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🎶 18 And Life - Skid Row 🎶

Jetzt, wo die Sonne untergegangen ist, wird es etwas frisch draußen, weswegen wir uns dazu entschließen, erstmal für eine Weile ins Haus zu gehen. Meine beste Freundin ist schon ziemlich gut dabei und Jonathan und ich müssen ihr beim möglichst normalen geradeaus laufen Hilfe leisten. Nanc ist von Natur aus schon ein sehr quirliger, fröhlicher Mensch und diese Qualtitäten steigern sich noch einmal deutlich, wenn sie betrunken ist. Dementsprechend ist es für Jonathan und mich mehr als amüsant, ihr zuzuhören. Als sie die Geschichte erzählt, wie unser gesamter Geschichtskurs am Anfang der elften Klasse beim Spicken erwischt worden ist, unterhält sie auf die lustigste Art und Weise das ganze Wohnzimmer, in dem es nach einigen Minuten bereits nur so von Menschen wimmelt. Die Hälfte habe ich vielleicht schon ein paar mal in der Schule gesehen, die amdere Hälfte kommt mir absolut gar nicht bekannt vor und ich weiß nicht, ob es tatsächlich Leute aus der Abschlussklasse sind, oder vielleicht einfach nur Freunde einzelner Schüler.
Die Minuten verstreichen und ich habe das Gefühl, dass immer mehr Menschen das Haus von Mariahs Eltern betreten. Die Zimmer in der unteren Etage platzen schon fast aus allen Nähten, weswegen ein paar kräftige Jungs sich bald dazu entschließen, die Musikanlage und die Boxen in den Garten zu tragen und alle Partybesucher direkt mitzunehmen. Wenn ich Mariah wäre und das Haus am Morgen bevor meine Eltern kommen noch komplett putzen und aufräumen müsste, würde mir das Chaos hier drin schon ein bisschen Angst machen. Als ich sie in der Menge entdecke und kurz Blickkontakt zu ihr habe, bin ich mir beinahe sicher, dass sie tatsächlich genau das gerade beschäftigt.
Als nun alle Gäste in den Garten ziehen und Jonathan, Nancy und ich ihnen folgen, sind unsere Plätze von vorhin bereits besetzt.
Nanc und Jonathan treffen auf dem Weg nach draußen einen Freund der Wheelers und Byers und unterhalten sich eine Weile mit ihm. Ich suche mir derweil einen freien Platz in der hinteren Ecke des Gartens.
Von hier aus habe ich so gut wie alles und jeden im Blick und trotz dass ich höchstens zwanzig Meter vom Hauptgeschehen entfernt bin, kommt es mir unglaublich ruhig vor. Außer mir und zwei anderen Mädchen, die allerdings ein paar Meter von mir entfernt sitzen und sich angeregt unterhalten, ist keiner weiter hier hinten.
Ich lehne mich zurück und schließe für eine Weile die Augen. Dabei muss ich noch einmal an die Situation mit Billy vorhin denken. Dieser Kerl kann es einfach nicht lassen und trotz dass ich weiß, dass er seine Nächte andauernd mit irgendwelchen Mädchen von unserer Schule im Bett verbringt, frage ich mich, ob er das was er seit Wochen schon mit mir abzieht auch mit anderen macht. Falls ja, tun diejenigen mir schrecklich leid. Billy schreckt einfach vor nichts zurück und pöbelt seine eigens ernannte Beute so lange an, bis sie freiwillig nachgibt. Zu seinem Leidwesen ist er damit bei mir allerdings an der falschen Adresse. Dennoch kann ich froh sein, dass Steve, der andere Abschlussschüler, diese Situation vorhin entschärft und mich aus Billys eher unangenehmer Gegenwart befreit hat. Wer weiß, was sonst passiert wäre. Vermutlich wäre es völlig aus dem Ruder geraten und wir hätten ein Drama verursacht.
Beim Gedanken daran, dass diese Situation die Aufmerksamkeit von so vielen Menschen auf uns hätte lenken können, wird mir ein bisschen übel. Gut, dass es nicht so weit gekommen ist.
Während meine Gedanken kreisen, spüre ich plötzlich etwas kaltes, feuchtes an meinem Schienbein. Ich öffne die Augen.
"Oh, hey, wer bist du denn?", frage ich lächelnd während ich einen kleinen, absolut goldigen Dackel mit dunkelbraunem Fell in Empfang nehme. Er stupst noch ein zweites mal mit seiner Nase gegen mein Bein und genießt es sichtlich, in all diesem Trubel so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich kraule ihn hinter den Ohren und er wedelt freudig mit dem Schwanz. Er trägt eine Marke am Halsband, die mir verrät dass er Charlie heißt und der Hund der Carters ist.
"Hey Charlie!", sage ich und hebe den Kleinen auf meinen Schoß.
Er hat schon ein paar graue Haare um die Nase herum, was ihn nur noch knuffiger macht.
Plötzlich steht er auf meinen Oberschenkeln und wedelt noch schneller mit dem kleinen Schwanz.
"Ich glaube, ihm ist das alles hier ein bisschen zu viel."
Ich blicke hoch und sehe Steve. Er kommt lächelnd auf mich zu und streichelt Charlie, der es sich daraufhin direkt wieder auf meinem Schoß bequem macht. Steve nimmt sich einen der leeren Gartenstühle, stellt ihn mir schräg gegenüber und setzt sich dann ebenfalls.
"Dann sind wir ja schon zwei.", antworte ich auf seine Bemerkung von eben, während ich Charlie lächelnd streichele.
"Und jetzt drei.", sagt Steve.
Ich sehe ihn an und wir müssen beide kurz lachen.
"Ich bin eigentlich nur hier, weil Nancy, meine beste Freundin, super gerne auf Partys geht. Außerdem ist es die Abschlussparty der Klasse ihres Freundes Jonathan."
Ich kann spüren, wie Steve mich mustert, wende meinen Blick jedoch nicht von dem kleinen, süßen Fellknäuel auf meinem Schoß ab.
"Jonathan... Einer der sehr wenigen Menschen aus dieser Klasse, die ich nach dem heutigen Abend und den Prüfungstagen nächste Woche tatsächlich vermissen werde. Die meisten kann man wirklich komplett vergessen."
"Billy Hargrove zum Beispiel.", füge ich hinzu.
Steve lacht und spielt mit dem leeren Plastikbecher in seinen Händen.
"Oh ja, wem sagst du das. Der Typ hat echt einen Knall. So ein Arschloch erlebt man nicht alle Tage."
Nun muss ich lachen und wiederhole seine Worte.
"Wem sagst du das!"
"Komm, wir holen uns noch was zu Trinken!", sagt Steve und nickt mit dem Kopf in Richtung Haus.
Ich habe tatsächlich seit über einer Stunde nichts mehr getrunken, also halte ich die Idee für ziemlich gut.
Steve klemmt sich die Kante seines Bechers zwischen die Zähne, steht auf und hebt Charlie von meinem Schoß.
"Und du kommst mit, kleiner Mann.", nuschelt er.
Ich lache und nehme ihm seinen Becher ab.
"Danke."
Er hält Charlie auf dem Arm und streichelt ihn, während wir uns unseren Weg durch die Menschenansammlung direkt vor der Terrassentür bahnen, um ins Haus und in die Küche zu gelangen.
Im Haus ist nun kaum noch etwas los. Hier und da sitzen Paare und machen rum oder kleinere Freundesgruppen unterhalten sich auf einem der Sofas, aber ansonsten ist es angenehm ruhig. Die Musik hört man trotzdem noch ziemlich deutlich, selbst von der Küche aus.
Während Steve unsere Becher mit einer Mischung aus Wodka und Cola befüllt, lausche ich dem aktuellen Song.
"Für mich ist der einzige Grund, doch ab und zu auf Partys zu gehen, die Hoffnung auf gute Musik. Die Auswahl hier ist echt der Hammer, sowas gutes habe ich-"
Ich bemerke, wie Steves Grinsen immer breiter wird.
"Was denn?"
Er schüttet den letzten Schluck Cola in beide Becher und sieht mich dann an.
"Die Playlist ist von mir. Das ist eins meiner Tapes.", sagt er während er lässig beide Flaschen wieder zuschraubt und zurück an ihren Platz stellt.
Ich beobachte jede einzelne seiner Bewegungen. Und genau jetzt weiß ich nicht so ganz, was ich sagen soll.
"Magst du Skid Row?", fragt er und spielt dabei auf "18 And Life" an, einen ihrer absoluten Klassiker und der Song, der gerade in diesem Augenblick alle Menschen im Garten und Hinterhof der Carters mit seiner einzigartigen Melodie segnet, von der morgen die Hälfte aller Gäste einen Ohrwurm haben wird.
"Machst du Witze? Ich LIEBE Skid Row!"
"Wow, endlich mal jemand in dieser Stadt, der einen Sinn für gute Musik hat."
Sein Grinsen steckt mich an. Wir schnappen uns unsere Drinks und gehen zurück in den hinteren Teil des Gartens. Der kleine Dackel muss als Steve ihn vorhin runtergelassen hat wieder zurück hierher gerannt sein, denn als wir uns wieder hinsetzen, wartet er bereits auf uns. Dieses mal ist es Steve, der Charlie auf den Schoß nimmt und ihm die Aufmerksamkeit gibt, die er verdient, wenn von seiner Familie schon keiner so wirklich für ihn Zeit hat, weil alle zu beschäftigt mit der Senior-Party sind.
Wir beginnen, uns über Skid Row zu unterhalten, tauschen uns über unsere Lieblingssongs aus.
Im Laufe unseres Gespräches kommen wir von einer Band zur nächsten, springen von einer Thematik, über die wir beide gleich denken, in die zweite, und bemerken dabei gar nicht, dass es ziemlich spät wird und es sich langsam lichtet, da viele schon abgeholt werden oder selbst heim fahren.

Summer Of 1985 (Steve Harrington, Stranger Things)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt