Gefesselt?

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Als ich das nächste Mal aufwachte hörte ich Stimmen an meinem Bett, also ließ ich meine Augen bewusst  geschlossen um sie zu belauschen. „Sie muss die Auserwählte sein. Die Tochter von „ihr"! Sie muss es sein, weil sie gar nicht durchs Fenster springen konnte, ich habe vorher einen Zauber an ihr angewendet hatte. Sie ist dem einfach so entgangen! Außerdem hätte sie sofort einschlafen müssen als sie den Raum verließ und ich kann im Moment ihre Gedanken nicht lesen!", sagte gerade wahrscheinlich der ältere Mann. Aber Magie? das gibt es doch gar nicht, war ich etwa bei Geisteskranken gelandet? Da musste ich wieder an die Wand denken durch die ich gegangen war, was eigentlich auch mit nichts anderem als Magie zu erklären war. „Okay, sie haben recht. Aber sie scheint im Moment in keiner so guten Verfassung zu sein. Ich meine überall ist Blut!",meinte jetzt der andere Typ, aber das war nicht der mit den Augen zum verlieren, sondern ein anderer, den ich noch nicht kannte. „Würde man sie waschen würde sie bestimmt nicht mehr voller Blut sein." Was? Sie wollen mich waschen, während ich schlafe? Nein, dass kann ich nicht zu lassen, dass ist doch verrückt. „Naja, ich würde sie ja gerne waschen, aber ich glaube sie hat etwas dagegen!" „Woher weißt du das jetzt schon wieder?" Darauf folgte langes Schweigen ich spürte Blicke auf mir, hörte jedoch keine Schritte die sich entfernten, sie beobachten mich also, wissen sie etwa, dass ich wach bin, nein, dass kann nicht sein, woher sollten sie das denn wissen. „Du kannst deine Augen jetzt aufmachen.", sagte der Unbekannte auf einmal. Redet er etwa mit mir? Er musste mit mir sprechen, also öffnete ich ganz langsam meine Augen und guckte mich um, jetzt war ich in einer Art Krankenzimmer mit nur einem Bett, der Unbekannte musste also wahrscheinlich ein Arzt sein. Ich wollte mich hinstellen, doch ich konnte meine Füße nicht bewegen, ich wusste nich warum, aber wenn ich es versuchte, fühlte es sich so an, als würde Klebstoff an ihnen kleben, also setzte ich mich hin. Am liebsten würde ich wieder wegrennen, aber das würde wohl nichts bringen denn 1. konnte ich meine Füße nicht bewegen und 2. war ich umgeben von, wem auch immer. Auf jeden Fall standen die drei Personen, die ich ja schon kannte ganz vorne. Das gruselige ist nur, dass mich alle anstarrten, so als würden sie mich schon mein ganzes Leben kennen oder als wäre ich etwas ganz besonderes, was man nicht alle Tage zu Gesicht bekam, nur weil ich nicht wie andere Mädchen alles mit mir machen ließ, war ich noch lange nicht etwas so seltenes. „Gut alle raus hier!" rufte auf einmal der älteste von den dreien, ich vermutete mal die drei sind hier ganz oben in der Rangordnung, denn ohne viel Gemecker verließen alle sofort den Raum, so etwas wäre an meine Schule nie möglich gewesen.

Nach einigen Minuten des Schweigens lehnte ich mich wieder zurück, denn da ich meine Füße nicht bewegen konnte, warum auch immer, musste ich die ganze Zeit in derselben Position sitzen und auf Dauer wurde das wirklich unbequem und wenn eh niemand etwas sagte musste ich sie ja auch nicht angucken und ich würde ganz bestimmt nicht anfangen zu reden. Jetzt starrte ich die Decke an und wartete darauf, dass irgendjemand etwas sagte, ich spürte immer noch ihre Blicke auf mir, wie sie mich analysierten, aber jetzt hatte ich Zeit auch sie mir genauestens einzuprägen. Ich ging alles noch einmal in meinem Kopf durch, das Mädchen war ungefähr 1:68m groß und war nicht sehr muskulös, sie hatte braune dünne Haare, welche in sanften Locken auf ihre Schultern fielen. Ihre Augen waren Grün und um ihre Pupillen windete sich ein ganz heller blau Ton, sie war insgesamt sehr hübsch und sah eigentlich auch ganz nett aus, für meinen Geschmack zu nett für eine Entführerin, aber manchmal trügte der Schein. Ihre Lippen zeigten ein kleines Lächeln. Außerdem wusste ich dank dem kleinem Namensschild, welches an ihrer Hosentasche steckte, wie sie heißt, sie war eine gewisse Rosé Flower, was ich ziemlich ironisch fand, aber der Name passte irgendwie zu ihr.
Der jüngere von den beiden Männern war ca. 17 Jahre alt, er hatte kurze blonde Haare war 1:88m groß und sehr muskulös. Seine Augen waren ein Mischmasch aus sehr vielen Farben, so etwas hatte ich noch nie gesehen und wie gesagt, ich konnte mich in ihnen verlieren, auch er trug ein kleines Namensschild, er war ein gewisser Sebastion Rosévill und irgendwie glaubte ich das ich diesen Namen kannte, doch mir fiel nicht mehr ein woher.
Der ältere Mann hatte schon weiße Haare und war nicht sehr kräftig, aber er sah nicht stark, sondern eher schwach aus. Ich hatte irgendwie das Gefühl als würde er jeden mit seinem Anblick täuschen wollen, als ob er wollte das man denkt, dass er schwach wäre. Er war mir ein großes Rätsel, aber er sah freundlich aus, wahrscheinlich lag das auch an seinen großen braunen Augen, die sehr warmherzig aussahen, aber diese Augen lügten, sie konnten alle drei keine netten Menschen sein, denn sie hatten mich entführt und so etwas tat ein netter Mensch nun mal nicht. Seinem Namen kannte ich nicht, aber irgendwie wollte ich ihn gerne wissen und sei es nur um irgendeinen Namen zu ihm zu haben, den ich mit ihm in Verbindung setzen konnte, ob der Name zu ihm passen würde? „Brown!"sagte auf einmal einer der dreien. „Was?" fragte ich genauso schnell wie ich mich aufsetzte, dabei vergaß ich glatt, dass ich meine Füße nicht bewegen konnte und zerrte mir irgendetwas am meinem linken Fuß, aber das war jetzt nebensächlich, das einzige was zählte war, was es mit „Brown" auf sich hatte und wie ich von hier wegkommen sollte. Jetzt sah ich  wer geredet hatte. Es war der alte Mann gewesen „Brown, Lukas Brown.", sagte er schon wieder „Brown" was das wohl bedeutete? „Meine Güte, Lukas Brown ist mein Name!". Naja, okay das hätte ich mir auch denken können, schon dumm von mir. Aber was soll's, jetzt konnten wir ja wieder in Schweigen versinken, ich wollte mich gerade wieder zurücklehnen, als mir etwas auffiel, ich hatte nie gesagt, dass ich nicht wusste wie er heißt. Um genau zu sein hatte niemand etwas gesagt, wie konnte er also wissen, dass ich mich genau in diesem Moment gefragt hatte wie er heißt. „Sie ist nicht dumm und kann gut analysieren, selbst Sachen, die sie nicht direkt sieht, sondern nur aus dem Augenwinkel.", sagt jetzt Rosé. „Richtig beobachtet. Sie versteht Situationen schnell und kann sie durchschauen, ihr einziger Fehler ist, dass sie manchmal zu schnell und impulsiv handelt, aber jeder hat wohl seine Fehler."sagte Sebastion. „Nein, nicht jeder hat seine Fehler, sie nicht! Sie ist, wenn sie alles gelernt hat nahezu fehlerfrei, aber eben auch nur nahezu." sagte Mr. Brown. Ich verstand jetzt gar nichts mehr. Schon gar nicht diesen Satz, ich sei fehlerfrei, aber auch nur nahezu? Was sollte das den bedeuten? Ich wendete meine Gedanken wieder anderen Sachen zu, wichtigeren Dingen, wie zum Beispiel meine Flucht, natürlich hörte ich, dass sie weiter redeten hörte Ihnen, aber nicht mehr aktiv zu, da es mir egal war, lieber sah ich mich unauffällig um und da war es auch schon, mein Fluchtweg, ich sah die Tür, durch die ich bei meinem ersten Fluchtversuch gelaufen bin, zum Glück nicht sehr weit von meinem Bett auf dem ich irgendwie gefesselt war, entfernt. Jetzt fiel mir auf, dass sie ganz schwarz war, fast schon so schwarz, wie die Welt in meinen Träumen, doch das war in dem Moment irrelevant für mich, es war schließlich nur eine Farbe, das wirklich Problem war doch, dass ich diesmal nicht einfach weglaufen konnte, denn ich war ja mit irgendetwas an dieses Bett gefesselt, also Violette denk nach, wie konnte ich mich von diesem Bett befreien? Da kam mir eine Idee, wenn ich so tat als hätte ich sehr starke Schmerzen hatte ich eine Chance, dass sie die unsichtbaren Fesseln von meinen Füßen lösen würden, aber vorher musste ich mich noch um ein anderes Problem kümmern, denn ich erinnerte ich mich wieder an die Worte von vorhin „Ich kann jetzt gerade ihre Gedanken nicht lesen.", dass hatte Mr.Brown gesagt als er dachte, dass ich schlafe, dann die Situation mit der Frage, die ich nur gedacht hatte und die er mir trotzdem beantwortet hatte. Vielleicht konnten sie Gedanken wirklich lesen, anders konnte man diese Situationen einfach nicht erklären. Nein! Das ist doch  totaler Humbug! Aber was wenn doch? Ich erinnerte mich noch daran, dass einmal eine Hellseherin bei mir an der Schule war und uns beigebracht hatte, wie wir unsere Gedanken vor Eindringlingen abschirmen konnten. Genau das gleiche machte ich jetzt, ich wusste nicht wieso ich es noch konnte, aber mein Körper machte es von ganz automatisch, auf einmal spürte ich wie mein Geist sich hinter etwas zurückzog, aber es war kein schlechtes Gefühl, denn auf irgendeine Weise befreite es mich. Dann ließ ich mich auf das Bett fallen und versuchte so viel Schmerz wie möglich in meinen Blick fließen zu lassen, und begann zu zappeln, als ob ich starke Schmerzen hätte. Mir war bewusst, dass ich sobald die Fesseln weg waren aufspringen musste, damit ich eine Chance haben würde, aber erstmal musste es funktionieren. Schnell fiel Sebastion auf, dass ich starke Schmerzen zu haben schien und fast sofort waren meine Fesseln weg. Ich hörte wie Rosé fragt „Was wenn sie wieder wegläuft?" Mr. Brown wollte gerade zur Antwort ansetzen, da hatte ich auch schon die Tür erblickt, sprang auf und rannte mal wieder wie ein Weltmeister los. Ich hörte einen Schrei und daraufhin gingen diesmal irgendwo ganz in der Nähe Alarmsirenen los und ich hörte noch mehr Menschen rufen, manche erschrocken, andere als wollten sie mich aufhalten. Doch das alles nahm ich nur gedämpft wahr, alles was für mich in diesem Augenblick gezählt hatte, war es zu der Tür zu gelangen und dann hoffentlich für immer von diesem Ort zu verschwinden, mir war egal, was mich da draußen erwartete, denn ich dachte das es überall besser war. Als ich wieder an der Tür war riss ich sie ohne zu überlegen auf, auch diesmal spürte ich die herrliche Luft auf meiner Haut und sah das unbekannte Land, aber diesmal machte ich nicht denselben Fehler, sondern rannte bis ich nicht mehr konnte und dann noch ein paar Kilometer weiter. Als ich endlich zur Ruhe kam und mich kurz setzte fühlte ich mich immer noch nicht sicher genug, auch wenn weit und breit kein Mensch zu sehen war und kein Geräusch außer der Wind in den Blättern zu hören war, deswegen stand ich nach ein paar Minuten auf und ging weiter. Und während ich immer mehr Abstand zwischen mich und meine Entführer brachte dachte ich das erste Mal wieder an meine Eltern und wie komisch es doch war, dass sie nicht im Haus waren an jenem Morgen. War das wirklich erst gestern gewesen? Es kam mir vor als wäre es schon Jahre her, dass ich an meinem Geburtstag aufgestanden bin. Ich dachte an meinen letzten Geburtstag zurück, wie sie sich mehr darauf gefreut hatten als ich mich und in diesem Moment bemerkte ich erst, wie sehr sie mir fehlten. Als ich endlich an einen hoffentlich sicheren Platz in einem Wäldchen fand, ließ ich mich auf den Boden fallen, ich konnte mich kaum noch halten, weil ich mittlerweile lachte, denn die Chance zu entkommen stand eigentlich bei ungefähr eins zu einer Million und ich weinte, weil ich zu meinen Eltern wollte, mehr als alles andere wollte ich jetzt bei ihnen sein. „Sie hätten bestimmt gewusst, was ich tun muss oder mir zumindest Mut gemacht.", flüsterte ich in die Stille der Nacht, denn einfach alles hier erinnerte mich an sie, die Bäume sahen aus, wie die, unter denen wir immer zelten waren und wenn ich zu den Sternen aufsah, sah ich meinen Vater, der mir alles erklärte, selbst wenn er sich nur irgendwas ausgedacht hatte es waren durch und durch schöne Erinnerungen, die nur mir gehörten. Noch lange nach Mitternacht lag ich da auf der trockenen harten Erde und sah zu den Sternen hoch und dachte über meine Situation nach. Nein, eigentlich dachte ich über alles nach und vor allem, was Gott wohl mit mir vorhatte, wollte er mich hier draußen ganz alleine unter den Sternen sterben lassen, sodass ich einfach vergessen werde, oder wollte er mich etwas großes vollbringen lassen. Ich wünschte mir, dass Gott nichts großes mit mir vorhatte, denn ich war kein Mensch für große Taten, ich war einfach nicht bereit dafür. Doch tief in meinem Herzen wusste ich schon damals, dass das nicht stimmte, ich hatte es nur zu spät erkannt. Irgendwann schlief ich ohne es selber zu bemerken ein und träumte von Sternen, von meinen Eltern, die ich stolz machen wollte und von Dunkelheit.

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