht sehen müssen, also kann ich mich erstmal um andere Dinge kümmern. Wie zum Beispiel, das Bekommen von guten Noten.

Darauf freuen, tat ich mich trotz dessen nicht. Wer freut sich denn auch schon auf den Unterricht ? Erst recht in meinem Alter war Unterricht nur noch langweilig. Man lernte halt wirklich nur Mathe etwas, aber sinnvoll war es nach der Schule trotzdem für einem nicht. Absurd, dass man damit trotzdem so viele Jahre verschwenden musste. Und doch habe ich mich freiwillig fürs Abitur entschieden. Am Ende war ich dann wohl doch selbst Schuld an meiner jetzigen Situation. 1A Leistung von mir an dieser Stelle, würde ich mal behaupten. Da kann man schon mal ordentlich applaudieren. Dankeschön.

Irgendwann befand ich mich in meinem Klassenraum und blickte mit einem gelangweilten Blick nach vorne auf die Tafel, während ich meinen müden Kopf auf meinen Arm abstützte. Eher nebenbei antwortete ich dann auf die Fragen von meinen Freunden, die scheinbar einen erholsameren Schlaf als ich ergattern konnten. Warum ich nun so müde war ? Naja, seit der Sache mit Miss Morgan habe ich den unruhigsten Schlaf der Welt erlangt. Meine Gedanken waren automatisch schon bei ihr, wenn ich meine Augen bloß kurz zu schließen wagte. Wenn es so weitergeht, muss ich mich echt bald einweisen lassen, denn ich dreh hier allmählich wirklich durch.

Äußerst passend, war es dann natürlich als meine Kursleiterin Mrs. Brown nicht alleine das Klassenzimmer betrat, sondern Miss Morgan im Schlepptau hatte, welche auch hinter sich die Tür schloss. Verdammt, ich hatte kurz noch die Hoffnung gehabt, dass sie wieder verschwinden würde, aber meine Hoffnung ist scheinbar zur Zeit äußerst unrealistisch und fehl am Platz. Erst recht bei Miss Morgan, die mich im Moment erfolgreich unbeachtet ließ, während sie zu uns Schülern schaute. Ich sollte vermutlich nun überglücklich sein, dass sie mich nun so gut ignorieren konnte, aber leider war verdammt nochmal das Gegenteil der Fall. Wahrscheinlich habe ich nun wirklich eine psychische Erkrankung, denn ich bin nicht einmal mehr fähig, zu wissen, was ich überhaupt will.

Innerlich fluchend, setzte ich mich nun anständig auf und blickte abwartend zu Mrs. Brown rüber, die gerade noch ihre Materialen aus der Tasche hervorholte. Wieso brauchte sie ausgerechnet heute solange, wenn alle schweigend durch Miss Morgan allmählich die Geduld verloren. Und ich vielmehr den Verstand. Als Mrs. Brown dann endlich ihre Sachen hervorgeholt hatte, verließ sie ihr Pult, um sich neben Miss Morgan zu stellen und uns alle lächelnd zu betrachten.

„Guten Morgen liebe Schüler. Wie ihr natürlich schon mitbekommen habt, haben wir heute Miss Morgan als Gast hier im Kurs, da wir wichtige Informationen zur Klassenfahrt in zwei Wochen haben. Da nämlich euer Mathelehrer Mr. Steel leider nun verhindert ist, hat sich Miss Morgan freundlicherweise angeboten, als zweite Betreungskraft mitzukommen. Nun werden wir noch vorab die letzten Dinge zu klären versuchen." sprach Mrs. Brown gleich mit deutlicher Stimme, woraufhin gleich ein Getuschel um mich herum ausbrach. Bloß ich saß da und schaute Miss Morgan mit einem doch wütenden Blick an, während ich meinen Bleistift in einer Faust geballt hielt. Er hätte fast zu zerbrechen gedroht, wenn mich Lynn nicht aufeinmal angetippt hätte und somit aus den Gedanken gerissen hat.

In love with my teacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt