- Unter Tränen -

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Der Mann kam mir immer näher und ich starrte nur auf den Boden.  Sogar als er mich anfasste wehrte ich mich nicht.

"Na komm schon, Kleine. Jetzt mach was, so macht das doch keinen Spaß..."

Sagte er spielerisch enttäuscht. Er fuhr langsam mit seiner Zunge über seine Lippen und lächelte pervers. Nochmals musterte er, spielte mit seinen Fingern und er wurde immer nervöser.

Traurig und kalt sah ich hoch und flüsterte nur, mit purem Hass:

"Fick dich doch."

Sofort spürte ich einen starken Schmerz auf meiner rechten Wange.

"Du kleines Miststück... siehst du, so haben wir viel mehr Spaß."

Seine Lache klang dreckig und ich drehte mich weg. Ich kannte es. Ich kannte dieses Gefühl... Dieses Gefühl keine Meinung zu haben, kein Recht und kein Respekt zu bekommen.

-RÜCKBLICK-

"Daddy geh weg ich will das nicht!"

"Ach komm Kleine du willst es doch auch... Ich hab dich doch lieb!"

"Es tut mir aber weh! Fass mich nicht an, ich hab Angst!"

"Ich tu dir nicht weh... jetzt komm wir spielen, während Mama weg ist."

"Nein lass mich los! Lass mich los! Bitte!!!"

- ENDE -

Ich war kurz weggetreten und schüttelte verwirrt den Kopf um mich wieder zu besinnen. Neben mir saß der Fremde. Nackt und erst jetzt bemerkte ich das ich auch nackt war. Ich schob die Beine näher an meinen Körper und fing an zu weinen. Einfach so.

"Ach, das war wirklich schön! Das will ich morgen nochmal! Und diesmal machst du mal was für mich! Und heul nicht so rum, du bist doch schon älter."

Ich hörte ein Tür, die zuknallte. Der Mann war rausgegangen.

Wieso tötet er mich nicht einfach?! Ich will endlich sterben!

Viele Stunden saß ich nur da und weinte. Ich heulte alles aus mir hinaus und bekam schon fast keine Luft mehr.

Ich bin fertig. Fertig mit allem!

Was war das?

Ein lautes Klingeln schallte durch den Raum dann ertönte eine Stimme:

"I can't let go, broken yet holding on

To you, to us,

this love is too strong for me to let go

Broken yer holding on."

Das war der Klingelton von meinem Handy!

Sofort wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und began damit in meinem Klamotten nach meinem Handy zu suchen, und wirklich! Es war da!

Der Entführer hatte es vergessen!

Lächelnd sah ich auf den Display, mit der Hoffnung Marco wäre es, aber nur Flo rief mich an.

Davor hatte er schon fast vierzehn mal versucht mich anzurufen, verständlich, er war mein Psychologe. Er musste immer wissen wo ich bin.

Ich drückte auf: Anruf annehmen und hörte seine bekannte Stimme.

"Lucie... Verdammt endlich! Wo bist du? Ich mach mir solche Sorgen um dich... Bitte sag mir wo du bist, ich hol dich sofort ab."

Da war ein Zittern in seiner Stimme. Mir kam dieses andauernde Stottern sehr bekannt vor.

So hört es sich an, wen man weint...

"Hey Flo... Ich weiß nicht wo ich bin... Der Mann... Mein Kopf tut weh und mir ist schwindelig..."

Meine Beine hatten kein Gefühl mehr und ich fiel auf den kalten Steinboden.

"Ich bin so erschöpft und müde..."

Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen, ich ließ das Telefon fallen und fiel auf den Boden.

"Nein Lucie! Verdammt! Halt durch ich brauch dich doch! Du bist stärker als alle anderen, also schaffst du das auch! Bitte! Ich rette dich, und wenn es das letzte ist was ich tue!"

Ich wachte langsan wieder auf und sah mich um. Immernoch lag ich halbnackt auf dem kalten Boden. Ich hatte Hunger und große Schmerzen. Plötzlich ging die Tür auf und eine Person kam reingelaufen, die ich nicht erkennen konnte. Ich spürte eine warme Hand auf meiner Wange und drehte mich langsam zum Gesicht des Fremdens.

Es war Florian Mundt.

"Lucie... verdammt... Hast du ne Ahnung wie viel Angst ich um dich hatte?!"

Schnell zog er mich hoch und nahm mich auf seine Rücken. Im Huckepack trug er mich durch die fremde Umgebung und ich erkannte nichts.

"Flo..."

Ein lautes Husten kam aus meinem Hals und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Nach ein paar Minuten waren wir aus dem Gebäude raus und standen in nächtlichen Köln. Lichter schimmerten um mich rum und schon wieder lief Flo in Richtung einer verlassenen Straße, dort setze er mich auf den Boden und kniete sich vor mich. Behutsam strick er meine Haare hinter meine Ohr und lächelte leicht. Unsicher blickte ich in seine Augen und entdeckte... Sorge und Trauer und... Hoffnung.

Was ist hier grade los?

Dann passierte es. Eine Träne kullerte über seine Wange und er legte sein Gesicht in seine Hände.

"Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Lucie..."

Sein Atem wurde zu einem Schluchzen...

Ich starrte ihn an...

Ich wusste nicht was ich sagen sollte.

Verdammt was passiert hier?!

~ Mein Psychiater?! ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt