"...Roy..."

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Der nächste Tag verging quälend langsam. Heute kamen sogar ein paar Besucher. Gracia und die kleine Elicia. Sie hatten mir sogar einen Apfelkuchen gebacken. Um nicht ganz unverschämt zu sein, habe ich auch ein Stück heruntergewürgt. Doch Appetit habe ich so gut wie keinen mehr, was man mir anscheinend auch ansieht. 

Gracia meinte ich sehe dünner und schwächer aus und das ich abgenommen hätte. Elicia hatte immer wieder gefragt, warum Riza noch schlafen würde und ob sie nicht bald mal genug geschlafen hätte. 

Gracia hat wohl bemerkt, dass mich diese Fragen bezüglich Riza sehr belasten. Darauf haben sich die beiden auch schon schnell wieder von mir verabschiedet und haben versprochen in zwei Tagen noch einmal vorbeizukommen. 

Beide gaben mir noch einen Kuss auf die Wange. Auch Riza gaben beide noch einen Abschiedskuss bevor sie das Zimmer verließen. Erst als die Tür ins Schloss fiel, konnte ich aufatmen.

Danach waren noch zwei Ärzte da. Einmal meinetwegen, um sich zum wiederholten Male meine Augen genau anzusehen. Der zweite Arzt war wegen Riza da. 

Ich habe gefragt, ob sie schon was Neues wüssten und wie es Riza nun geht. Doch sie konnten mir nichts anderes sagen als die Male zuvor: Wir warten ab, was sich tut. Nun liegt es an ihr wieder aufzuwachen.

Wie gern ich ihr einfach helfen würde. So ein Scheiß! Ich schlage mit der Faust aufs Bett, dabei habe ich wohl vergessen, dass der Notrufknopf da liegt. Nun geht der Alarm los und Sekunden später stürzt eine Schwester zur Tür hinein.

"Herr Mustang, alles ok bei Ihnen? Was ist los? Brauchen Sie was? Soll ich Ihn-..."

Ich unterbreche sie, indem ich die Hand hebe. Augenblicklich schweigt sie. Ich versuche mich an einem Lächeln.

"Es ist nichts. Ich habe nur aus Versehen auf den Knopf gedrückt."

"Oh, na, wenn das so ist. Da geh ich mal wieder."

Sie nähert sich der Tür, doch gerade als sie hindurchgehen will...

"Entschuldigung. Ehm...wenn Sie schon einmal da sind,...könnten Sie mir einen kleinen Gefallen tun?"

Sie macht auf dem Absatz kehrt und steht nun wieder neben meinem Bett. Ihre Schuhe quietschen leider sehr laut.

"Ja, was kann ich für Sie tun?"

"Könnten Sie bitte bei Riz-, eh, Frau Hawkeye, nach dem Rechten sehen? Liegt sie bequem? Hat sie Schmerzen?..."

"Ja natürlich."

Ich höre wie sie um mein Bett herum, zu Rizas geht. Die Bettwäsche raschelt und ein paar Monitore piepsen. Es ist nicht das erste Mal, das ich eine Schwester danach frage. Ich würde es so gern selbst machen, doch...

"Ihr geht es soweit gut. Schmerzen dürfte sie keine haben. Sie bekommt regelmäßig ihre Schmerzmittel."

Das beruhigt mich nur wenig. Diese Aussage ist mir zu vage. Es geht ihr gut, Schmerzen hat sie keine aber sie bekommt Schmerzmittel. Ich will zu ihr.

"Dürfte ich mich neben sie setzen?"

"Natürlich, ich stell Ihnen ein Stuhl hin."

Ich höre wie sie aus der Ecke des Zimmers einen Stuhl zwischen unsere Betten schiebt. Danach kommt sie auf meine Seite und hilft mir mich aufzurichten. Ein paar Schritte und wir sind schon am Stuhl. Ich hasse es mir helfen zu lassen, doch leider geht es nicht anders, wenn ich mir nicht alle Knochen brechen möchte.

Vor ein paar Tagen habe ich den Fehler gemacht und bin alleine aufgestanden, um auf Toilette zu gehen. Es kam wie es kommen musste und ich habe mich in den Kabeln neben meinem Bett verfangen. Danach habe ich Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Die blauen Flecken habe ich laut der Schwester immer noch.

Sobald ich endlich sicher auf dem Stuhl sitze, geht sie aus dem Zimmer. Eine Weile bewege ich mich gar nicht. Ich nehme einfach alle Geräusche um mich herum auf und hoffe auf irgendeine Regung oder einem Geräusch von der Person vor mir. Doch es kam nichts.

Ich lehne mich ein wenig vor und suche vorsichtig mit meinen Händen nach ihren. Ich nehme ihre Hand in meine. 

Mir ist vorher nie aufgefallen, wie klein sie ist. Wie klein, weich und zart ihre Hände sind. Sie ist taff und unnahbar. Dennoch habe ich in ihr von dem ersten Moment an, etwas verletzliches gesehen. Ich konnte hinter ihre Fassade sehen, auch wenn sie das wahrscheinlich nicht wollte. Sie war in meinen Augen schon immer etwas Besonderes.

Es müssen Stunden vergangen sein, denn eine Schwester kommt herein und fragt mich, ob ich zurück ins Bett möchte. Es muss schon spät am Abend oder Nacht sein. Ich will aber hier sitzen bleiben. Ich habe das Gefühl, wenn ich ihre Hand loslasse, verliere ich sie.

Die Schwester verlässt das Zimmer nach ein paar Versuchen. Nun bin ich mit Riza wieder alleine. Ich lausche ihren Atem und bin kurz davor einzuschlafen, als ich mich ruckartig aufrichte. Was war das? Ich umklammere ihre Hand stärker und warte. Irgendetwas war da doch gerade.

Eine Bewegung. Ein Geräusch.

Da! Schon wieder. Ich träume nicht. Ich habe es gespürt. Ganz sicher. Ich war mir in meinem Leben noch nie so sicher.

"Riza! Hey, Riza. Hörst du mich? Wach bitte auf. Bitte, das ist ein Befehl!"

Nichts. Ich warte.

"...Roy..."

"Riza!"

All time low RoyRizaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt