Egal wie sie darüber nachdachte, sie kam einfach nicht dahinter, was Cain sich dabei dachte.
Andererseits wenn er es vor der ganzen Mannschaft einfach so herausposaunen konnte, dann musste es ein Scherz gewesen sein.Mit einem tiefen Seufzen lies sie sich wieder neben Akashiel nieder.
Er hob den Kopf und stupste sie leicht mit der Schnauze an. Zumindest eine treue Seele, dachte sie bei sich und kraulte ihm den Hals. Zufrieden brummend legte er den Kopf in ihren Schoß.
Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis schließlich alles verladen war und sie weiter segeln konnten. Cain bekam sie zunächst nicht mehr zu Gesicht, doch er schien seine Männer gewarnt zu haben.
Keiner von ihnen versuchte ihr nahe zu kommen. Nur Lizard sah zwischendurch vorbei. Natürlich wieder mit einem Gesuch von Cain.
Zuerst lehnte er sich nur an die Reling, ohne etwas zu sagen. Doch als sie es schließlich Leid wurde fragte sie.
„Was will er diesmal?“ In ihrer Stimme lag schon fast so etwas wie Resignation.
„Du sollst mit ihm in der Kapitänskajüte speisen.“
„Nein danke, ich verzichte."
Kurz war ihr als huschte ein Lächeln über Lizards Züge. Taute er langsam auf oder hatte sie es sich nur eingebildet?
„Dachte ich mir.“
„Wo dann?“
„Kantine.“
Noch machte sie keinerlei Anstalten aufzustehen und auch er ging nicht. Keiner von ihnen verlor ein Wort, doch allein die Gegenwart des jeweils anderen war schon eine erfrischende Abwechslung.
Sie mochte Lizard. Er war ein angenehmer Zeitgenosse und bei weitem nicht so aufdringlich wie ein gewisser anderer Jemand.
Genervt zog sie die Augenbrauen zusammen und erhob sich. Mit der Ruhe war es wohl vorbei, ihr Blut fing schon an zu kochen, wenn sie nur an ihn dachte.
Zeit zu essen.
Sie tätschelte Akashiel noch einmal den Kopf, dann ging sie zur Treppe.
„Erster Raum links.“ sagte Lizard ohne den Kopf zu heben.
Es war wirklich wunderbar verstanden zu werden, wenn man nicht einmal etwas sagte. Sie stieß die Tür auf und tauchte geschmeidig unter dem Holzrahmen hindurch.
Augenblicklich befand sie sich im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit, sämtliche Männer hatten sich ihr zugewandt.
Cain hatte nicht zuviel versprochen, doch sie lies sich nichts anmerken. Gänzlich unbeeindruckt durchschritt sie den Raum bis zur Theke im hinteren Teil. Der offenkundige Koch drehte sich zu ihr um.
„Was willst du?“ er klang weder besonders unfreundlich, noch besonders unsympathisch. Eher so als interessierte sie ihn nicht.
„Zwei Portionen.“ sagte sie.
Er nickte und stellte ihr zwei Teller hin. Schön, mit dem Koch würde sie sich auch gut verstehen.
Elegant nahm sie die Teller vom Tresen, ging zur Tür und erklomm die Treppe. Wie erwartet war Lizard längst wieder gegangen und Akashiel lag brav an seinem Platz.
Sie ging neben ihm in die Knie und stellte einen Teller vor ihm ab. Ihr Fleisch legte sie zusätzlich auf seinen Teller und er machte sich sofort darüber her.
Doch grade als sie beginnen wollte zu essen, kam jemand auf sie zu. Sie ahnte wer es war und natürlich bewahrheitete sich diese Annahme dann auch.
„Warum isst du das Hünchen nicht?“ fragte Cain.
„Warum sollte dich das etwas angehen?“ schoss sie zurück.
Amüsiert hob er die Augenbrauen an.
„Was denn, sind wir nicht dann doch ein wenig empfindlich?“
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Er hatte ja Recht, aber sie fühlte sich in seiner Nähe einfach nicht wohl.
Obwohl, nein, so konnte man das nicht sagen, es war nicht er, sondern viel mehr ihre Reaktion auf ihn, die sie störte. Kam sie am Ende etwa zu dem Schluss, das es gar nicht seine Schuld war?!
„Wie auch immer.“ knurrte sie.
Cain zuckte nur mit den Schultern und lies es auf sich beruhen.
Sie wartete einen Augenblick ab, doch er wartete geduldig, bis sie zu ende gegessen hatte. Als sie fertig war, stellte sie den Teller beiseite und sah Cain an.
„Was möchtest du von mir, Cain?“
„Möchtest du nicht vielleicht doch lieber in meiner Kajüte schlafen? Ich könnte zu den anderen Männern gehen.“
Ein wenig genervt verdrehte sie die Augen.
„Ich kann auf mich aufpassen.“ sagte sie schlicht.
„Das weiß ich!“ beteuerte Cain.
„Ich habe nur einfach kein gutes Gefühl dabei, eine Frau auf dem Deck übernachten zu lassen.“
„Es würde bei deinen Männern sicher nicht gut ankommen, wenn du deine Kajüte für mich räumen würdest.“
„Dann lass dir wenigstens eine Decke geben, Lylith.“
Überrascht sah sie ihn an. Das war das erste Mal, dass er ihren Namen genannt hatte. Doch auch davon ließ sie sich nicht beirren und deutete auf die Tasche, die Akashiel seit sie an Bord gekommen waren stets beschützt hatte.
„Ich hab alles was ich brauche, Cain.“
Verwirrt sah er auf die Tasche.
„Wo kommt die her? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du keine Tasche umhattest, als du an Bord gegangen bist.“
„Akashiel hat sie getragen.“ antwortete sie schlicht.
„Du siehst also, es gibt keinen Grund für dich, sich zu sorgen.“
„Ich sorge mich nicht.“
Er widersprach zwar, klang aber nicht sonderlich überzeugend.
„Gute Nacht, Cain.“ sagte sie mit ruhigem aber bestimmtem Tonfall.
DU LIEST GERADE
Piratenbraut {On Hold}
RomanceSIe war eine Einzelgängerin. Nicht erst seit heute, sondern schon immer. Warum sie eine Söldnerin war? Aus purer Langeweile. Sie musste dazu nicht einmal ihr Leben riskieren, denn sie war ohnehin stärker als alle anderen. Doch dann trifft sie auf ei...