XV: von Briefen und elitären Sportinternaten

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Martha lief zu Tills Zimmer. Sie etwas besorgt, ob Till sauer sein würde, weil sie mit Kasimir geredet hatte.

An seiner Zimmertür angekommen, klopfte sie kurz, bevor sie eintrat. Till war allein, Kasimir und Moritz waren nirgends zu sehen.

"Hey.", begrüßte sie ihn erfreut und gab ihm einen kurzen Kuss.

"Wie lief es mit Kasimir?", fragte Till weniger erfreut.

Martha stöhnte auf. "Man Till, er hat sich nur bei mir entschuldigt. Er hat eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat."

"Na dann.", erwiderte Till monoton.

"Ach, komm schon! Ich will mich jetzt nicht mit dir streiten. Es gibt doch so viel schönere Dinge."

Mit einem Grinsen ging sie auf Till zu und zog ihn an seinem Kragen zu sich. Sie begann ihn zu küssen. Till erwiderte den Kuss und drückte sie sanft gegen die nächstgelegende Wand. Martha war darauf nicht vorbereitet gewesen und ruderte mit den Armen.

Dabei schlug sie gegen einen Stapel Blätter, der auf der Fensterbank stand und einige Blätter segelten zu Boden.

"Ups." Lachend lösten sie sich voneinander und sammelten die Blätter auf. Martha griff nach einem Briefumschlag, auf den ein edles kreisförmiges Logo aufgedruckt war. Sie drehte den Umschlag um. Als Absender war Millfield School eingetragen.

"Was ist das?", fragte Martha verwundert.

Till entriss ihr den Brief. "Nichts!"

"Wenn das nichts ist, hast du ja sicher nichts dagegen, wenn ich mir das nichts mal anschaue.", erwiderte Martha schlagfertig.

"Okay, okay." Till hob abwehrend die Hände. "Das ist ein Brief von der Millfield School, ein elitäres Sportinternat. Da kommen nur die besten der besten rein."

"Und du gehörst dazu?", fragte Martha ungläubig.

"Ja, sogar mit Stipendium. Ohne Stipendium muss man über 12000£ zahlen, pro Schuljahr vollgemerkt.", erklärte Till.

"Warum hast du mir nicht früher etwas gesagt? Auf so einer Schule können die dich so gut fördern und du kannst Profisportler werden!" Martha strahlte.

"Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich nicht hingehen werde."

Marthas Strahlen verschwand. "Was? Aber warum nicht? Das ist doch das, was du dir immer gewünschst hast!"

"Ja, ich habe es mir immer gewünscht, aber jetzt ist alles anders. Jetzt bist du in meinem Leben. Wenn ich in England bin, was glaubst du, wie oft wir uns dann noch sehen werden?"

Till kam näher und wollte Martha küssen, doch sie drehte ihren Kopf zur Seite. "Und du willst wegen mir nicht gehen?" Till nickte entschlossen. "Du willst deine Karriere wegen mir aufgeben? Das kannst du nicht machen!"

"Doch, kann ich."

"Ich will nicht, dass ich dir im Weg stehe, während du deine Träume verfolgst! Wir sind noch nicht mal 24 Stunden zusammen!", sagte Martha fassungslos.

"Na und?" Till zuckte sorglos mit den Schultern.

"Wenn wir gerade vor dem Kino stehen würden und uns für einen Film entscheiden müssten, wäre es mir echt egal, wenn du so sorglos mit den Schultern zucken würdest, aber es geht hier um deine verdammte Zukunft!"

Die Zimmertür öffnete sich und Timo kam herein. "Till, kommst du? Staffeltraining fängt gleich an und Viktor wartet unten schon."

Till nickte ihm zu und wand sich wieder zu Martha. "Du hast gehört, was er gesagt hat. Wir reden später, okay?"

Mit diesen Worten ließ er Martha stehen. Er küsste sie kurz, griff sich seine Sporttasche und eilte Timo hinterher.

Martha blieb fassungslos und allein in seinem Zimmer zurück.

Sie beschloss mit Nele zu reden. Einen Rat von ihrer besten Freundin konnte sie jetzt wirklich gut gebrauchen.

"Was ist los?", fragte Nele besorgt, als Martha ins Zimmer stürmte.

"Till!" Sie raufte sich verzweifelt die Haare. "Er will seine Zukunft wegschmeißen, wegen mir!"

"Was ist denn passiert?"

Martha lief ruhelos im Zimmer auf und ab. "Er hat ein Stipendium für ein schweineteures Elitesportinternat in England bekommen. Wer da hin darf, gehört zu den Allerbesten."

"In England? Lass mich raten, er will jetzt nicht gehen, weil er bei dir bleiben will.", folgerte Nele.

"Gut erkannt, Sherlock."

"Das ist doch mega süß von ihm!" Offensichtlich verstand Nele nicht den Ernst der Lage, was sie auch nicht komplett konnte, da sie Tills Vorgeschichte nicht kannte.

"Das ist dumm.", widersprach ihr Martha. "Sein Leben lang hat er davon geträumt Profisportler zu werden. Der Sport war immer das, was ihm am Leben gehalten hat. Weißt du Nele, er hatte es früher nicht immer leicht und der Sport ist wie ein Rettungsanker für ihn."

"Aber er muss es doch selbst entscheiden, es ist sein Leben.", gab Nele zu bedenken. "Er wird schon wissen, was er da tut."

"Ich weiß nicht, ob ich mit einem Menschen zusammen sein kann, wenn ich weiß, dass ich ihm die Zukunft verbaut habe."

Nele blickte sie eindringlich an. "Du versaust ihm nicht die Zukunft. Wenn du ihm wichtiger bist, als der Sport, dann sei glücklich! Sei glücklich, dass du jemanden wie ihn gefunden hast!"

"Ich glaube du verstehst nicht ganz, was ich meine. Ich liebe ihn, Nele. Ich kann einfach nicht zulassen, dass er sich wegen mir die Zukunft verbaut! Es wäre so unglaublich egoistisch von mir, meine Gefühle über seine Zukunft zu stellen. Das könnte ich mir nie verzeihen."

Nele zuckte mit den Schultern. "Aber du kannst nichts ändern. Das einzige, was du machen könntest, wäre eine Zeitmaschine bauen, die Zeit zurückdrehen und nicht mit ihm zusammen kommen. Aber jetzt hat er Gefühle für dich und da ich annehme, dass du nicht in der Lage dazu bist, eine Zeitmaschine zu bauen, ist es zu spät. Du musst es akzeptieren."

Martha schaute aus dem Fenster. Als Nele das gerade gesagt hatte, war ihr eine Idee gekommen. Vielleicht brauchte sie ja nichtmal eine Zeitmaschine, um die Gefühle von Till wieder rückgängig zumachen.

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt