Kapitel 6 - Konversationen

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Am nächsten morgen wachte sie früh auf, bereits vor Sonnenaufgang tummelten sich die ersten Piraten an Deck. Warum standen sie nur so früh auf? Sie konnten doch unmöglich schon etwas zu tun haben.

Mit einem Gähnen setzte sie sich auf, worauf sofort ein missbilligendes Grummeln folgte. Verschlafen blinzelnd richtete Akashiel sich ebenfalls auf, riss sein Maul beim Gähnen weit auf und schüttelte sich.

Um in die Küche zu gehen war es wohl noch zu früh, also lehnte sie sich an die Reling, nahm ein Buch aus ihrer Tasche und kraulte Akashiel gedankenverloren den Kopf während sie las.

Sie hatte schon mindestens eine halbe Stunde so dagesessen, als ein Knurren sie plötzlich aufschreckte. Verwirrt sah sie von ihrem Buch zu Akashiel und von diesem weiter zu dem Mann der nun vor ihr stand.

Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch. Was wollte er von ihr? Wenn Cain etwas wollen würde, hätte er doch sicherlich Lizard geschickt, oder nicht?

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so ein kleines Mädchen wie du gegen uns kämpfen wolltest." sagte er schließlich.

Sichtlich gelangweilt senkte sie den Blick wieder auf ihr Buch.

„Genau genommen, wollte ich das nicht nur, sondern habe mich sogar ganz gut geschlagen." antwortete sie ruhig.

Dieser Mann war uninteressant, er würde ihr wohl kaum Probleme machen.

„Ach, Tatsächlich? Zu schade, dass ich das nicht gesehen habe, ich glaube dir nämlich nicht."

Diesmal hob sie nicht einmal den Blick von ihrem Buch, als sie antwortete.

„Dann geh und frag wen anders, die meisten deiner Freunde sollten dir das bestätigen können."

Jetzt kam der Mann näher heran geschlichen und nahm ihr mit einem schmierigen Lächeln das Buch aus der Hand.

„Hör mal, Kleine. Ich weiß nicht, wie genau du dir Piraten vorstellst, aber Freunde sind wir sicher nicht, also können die ruhig behaupten, was sie wollen. Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe."

Sie versuchte im sitzen nach dem Buch zu schnappen, doch er hielt es nur ein Stückchen höher.

„Wenn du nur glaubst, was du auch sehen kannst, dann musst du aber ganz schön engstirnig sein."

„Was?!"

Sie war zu dem zuckersüßen Tonfall zurückgekehrt, den sie immer anschlug, wenn sie kurz davor war einem Mann eine runterzuhauen. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen.

„Und nur zu deiner Information, ich schätze es nicht sonderlich von jemandem wie dir 'Kleine' genannt zu werden."

„Ach ja?" fragte er hämischen Grinsen und entblößte dabei seine nicht sonderlich gepflegten Zähne.

„Und was willst du dagegen tun, Kleine?"

Mit ihrem süßen kleinen Lächeln erhob sie sich und schlug so schnell zu, dass der Mann noch nicht einmal mehr die Zeit hatte auch nur zu reagieren, ehe er auch schon hart mit dem Rücken aufkam und mehrere Meter übers Deck schlitterte.

Elegant schritt sie zu ihm und nahm ihm das Buch ab.

„Genau das tue ich dagegen. Und wenn dich das nächste Mal jemand warnt, einem Fremden nicht zu nah zu kommen, solltest du ihm deinen Glauben schenken."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und setzte sich wieder an ihren Platz, während sie amüsiert beobachtete, wie der Mann sich aufrappelte und mit offensichtlich hochrotem Kopf unter Deck eilte.

Nach nicht einmal ein paar Minuten näherte sich ein weiterer Mann. Sie klappte genervt ihr Buch zu und wollte sich schon für ein weiteres Gefecht rüsten, als sie Cain erblickte und den Mund wieder zumachte.

„War das wirklich nötig?" fragte er.

Auch wenn es ihn sogar noch mehr zu amüsieren schien, als sie. Sie verdrehte nur die Augen und packte ihr Buch jetzt vollends weg.

Mit ihm in der Nähe würde sie ohnehin keinen Nerv mehr für ein Buch aufbringen können.

„Ich hatte dich gewarnt, Cain. Wenn sich deine Männer nicht an das halten können, was ihr Kapitän ihnen vorschreibt, dann ist das leider nicht mein Problem."

"Leider?" fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Sie seufzte tief.

"Okey, erwischt. Nicht leider, sondern glücklicherweise. Zufrieden?"

Er zuckte mit den Schultern. "Ganz wie du meinst."

"Was genau willst du von mir, Cain?"

"Ich will, dass du meine Männer nicht unbedingt umbringst, ja?"

Sie verdrehte die Augen.

"Ich werd mich zurückhalten. Und nur damit dus weißt: Dem Mann gehts bestens."

Cain lächelte, was irgendwie gruselig war, angesichts der Tatsache, dass er sie eben noch zurecht gewiesen hatte. Es war schlichtweg unmöglich, den Kerl zu verstehen.

"Das habe ich ja nie bezweifelt."

Sie sah ihn ausdruckslos an. So als wüsste sie noch nicht genau, was sie jetzt davon halten sollte.

"Wie auch immer. Wenn deine Männer auf dich hören würden, müsste ich sie mir nicht selbst vom Hals halten."

Er neigte den Kopf.

"Natürlich."

"Wollen wir jetzt Gentleman spielen, oder was?"

Sein Grinsen wurde sogar noch eine Spur breiter.

"Klar, warum denn nicht?"

"Darum nicht. Gentleman und Pirat passt nicht unter einen Hut, mein Lieber."

Einen Augenblick sah er doch tatsächlich gekränkt aus.

"Nur weil ich ein Pirat bin, heißt das noch lange nicht, dass ich kein Gentleman sein kann. Ich erinnere mich nicht daran, jemals besonders unhöflich zu dir gewesen zu sein."

Schwungvoll erhob sie sich und warf die Hände in die Luft.

"Das hab ich nie behauptet, also komm mal wieder runter, ja?"

Cain grummelte irgendwas als Antwort, das sie nicht verstand und legte dann schmollend einen Abgang hin.

*

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Endlich noch was neues!

Hat zwar ein bisshen gedauert, aber bitte trotzdem fleißig voten und kommentieren^^

Piratenbraut {On Hold}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt