Der Muggel und die Zauberwelt

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2. Der Muggel und die Zauberwelt

Tagebuch Eintrag vom 29. August 1974: Diesmal hat er sich geschnitten! Diesmal ist das mein Sieg! Er hat Angst vor Zauberern, kannst du dir das vorstellen (ich dachte immer, er hätte vor nichts Angst...) Hogwarts, hier komme ich!

Inzwischen war es drei Jahre her, seitdem Lucie erfahren hatte, dass sie eine Hexe war. Dennoch erinnerte sie sich wie gestern, wie ihre Mutter und ihr Vater sich gestritten haben, denn Lucas wollte sie auf gar keinen Fall gehen lassen. Er befürchtete, dass Lucie dann endgültig zum Freak mutieren würde und eine Gefahr für die beiden gut geratenen Kinder darstellen würden. Jules und Jade gaben damals natürlich ihr an allem die Schuld, aber das war Lucie ziemlich egal gewesen. Sie wollte nichts weiter, als auf diese Schule.
Erst, als ihre Mutter Lucas erzählte, dass sie außerhalb der Schule eh nicht zaubern dürfe, sonst würde sie bestraft werden, schien er tatsächlich in Erwägung zu ziehen, seine Tochter dort hingehen zu lassen. Und nach etlichen weiteren Diskussionen willigte er schließlich ein.

Lucie ging es in Beauxbaton besser als jemals zuvor. Sie hatte endlich Freundschaften schließen können, die ihr weder ihr Vater noch ihre Geschwister kaputt machen konnten. Sie war auch keine schlechte Schülerin gewesen und hatte immer fleißig gelernt, in der Hoffnung, sie könne ihren Vater dadurch eines Tages hinter sich lassen und in dieser Welt ein neues Leben anfangen. Nur die Ferien waren weiterhin eine Qual für das Mädchen und sie sehnte sich nach dem Tag, an dem sie siebzehn werden würde und es ihrem Vater heimzahlte.

Was Lucie nicht erwartete hatte, war die Tatsache, dass ihre Familie ihr das Leben doch noch einmal schwerer gestalten wollte, als es hätte sein sollen. In den Sommerferien nach Lucies drittem Schuljahr, sie war nun vierzehn Jahre alt, sollte sich alles um sie herum noch einmal vollends ändern. Ihre Schwester war nun neunzehn und wollte ein Studium beginnen. Was genau sie vorhatte, hatte Lucie eigentlich recht wenig interessiert, generell schwand ihr Interesse an ihrer Familie mit jedem Jahr, dass sie in dieser Schule verbrachte, doch ein Streitgespräch zwischen ihren Eltern und Jade konnte sie einfach nicht ignorieren.
„Aber was hält uns hier noch?!", schrie Jade ihre Eltern an und sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. Lucie hatte sich am Treppenabsatz versteckt und lauschte dem Streit. „Papa, deine Eltern sind tot und Maman, deine leben in England. Wir besuchen sie doch eh jedes Jahr, warum können wir dann nicht dahinziehen?!" Lucie biss sich auf die Lippe. Ihre ältere Schwester wollte nach England, um dort zu studieren, aber was wurde dann aus ihrer Schule? „Jade, dein Vater hat hier seinen Job und dein Bruder hat hier seine Freunde. Außerdem kann er nicht so gut Englisch wie du und Lucie.", erklärte Luna ruhig während Lucas nur in seinem Sessel saß und ein Bier trank. Lucie wusste, er wartete auf den richtigen Moment, um richtig los zu platzen. „Er wird es schon lernen.", erklärte Jade genervt. „Ich möchte es unbedingt Maman! Bitte!" Lucies Herz fing an schneller zu schlagen und sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, wenn sie darüber nachdachte wieder auf eine Muggelschule gehen zu müssen. „Ich muss darüber erst mit deinem Vater sprechen, dann sehen wir weiter.", antwortete Luna und Lucie konnte nicht mehr an sich halten. Schnell stürmte sie die Treppen hinunter, in ihrer Brust hämmerte es und in ihrem Kopf hörte sie nur: ‚Nicht zurück auf eine normale Schule, Ja nicht zurück auf eine normale Schule!' Sie hielt hinter ihrer Schwester an und blickte mit Panik in den Augen zu ihrer Mutter, bevor sie sagte: „Wenn- wenn wir nach England ziehen, was wird dann aus mir?" Lucie hatte dies viel vorwurfsvoller klingen lassen, als sie gemeint hatte und schnell biss sie sich auf ihrer Lippe rum, in der Hoffnung, Lucas würde jetzt nicht ausrasten.
Es war die erste Bewegung, welche in dem schlaffen Körper des Mannes zu erkennen war, doch anstatt Lucie anzubrüllen, wie es üblicherweise der Fall war, konnte man ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht erkennen. „Genau... was wird aus dir, du Freak." Lucie mochte den Blick auf seinem Gesicht gar nicht und sie bereute es, die Treppen hinunter gestürmt zu sein. „Du musst dann wieder auf eine stinknormale Schule und wirst nie wieder irgendeinen Zauber anwenden dürfen." Lucie schluckte, sie bemerkte nicht, dass Luna ihm eigentlich hatte wiedersprechen wollen, es dann aber ließ. Nun pochte die Angst, nie wieder zaubern zu dürfen noch härter in ihrem Schädel, als in der Zeit, bevor sie auf diese Schule ging und sie sah zu, wie ihr Vater sich erhob. „Dann steht es wohl fest. Aus liebe zu meiner ältesten und besten Tochter, werden wir nach England ziehen. Deine Eltern freuen sich bestimmt, dich wieder zu haben, Luna." Lucies Mutter sah ihm mit einem seufzen nach, währenddessen drehte Jade sich zu Lucie um. Auf ihrem Gesicht lag dasselbe, Hämische Grinsen wie auf dem Gesicht ihres Vaters und leise flüsterte sie. „Danke, Freak." Sie stieß gegen Lucies Schulter und die Blonde starrte ihrer Schwester nach. Tränen glitzerten in ihren Augen und sie konnte nicht fassen, dass ihr Leben in diesem Haus das wohl wertloseste zu sein schien. Sie war so glücklich gewesen in letzter Zeit, sie hatte niemanden gestört und alles über sich ergehen lassen, nur damit man sie nicht hinderte, dahin zu gehen. Lucie spürte die Hand ihrer Mutter auf ihrer Schulter und sie zuckte zusammen. „Lucie Maus...", fing sie besorgt an, doch Lucie riss sich los und stürmte die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf. Sie wollte gerade niemanden um sich haben, sie wollte nur allein sein.
Das Mädchen schmiss sich aufs Bett und knüllte das Kissen unter ihrem Kopf zusammen, während sie mit aller Kraft versuchte nicht laut los zu schreien. Erst zwei Minuten später, als sie so langsam ihre Fassung wieder erlangte, hörte sie ein leichtes klopfen an ihrer Fensterscheibe und ihre hellen Augen zuckten rüber zu dem kleinen, Runden Fenster an dem, außerhalb ihres Zimmers, ein kleiner Säge Kauz saß und einen Brief an seinem Fuß hatte. Lucie stand langsam auf und ließ die Eule hinein. Sie gehörte ihrer Freundin Marie, welche ebenfalls als junge Hexe in Beauxbaton lernte, sie schrieb ihr oft und Lucie hatte durch sie immer die Gelegenheit zu antworten. Lucie streichelte der kleinen Eule kurz über den Kopf, dann begann sie die enge Schnörkelschrift ihrer Freundin zu lesen:

Süße LügenWhere stories live. Discover now