Piratenbraut

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Er hatte die Risiken gekannt. Denn schließlich hatte er die Regeln festgelegt.

Erneut sah er nervös auf die junge Frau, die sich auch nachdem das Piratenschiff gesichtet worden war noch immer nicht gerührt hatte. Missbilligend verzog er das Gesicht.

Man hatte ihm zwar aus zahlreichen Quellen zugesichert, dass alle Schiffe, die sie bisher angeheuert hatten, unbeschadet an ihrem Bestimmungsort angekommen waren, - trotz Piratenübergriffen – aber nach allem hätte er sich nicht von Gerüchten verleiten lassen sollen.

Sie war ja doch nur eine Frau. Wie sollte sie also zahlreichen Piraten Standhalten können.

„Wann gedenkt ihr etwas zu unternehmen?“

Träge richtete sie den Blick auf ihn. Ihre Blicke sandten stets Schauer über sein Rückrad, jedoch bestimmt keine der angenehmen Sorte! Diese allzu aufmerksamen Augen waren ihm nicht geheuer. Fast schien es als gäbe es nichts, dass ihr entginge! Er straffte den Rücken, bemüht sich nichts anmerken zu lassen. Dennoch erschien ein wissendes Lächeln auf ihren Lippen, bevor sie seelenruhig zu sprechen begann.

„Stehen wir denn unter Beschuss?“

„Nein, das sehen sie doch, aber...“

Mit der gleichen ruhigen Stimme fiel sie ihm ohne Eile ins Wort.

„Also kann ich auch noch nichts unternehmen, nicht wahr?“

So allmählich wurde ihm das zu bunt. Was dachte dieses Weibsbild eigentlich wer sie war?!

„Müsstet ihr nicht irgendwelche Vorbereitungen treffen?“ blaffte er sie an.

Einen Augenblick blinzelte sie verwirrt zu ihm hoch.

„Vorbereitungen?“ echote sie.

„Warum sollte ich etwas vorbereiten müssen, meine Waffen sind hier und ich bin bereit. Aber wenn ihr unbedingt etwas vorbereiten wollt, dann sagt doch euren Leuten schon einmal, dass sich alle bewaffneten Männer im Durchgang hinter der Tür bereithalten sollen und alle anderen sich bitte im Bauch des Schiffes in Sicherheit bringen sollen, um nicht in den Weg zu geraten.“

Einen Augenblick dachte er über ihre Worte nach, doch wie er es auch drehte und wendete, das klang vernünftig.. Also ging er unter Deck und mobilisierte seine Leute. Sie würde schon wissen was sie tat, nach allem war sie an den Vertrag gebunden.

Nach allem nicht sonderlich interessiert sah sie ihm nach, ob er ihren Rat annahm war letzten Endes unerheblich. Es würde ihre Arbeit nicht beeinflussen.

Zum ersten Mal sah sie jetzt über die Reling aufs Meer hinaus, wo ihr Schiff ruhig dahin schipperte, doch nun nicht mehr weit entfernt näherte sich ein zweites Schiff.

Die Flagge mit den zwei gekreuzten Schwertern wies unmissverständlich darauf hin, was für ein Schiff es war. Die Piraten schienen angesichts des eher kleinen Handelsschiffes bereits siegessicher, denn sie steuerten auf sie zu, ohne das Feuer zu eröffnen.

Nun konnte sie bereits die ersten Männer erkennen. Gleich würde es beginnen. Locker schnallte sie sich ihr Schwert und die beiden Messer um die Hüften und platzierte sich etwa in der Mitte des Deckes.

Ihr schwarzer Hund – ein Leonberger von ungewöhnlichen Ausmaßen, der seinem Beinamen 'schwarzer Teufel´ alle Ehre machte – legte sich ihr zu Füßen.

Kurz noch kraulte sie ich  hinterm Ohr, dann richtete sie sich auf und blickte ihren Feinden mutig entgegen. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Nach allem hatte sie einen Vertrag unterzeichnet.

Und was auch immer geschehen mochte, sie würde ihr Wort niemals brechen!

Piratenbraut {On Hold}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt