Kapitel 2 - Der Kapitän

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Jetzt war das gegnerische Schiff auf gleicher Höhe mit ihnen und die ersten Piraten schwangen sich an ihren Enterhaken herüber. Als jedoch gut ein Dutzend von ihnen vor ihr standen, blieben sie unschlüssig an der Reling stehen.

Misstrauisch blickten sie umher, als sie jedoch keine Angreifer ausmachen konnten, richtete sich das Augenmerk auf sie.

„Was soll das?“ rief ein hagerer Kerl mit blondem Lockenschopf.

Er konnte noch keine 30 sein.

„Glauben die etwa, dass wir uns mit einer Frau zufrieden geben und wieder verschwinden?“

Ein anderer wesentlich älterer Mann mit bereits ergrauten Strähnen in seinen sonst braunen Haaren, legte dem Jüngling eine Hand auf die Schulter und trat einige Schritte vor.

„Ich weiß nicht, warum ihr euch auf einen solchen Handel eingelassen habt, doch für gewöhnlich rauben wir nur Materialien, keine Menschen. Auf unserem Schiff gibt es keine Sklaven. Also geh und sage den Männern, sie sollen sich für einen ordentlichen Kampf bereit machen, oder denkst du, eine Piratenbande würde sich von einem großen Hund beeindrucken lassen?“

Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert.

„In der Tat bin ich nicht so dumm zu glauben, Akashiel könnte euch in die Flucht schlagen. Doch wenn ihr glaubt, ich wäre eine Sklavin, so muss ich euch enttäuschen.“

Ihre Stimme klang vollkommen normal, nicht eine Spur von Angst war ihr zu entnehmen, was sogar die Piraten ein wenig beeindruckte. Der Mann zögerte kurz bevor er antwortete.

„Nun, ob sie uns eine edel Dame oder eine Sklavin geschickt haben, ist nicht von belang.“

Kokett legte sie den Kopf schief und lächelte.

„Auch nicht dann, wenn ich euch bitte uns ziehen zu lassen?“

Einige der Männer brachen in schalendes Gelächter aus und auch der Mann antwortete unter heftigem Kopfschütteln, so als könnte er nicht fassen, dass es jemanden so naiven gab.

„Bei allem Respekt, Madam. Aber wir sind Piraten! Wir lassen unsere Beute nicht einfach ziehen, nur weil ihr nett darum bittet.“

Trotz der harschen Worte blieb ihr Lächeln unverändert als sie antwortete.

„Nun, in diesem Fall sehe ich mich dazu gezwungen euch mitzuteilen, dass ich weder edel Dame noch Sklavin, sondern Söldnerin bin. Um genau zu sein, bin ich diejenige, die angeheuert wurde um euch fern zu halten.“

Einen Augenblick sahen sie alle Beteiligten ungläubig an, dass Lachten sie erneut laut los.

„Du,“ japste der junge Blonde.

„Du sollst unser Gegner sein? Ist das ein Witz, oder was?“

„Verzeiht mir,“ sagte sie noch immer mit Engelsgeduld in der Stimme.

„Doch ich beliebe nicht zu scherzen.“

Der ältere Mann hatte unterdessen nicht angefangen zu Lachen, sondern musterte sie von neuem mit ernstem Gesichtsausdruck.

„Lasst uns den Käpten holen,“ sagte er dann unvermittelt.

„Den Käpten?“ echote jemand hinter ihm.

„Warum sollten wir den Käpten wegen so etwas nerven? Du weißt doch wie unausstehlich er werden kann, wenn man mit Kleinigkeiten angerannt kommt.“

Die Stimme des älteren Mannes war scharf als er antwortete.

„Kleinigkeiten? Bin ich etwa der Einzige, der diese beunruhigenden Gerüchte aufgeschnappt hat, die im Moment kursieren?“

Piratenbraut {On Hold}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt