Unglaubwürdig

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Die Schulklinge läutet und ich erschrecke. Alle schauen mich an und ein paar Leute kichern. Ich höre Bruno sagen: "Haha jetzt erschreckt sich der Idiot schon vor der Schulklingel".
In Wahrheit musste ich aber nur wieder an den Albtraum denken, aus welchem mich mein Wecker "befreit" hat. An die Männer, an das Mädchen, an den Geruch von Blut und Fäulnis. Ekelerregend.

"Seid ruhig, gibt eure Klausuren ab und verschwindet ab in die Pause! Florian, du bleibst noch hier, ich muss mit dir reden."
"Super", dachte ich mir nur. Mein Tag ist ja noch nicht perfekt genug. "Also Florian", beginnt Herr Jadas, "wir bekommen ab Morgen eine neue Mitschülerin. Ihre Familie ist erst vor Kurzem nach von Rabenfeld nach Kirschheim (Ja, so heißt mein Wohnort. Passend für jemanden, der Kirschen verabscheut.) gezogen und sie wird diese Schule hier besuchen. Sie soll ein Problemkind sein, aber ich bin mir sicher, dass du mit ihr klarkommen wirst. Ich halte sehr viel von dir und du bist verhaltenstechnisch ein Musterschüler. Ich hoffe nur, dass deine Noten sich dem langsam mal anpassen werden."

Hachja, das übliche Gerede über meine eher durchschnittlichen Noten in Mathe und Englisch. Das konnte sich Herr Jadas natürlich auch heute nicht verkneifen. "Ja, Herr Jadas. Ich werde ihr alle wichtigen Räume in dieser Schule zeigen und sie willkommen heißen."

Deutsch, Geschichte, Englisch, Sport. Die restlichen Schulstunden waren im Vergleich zum Rest des Tages einfach nur Erholung, selbst der Sportunterricht, in welchem Bruno mich heute ausnahmsweise mal in Ruhe gelassen hat. Wird sich schnell ändern, nachdem er für die Matheklausur maximal eine 3 erhalten wird. Die Schulklingel klingelt zum Schulschluss und alle Schüler verlassen das Schulgebäude blitzartig, als gäbe es draußen die Playstation 4 gerade umsonst. Ich treffe mich mit Hannah und Michael vor dem Schulgebäude und wir gehen gemeinsam in den Jugendtreff.

Hannah setzt sich mit uns in eine der hinteren Ecken im Jugendtreff. "Also Hannah, was wolltest du denn jetzt erzählen? Du machst echt verdammt viel Spannung darum.", sage ich.
"Ich kann halt schlecht ne ganze Geschichte in 15Minuten Pause erzählen!", erwidert Hannah.
"Jetzt fang schon an!", ruft Michael so das alle Leute zu uns rüberschauen, aber schnell das Interesse verlieren.
"Jetzt schrei nicht so", sagt Hannah, "Ich fange ja schon an."
"Ich habe gehört das wir eine neue Klassenkameradin bekommen. Klar, jetzt werdet ihr euch denken "Wow, was für eine Story!", aber das ist ja noch nicht alles. Sie sollen wohl in der alten Villa an der Marienstraße wohnen, weil sie diese geerbt haben."
"Aber Hannah," unterbreche ich sie, "das erzählt sich doch schon jeder hier, das dort eine Familie eingezogen ist.."
"Aber weißt du denn auch, das sie angeblich umgezogen sind, weil ihre Familie mit einer Reihe von paranormalen Mordfällen in Rabenfeld in Verbindung geraten ist, welche allesamt vor 12 Jahren geschehen sind?", führt Hannah fort.
"Ach komm, woher möchtest du sowas denn wissen?", fragt Michael ungläubig.
"Hast du vergessen das mein Vater bei der Polizei arbeitet, ich sein Passwort kenne und öfters seine Unterlagen lese? Dort habe ich das gelesen! Mehr steht da aber leider auch nicht.."
"Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Wenn das wirklich so wäre, dann wären ihre Eltern doch wahrscheinlich im Gefängnis, oder nicht? Florian, was hälst du davon?", fragt mich Michael.

Ich hatte keine wirkliche Antwort auf diese Frage. Ich wusste nur, dass sie vielleicht das Mädchen ist, welches ich am Fenster gesehen habe. Und das ich sie morgen sowieso kennenlernen würde. Mir erscheint das alles seltsam und ich möchte mich nach diesem Tag einfach nur zuhause hinlegen und einschlafen. Ich verabschiedete mich von meinen Freunden und nahm den nächsten Bus nach Hause.





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