Ich weine immer | ✓

twenty

„Erzähl mir nun von deinen Ängsten. Meine kennst du ja."

„Meinst du die richtige Angst?
Oder welche, wie vor Spinnen?"

„Schon die Richtige."

„Ich habe Angst, dass meine Schwester bald nicht mehr da ist. Sie hat Brustkrebs. Positiv. Wir sind uns nicht sicher, ob man ihn behandeln kann."

„Ich bin hier. Lass dich ruhig fallen, Kyell."

„Ich liebe es, wie sie ihr Haar trug. Sie machte sich immer einen sehr ordentlichen Dutt. Sie duftete nach Cocos. Ihre grünen Augen hatten gefunkelt..."

„Sie trägt immer noch solch ein Dutt. Ihr Duft hängt an ihr und auch ihre Augen bleiben die gleichen, Kyell. Sie lebt und wenn sie irgendwann nicht mehr ist, sie ist in deinem Herzen. Erinnerungen, Merkmale und Liebe bleiben."

„Du bist so ein starker Mensch, Nava. Ich danke Gott, dass du vor ein paar Tagen bei mir um 23 Uhr, im Regen und im eisigen Winter an meiner Tür geklingelt hattest."

„Du vergaßt, ich kam aufgewühlt bei dir an. Hatte Tränen auf den Wangen und Schmerz auf den Lippen."

„Das zeigt doch nur noch mehr, dass du eine Kriegerin bist, das hatte ich doch letztens schon erwähnt. Nicht jeder würde sich trauen, bei jemand fast Fremdes zu klingeln in diesen Zustand."

„Du lachst ja. Das steht dir."

„Bring mich doch nicht in Verlegenheit."

„Für dich doch immer, Nava."

„Jaja. Erzähl mal, was ist deine 'kleine' Angst?"

„Das wüsstest du gern, oder?"

„Mhm..ja?"

„Ich habe Angst vor Riesenrädern."

„Riesenrädern? Jetzt wirklich?"

„Lach' mich doch nicht aus."

„Falsch, Kyell. Ich lache dich nur an."