Freitag, 10. Mai 2019
Hey,
kannst du dich noch daran erinnern? Wie wir heulend und lachend uns unsere Tagebucheinträge vorgelesen haben? Das habe ich zuvor noch nie gemacht. Noch nie habe ich jemandem so sehr vertraut wie dir. Noch nie habe ich mich so sicher gefühlt. Ich weiß nicht ob es dir genauso ging, aber das hat sich nach Freundschaft angefühlt. Fast täglich haben wir telefoniert und geheult. Aber auch gelacht. Mir ging es noch nie so scheiße wie an diesem Tag. Ich habe mich mit dem schlimmsten Menschen der Welt verglichen und du hast es dir angehört. Hast mit mir geweint. Und mich aufgebaut. Du hast mir von deiner Schwester erzählt und ich hab es mir angehört. Mit dir geweint. Und dich aufgebaut. Es ging lange so bis... bis es weniger wurde. Aus täglich wurde wöchentlich und aus wöchentlich monatlich. Ich bin wieder in mein Loch gefallen und habe nach der Leiter gesucht aber... was noch viel schlimmer war, war, dass ich von dir kaum etwas mitbekommen habe. Wir redeten täglich in der Schule, aber es war bei weitem nicht mehr so wie früher. Ich habe weiterhin nach meiner Leiter gesucht. Aber was ich erst später verstanden habe war, dass du diese Leiter bist. Ich suche dich nicht, um aus meinem Loch rauszukommen, sondern um dich so schnell wie möglich nach oben zu bekommen. Aber jede Spur nach dir führt in eine Sackgasse. Merkst du es nicht? Wie sehr wir uns voneinander entfernen? Ich nämlich schon. Und es fühlt sich nicht gut an. Ich möchte wissen was du machst! Ob du lachst oder weinst. Ob du gerade bei Mathe verzweifelst oder Latein wieder mit Links meisterst. Ich möchte dir helfen, auch wenn wir zusammen erst recht nicht mit der Mathe Hausaufgabe fertig werden, aber das ist ein anderes Thema. Was ich sagen will ist: Ich mache mir Sorgen! Und nicht zuletzt weil ich die Kratzer auf deinem Arm gesehen habe. Nur weil ich es getan habe, heißt es nicht dass das der Ausweg ist! Verdammt weißt du wie schlecht ich mich fühle, weil ich sehe wie scheiße es dir geht?! Ich sehe deine Augenringe! Auch wenn du denkst, dass es nicht so ist. Man merkt es! Oder ich zumindest. Ich habe Angst, dass ich der Grund für deine Kratzer bin. Immerhin habe ich etwas gesagt, was für mich nicht schlimm war, aber dich getroffen hat. Und ich bin mir sicher, dass es deswegen ist. Immerhin gab es diese Situation zwischen uns schon einmal, nur umgekehrt. Aber wir haben geredet. Über alles. Und dann war alles wieder gut. Also lass mich dir helfen. Bitte. Denn ich hab dich lieb, egal wieviel scheiße aus meinem Mund schon geflossen ist. Und um dich endlich zu finden, musst du mir auch helfen. Gemeinsam kommen wir da raus. Das weiß ich. Und ich hoffe du weißt es spätestens jetzt auch.
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Thoughts
Teen FictionDas hier sind meine Gedanken zu meinem Leben. Kopien oder Ähnliches sind ohne weitere Absprachen nicht gestattet. *TRIGGER WARNING - Kann Selbstverletzende und/oder Suizidverständliche Inhalte enthalten*