XIII: von Wäschekammern und Vertretungsplänen

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DONNERSTAG

Martha wachte erschrocken auf, als es an der Tür klopfte. Keine zwei Sekunden später lugte Till vorsichtig durch die Tür.

Martha schaute Till fragend an. Dieser bedeutete ihr, dass sie mitkommen sollte. Sie blickte zu Nele, die noch schlief und schlich dann auf Zehenspitzen durch den Raum.

Sie folgte Till durch den Flur. Kurz schaute er sich um, bevor er eine Tür öffnete und ihre Hand griff, um sie in diesen Raum zu ziehen.

Er schloss die Tür und drückte den Lichtschalter. Die Neonröhren brauchten etwas Zeit, bis sie schließlich aufflackerten.

„Was genau machen wir hier?" fragte Martha verwundert und blickte sich um. Sie standen mitten in der Wäschekammer, zwischen haufenweise Wäsche und einer klappernden Waschmaschine.

„Ich wollte dich sehen.", antwortete Till sanft. Er griff ihre Hand und strich über ihren Handrücken.

„Und deswegen weckst du mich so früh morgens?"

Till zuckte mit den Schultern. „Du bist so süß.", sagte Martha entzückt und gab ihm euphorisch einen kurzen Kuss.

Als sie bemerkte, was sie gerade getan hatte, räusperte sie sich und trat einen Schritt zurück. „Sorry."

Till lächelte. „Schon okay. Kannst du ruhig öfters machen."

Martha wurde rot und gab ihm noch einen Kuss. Dieses Mal erwiderte Till den Kuss und Martha fuhr durch seine blonden Locken.

Als sie sich voneinander lösten, fragte Till vorsichtig: „Sind wir jetzt eigentlich zusammen?"

„Ich denke schon.", erwiderte Martha unsicher. Als Antwort gab Till ihr einen Kuss.

„Sagen wir es den anderen?" Till zog Martha an sich ran und legte seine Arme um ihre Hüften.

„Ich weiß nicht genau. Die ganze Aufmerksamkeit um uns hat sich gerade etwas gelegt und ich habe eigentlich keine Lust, wieder das größte Gesprächsthema der Schule zu sein.", überlegte Martha.

„Da habe ich ehrlich gesagt auch keine Lust drauf.", stimmte Till ihr zu. Er seufzte. „Aber es ist schon nervig, sich zu verstecken."

„Also sagen wir erstmal nichts?", frage Martha.

„Wenn du das so willst, dann ja." Martha nickte entschlossen.

Till umarmte Martha. „Okay, wir sehen uns dann in der Schule, mein Schatz." Er zog eine Grimasse und lachte.

„Idiot.", sagte Martha und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.

„Vollidiot.", erwiderte Till sanft und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Sie traten vorsichtig aus der Wäschekammer. Der Gang war noch menschenleer.

Martha lief zurück in ihr Zimmer und Till machte sich auf den Weg in sein eigenes.

Als Martha die Tür öffnete und das Zimmer betrat, war Nele wach. „Wo warst du?", fragte sie. „Normalerweise bist du doch morgens nicht aus dem Bett zu kriegen."

„Till wollte mich sehen. Er hatte wohl Sehnsucht nach mir." Martha lief zu ihrem Kleiderschrank und lachte.

Nele ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen. „Ihr seid so unglaublich süß zusammen!"

Martha verdrehte die Augen. „Keine Sorge, für dich finden wir auch noch jemanden."

Nach dem Frühstück machten sich Martha und Nele auf den Weg zur Schule. Sie waren relativ spät, weshalb die meisten Schüler bereits da waren. Sie drängten sich durch die vollen Gänge bis zu ihren Spinden.

Martha kramte in ihrem Spind nach ihrem Mathebuch, doch sie konnte es nicht finden. „Was ist das denn?", fragte Nele erschrocken.

„Aua!" Ein dumpfer Klang ertönte, als sich Martha beim Hochschauen den Kopf an ihrem Spind stieß.

„Was meinst du?" Sie schaute sich suchend um.

Nele deutete eine Traube Schüler, die sich vor dem Vertretungsplan versammelt hatten und aufgebracht diskutierten.

Martha griff nach ihrem Rucksack und eilte hinter Nele her, die bereits auf dem Weg zum Vertretungsplan war.

Als die ersten Schüler Martha entdeckten, verstummten sie. "Da ist sie.", wisperte ein kleines Mädchen, was vermutlich gerade mal in der sechsten Klasse war.

Die Schüler machten Platz für Martha, die sich weiter durch die Menge drängte.

Ein ungutes Gefühl machte sich in Martha breit, das gleiche Gefühl, als sie den Streit mit Nele und Kasimir hatte.

Endlich standen Nele und Martha vor dem Vertretungsplan. Anstatt der ausfallenden und vertretenden Stunden, lief auf dem Bildschirm ein Video. Davor stand Kasimir, der Martha kalt anlächelte.

Martha wand ihren Blick von Kasimir ab und schaute zum Bildschirm.

Sie keuchte erschrocken aus, als sie erkannte, was auf dem Video zusehen war.

Es waren Till und sie, während des Küchendiensts. Gerade spritzte Martha Till mit Wasser nass. Martha wusste genau, was gleich kommen würde.

"Schalte das sofort aus!", rief sie Kasimir zu.

"Warum? Es sollen doch alle sehen, was für ein Spiel ihr treibt." Kasimir verschränkte überheblich die Arme.

"Was für ein Spiel wir treiben? Wir treiben kein Spiel!"

Mittlerweile waren noch mehr Schüler dazugekommen und lauschten dem Streit gespannt.

"Kasi, kannst du das bitte ausschalten?", mischte sich Nele ein. Gerade küssten sich Martha und Till, während Martha durch seine Locken fuhr.

"Mische du dich nicht ein!", erwiderte Kasimir ruppig.

"Warum tust du das?" Martha schaute panisch zwischen Kasimir und dem Bildschirm hin und her.

"Du hast mich durch ihn ersetzt!" Kasimirs Augen sprühten vor Wut.

"Du hast doch Schluss gemacht und mir nicht vertraut! Er war für mich da, als du es nicht warst."

"Du bist so eine Schlampe! Du warst noch nicht mal ein Tag von mir getrennt und hast schon mit ihm im Wald übernachtet. Ich will nicht wissen, was ihr so im Wald getrieben habt."

Es knallte, als Marthas Handfläche auf Kasimirs Backe landete. Kasimir keuchte auf und wankte ein paar Schritte zurück.

"Wage es nicht, mich noch einmal als Schlampe zu beleidigen!", rief Martha wütend.

Kasimir kam wieder einen Schritt auf sie zu und starrte sie von oben herab an. Sie konnte seinen Atem spüren, da er so nah bei ihr stand. "Wie ich dich nenne, ist immer noch meine Entscheidung."

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt