Kapitel 3 - Übereinstimmung

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Sofort wandte sich der Kapitän zu ihr um. Interesse blitzte unverkennbar in seinen Augen auf. Gut. Er würde ihr zumindest zuhören.

Fast schon gebieterisch hob er die Arme und die Kämpfe erloschen. Akashiel sah jetzt zu ihr hinüber und auf ein leichtes Kopfschütteln ihrerseits hielt auch er sich zurück.

Die Piraten vor ihr machten sogar Platz, als Cain jetzt zu ihr kam.

„Nun, ich höre?“ sagte er mit einem für ihren Geschmack viel zu arroganten Lächeln.

Doch im Gegensatz zu ihr konnte er sich diese Arroganz leisten, darum schluckte sie ihren Stolz herunter.

„Du kannst alle Waren haben, abgesehen von ein wenig Proviant und lässt im Gegenzug die volle Besatzung am Leben.“

Würde er darauf eingehen? Er war mindestens genauso Starrköpfig wie sie.

„Warum sollte ich das tun? Wir sind klar im Vorteil, du hast dich gegen die Wand manövriert und die restlichen Soldaten können uns nicht mehr aufhalten.“

Ein süffisantes Lächeln glitt über ihr Gesicht.

„Ich würde diesen Vorschlag sicher nicht machen, wenn ich nichts in der Hand hätte. Es ist wahr, die Waren gehören dir so oder so.“

Das Lächeln wurde breiter und sogar Cain wich jetzt misstrauisch einen Schritt zurück.

„Doch wie viele Männer würdest du wohl bei dem Versuch verlieren, mich in Schach zu halten, wenn ich anfange ernst zu machen? Selbst du solltest dir darüber im klaren sein, dass sie mir nichts entgegenzusetzen haben.“

Jetzt hatte sie ihn. Er hatte gar keine andere Wahl, als den Handel anzunehmen, sonst würde er etliche Männer verlieren.

„Sagtest du nicht, dass du niemanden tötest?“

Das Lächeln auf ihren Zügen erlosch.

„Ich sagte, dass ich bis jetzt keinen Piraten getötet habe, das heißt keines Falls, dass ich es nicht tun würde.“

Auch Cain schien jetzt ernsthaft darüber nachzudenken, es war offensichtlich, dass er ihr zutraute eine Menge seiner Leute mit sich in Grab zu reißen.

„Da habe ich wohl nicht die Wahl, wenn mir die Leben meiner Meute am Herzen liegen, doch eine Sache gibt es noch. Du meintest vorhin, du könntest den Vertrag, den du eingegangen bist, nicht brechen. Weshalb ist das jetzt anders?“

Sie stieß einen tiefen Seufzer aus.

„Hältst du mich tatsächlich für so dumm, dass ich mich jemandem verpflichte, ohne einen Notfallplan parat zu haben?“

Das Grinsen kehrte auf Cains Gesicht zurück.

„So so, ein Notfallplan also. Und wie genau sieht dieser aus?“

Sie erwiderte sein Grinsen und wandte sich jetzt an den Händler, der hinter ihr schon die ganze Zeit zeterte wie wild.

„Ihr erinnert euch sicherlich an unseren Vertrag, nicht wahr? Habe ich es richtig in Erinnerung, dass ich das Schiff und die Waren solange beschützen muss, wie ihr an Bord seit?“

Zögerlich nickte der dicke Mann und Cains Augen weiteten sich ein wenig, als er begriff was sie vorhatte.

„Ja, eben. Also scheucht dieses Piratenpack zur Hölle!“

Sie wirbelte herum und traf den Händler mit einem eleganten Tritt mitten auf die Brust, der ihn augenblicklich schwanken und über Bord gehen lies.

Cain und auch einige der anderen Piraten und Soldaten konnten sich jetzt nicht mehr zurückhalten und fingen zu lachen an. Sie lehnte sich unterdessen mit einem nun ihrerseits überaus zufriedenen Grinsen über die Reling.

„Nun, hiermit ist unser Vertrag null und nichtig. Ihr solltet vorsichtiger sein, mit wem ihr Geschäfte macht, Händler!“

Als sie sich umdrehte, sah sie erstaunt, dass Cain auf sie zukam, ihr überschwänglich auf den Rücken klopfte und dann den Arm auf ihren Schultern liegen lies.

Fast wäre sie vornüber gekippt, hielt sich jedoch im letzten Moment noch aufrecht. Böse blickte sie zu ihm hoch, was er jedoch nicht einmal zu bemerken schien.

„Na so was nenn ich mal korrupt, wir Piraten hättens nicht besser machen können!“

Fast schon so, als ekle sie sich vor ihm, nahm sie den Arm mit gespitzten Fingern von ihren Schultern und lies ihn fallen.

Was er jedoch nur mit einem Lächeln quittierte.

„Spielen wir jetzt schüchtern?“

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich um.

„Erstens mal, nenn mich nicht korrupt, ich habe mich strickt an alle Vereinbarungen gehalten. Zweitens Mal, bin ich nicht schüchtern, ich kann dich nur nicht leiden.“

„Du kannst mich also nicht leiden?“

Mit einem Ruck an ihrem Handgelenk zog er sie zu sich heran und senkte den Kopf bis ihre Gesichter ganz nah beieinander waren und er ihr Kinn umfasst hielt.

„Das finde ich aber sehr Schade, denn ich fürchte, ich habe mich gerade verliebt!“

Einen Augenblick sah sie ihm in die Augen und lächelte zuckersüß, dann spürte er plötzlich eine Dolchspitze an seinem Hals.

Noch immer süß lächelnd befreite sie sich aus seinen Armen und machte sicherheitshalber gleich zwei Schritte von ihm weg.

„Wenn du so verliebt bist, dann wird es dich sicherlich freuen, dass ich bis zum nächsten Hafen bei euch mitfahren werde. Allerdings solltet ihr mir bei derartigen Annäherungsversuchen nicht den Rücken zudrehen.“

Ihre Stimme war ebenso zuckersüß wie ihr Lächeln und sie hielt vergnügt den Dolch hoch.

„Wie bitte?“ fragte jetzt Cain, nachdem er sich einigermaßen wieder gefasst hatte.

Gespielt unschuldig sah sie zu ihm herüber.

„Was denn, du lässt mich doch etwa nicht hier? Stell dir nur vor, ich habe dir grade die gesamten Waren des Händlers überlassen, der lässt mich doch eiskalt ermorden!“

Einigermaßen überrumpelt strich er sich durchs Haar.

„Klar, du bist ja auch so unglaublich hilflos.“ murmelte er.

„Wie war das?“ fragte sie und pfiff ihren Hund herbei.

„Ach nichts.“ beeilte er sich zu sagen und sah ihr nach, wie sie elegant und stolzen Schrittes über die Planke auf sein Schiff ging.

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Piratenbraut {On Hold}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt