Kapitel 11

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Regina drückte geräuschlos die alte Tür der Bücherei im Uhrturm zu. Emma war an ihrer Seite und betrachtete eingehend die Hauptstraße. Vorsichtig schaute sie sich um. Die Straße war fast menschenleer. Nur auf der gegenüberliegenden Seite war ein Mann. Er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und lief hastig. Regina dankte der Kapuze, die seine Augen verdeckte und seiner Eile, da er sie so nicht wahrnahm.

Emma wandte sich Regina zu. „Und was machen wir jetzt", wollte sie wissen, während sie den Reißverschluss ihrer Jacke schloss, „zauberst du uns in dein Haus oder in das Bürgermeisterbüro?". Regina schüttelte ohne Emma anzusehen den Kopf, während sie die Straße genau im Blick hielt. „Wir werden laufen müssen", gab sie schließlich von sich, „ich bin sicher meine Schwester hat ihre Räume mit Schutzzaubern versehen."

Die blonde Retterin stimmte ihr nickend zu. „Dann los". Bedacht begannen die beiden Frauen die Straße zu passieren, immer darauf fokussiert sich schnell, aber unauffällig zu bewegen. In Regina kam Spott auf, als sie daran dachte, wie bescheuert sie vermutlich aussehen mussten. Zwei Frauen, die eng nebeneinander an einer Straße entlang hetzten, sich dabei immer wieder fast schon panisch in alle Richtungen umsahen und versuchten im Schatten zu bleiben. Henry hätte das ganze vermutlich cool gefunden.

Bei diesem Gedanken musste die böse Königin entgegen der obskuren Situation sanft lächeln. Ja, Henry hätte das definitiv gefallen. Vermutlich hätte er der Operation sogar einen Namen gegeben. Vorzugsweise den einer Schlange, auch wenn das eigentlich nie zu der jeweiligen Operation passte. Wobei... Bei dieser vielleicht schon. In Reginas Augen war Zelena eine Schlange. Hinterlistig, scharfsinnig und angriffslustig. Und sie selbst war die Maus...

Schnell verwarf Regina diesen lächerlichen Gedanken wieder. ‚Ich bin keine Maus, ich bin eine Königin', machte sie sich in Gedanken Mut. Urplötzlich packte Emma sie am Arm und zog sie unsanft hinter ein paar Büsche. Regina wollte schon zu einem zischenden Kommentar ansetzen, als Emma einen Finger vor die Lippen hielt und geradeaus deutete. Reginas Blick folgte dem ausgestreckten Finger.

Nur wenige Meter vor ihnen lag Grannys Diner. Regina war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wo sie sich befand. Schnell zog sie ihren Kopf wieder hinter die Büsche. Mit einem Finger strich sie ihr glattes Haar zurück und betrachtete unwillig die blonde Frau, die sich neben sie auf den Boden gekauert hatte, um vom Diner aus nicht gesehen zu werden.

Einen Moment schwankte Regina, dann ließ sie sich schweren Herzens neben Emma auf dem Boden nieder und versuchte nicht an ihr Kleid zu denken. „Was machen wir jetzt?", flüsterte sie. Emma machte eine unentschlossene Handbewegung. „Ich weiß nicht. Sind Leute in dem Diner?".

Regina erhob sich leicht und spähte durch die Büsche. Durch die Glasfenster des Diners, welche einen guten Blick in das Innere des Gastronomiebetriebes lieferten, sah sie, dass sich einige Leute in dem Diner befanden. Granny stand grimmig hinter der Theke und stellte einem Mann, der auf einem Barhocker saß, einen Teller hin, während sie mit der anderen Hand eine Kaffeemaschine bediente.

Die böse Königin ließ sich wieder neben die Retterin sinken. „Scheint so, als wäre das der Hotspot der Stadt", machte sie grimmig. Emma seufzte. „Und wir müssen da vorbei", murmelte sie. Regina zuckte mit den Schultern. Entschlossen stand sie auf, bevor sie hastig loslief. Emma wollte sie aufhalten und schaute der Frau den Bruchteil einer Sekunde fassungslos nach, dann eilte sie ihr hinterher. Ohne einen Blick auf das Diner zu werfen, passierten die beiden das Lokal.

Hinter der nächsten Ecke packte Emma Regina an ihrer Lederjacke. „Bist du verrückt", blaffte e sie. Regina schaute sie gereizt an. „Komm runter, Emma. Sie haben uns nicht gesehen. Der Lärm, den du hier machst, ist weitaus aufsehenerregender". Emma, die zwar immer noch genervt war, gab klein bei. Jetzt zu streiten half nichts. „Dann lass uns weitergehen", schlug sie versöhnlich vor.

Mission Happy End - Outlawqueen FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt