Um mich herum höre ich Stimmen. Manche lauter, manche leiser.
Mühsam versuche ich meine Augen zu öffnen und mich langsam wieder in die Welt der nicht-Schlafenden vorzukämpfen, aber vorerst ohne erfolg.
In meinem halb wachen, halb schlafenden Zustand beginne ich Bilder zu sehen. Kat... Wie sie tot zwischen zwei Wesen hängt, die ihren schmalen Körper achtlos zur Seite werfen.
Dann Maria, wie sie sich verwandelt und kaum mehr wieder zu erkennen ist.
Träume ich? Hoffentlich...
Ein weiterer schrecklicher Traum...
Bestimmt schickt ihn mir das Etwas in meinem Kopf...
Wobei...Langsam gelingt es mir, meine Augen zu öffnen.
Ich liege auf einer Matte in einem kleinen Zelt. Mein Körper brennt und jede auch nur angedeutete Bewegung treibt mir Tränen in die Augen.
Als sich langsam die Geschehnisse aus meinem Traum mit der Realität verknüpfen halte ich es nicht länger aus.
Stöhnend raffe ich meinen geschundenen Körper vom Boden auf und zwinge jeden Muskel meinem folgenden Befehl zu gehorchen: Auf stehen!
Mit einem lauten knacken drücke ich mich nach oben und spüre regelrecht, wie sich meine Knochen dabei verschieben.
Scheiße tut das weh!
In einer Haltung die man vermutlich mit halb geschlossenen Augen als stehend bezeichnen könnte schiebe ich meine Beine über den Boden des Zeltes Richtung Ausgang.
Ich will zu Kat. Ich will sie sehen! Wenn es auch nur den Hauch einer Chance gibt...Ich gehe direkt auf den Ausgang des Zelts zu in der Hoffnung, dass ich problemlos ohne den Arm zu heben passieren kann.
Dabei verfängt sich eine Seite in meinen... In was genau?
Knackend hebe ich einen Arm und taste über meinen Kopf, bis ich plötzlich etwas hartes zu fassen bekomme.
Als ich im nächsten Schritt versuche das Teil von meinem Kopf zu ziehen kippe ich fast nach hinten um.
Das kann nicht sein? Sind mir etwa Hörner gewachsen?
Mit einem ironischen schnaufen kämpfe ich mich wieder in eine etwas aufrechtere Position und ignoriere vorerst das, was bestimmt noch zu einem zukünftigen Problem werden wird.Als ich endlich nach draußen gehumpelt bin, kann ich das Chaos förmlich wittern.
Es stinkt nämlich nach verbranntem.
Überall hetzen Menschen hin und her und versuchen, allen voran die Junkies, Gegenstände vor den vereinzelten kleinen Bränden zu bewahren.
Als ich weiter in Richtung Lagerhalle humple, kann ich langsam das ganze Ausmaß des Schadens erfassen:
Ein kreisrunder Krater tut sich vor mir auf. Vorsichtig wage ich mich näher ran und sehe, dass im Inneren noch immer schwarze Flammen brennen.
Eine Erinnerung versucht sich aus meinem Unterbewusstsein heraus zu kämpfen, aber Panik überkommt mich und so schiebe ich sie wieder in die Tiefen der Ahnungslosigkeit zurück.
Als ich den Krater umrunde und weiter Richtung Lagerhalle durch die Menschenmenge laufe bemerke ich sofort die abrupte Stille mit der ich begrüßt werde.
Es fühlt sich an, als würde sich jeder einzelne Blick tief in meine Haut bohren.
Als ich gerade weiter humpeln will, trifft mich etwas hartes an meiner linken Schläfe.
Taumelnd sacke ich zusammen.
Verdammt.
Schmerzen breiten sich in meinem Kopf, über meinen Nacken und dann in meinem ganzen Körper aus.
"Jetzt! Solang sie am Boden ist!"
"Die anderen sind weg! Das ist die Gelegenheit!"
Ich bekomme gerade noch mit wie ein Dutzend wütender Gestalten auf mich zu rennt, als mir auch schon von der anderen Seite in den Bauch gekickt wird.
Ah... Der Geschmack von Blut scheint mich in dieser neuen Welt regelrecht zu begleiten.
Immer mehr kommen und treten nach mir oder schlagen mit Stöcken auf mich ein.
Etwas in mir schreit mich an, endlich loszulassen aber ich kann nicht.
Es fühlt sich nämlich so an, als würde ich sonst das letzte bisschen von dem was mich ausmacht hergeben.
"... Sie hat anscheinend ihre Nichte verloren!"
"Hah! Wenn sie so war wie sie, dann brennt sie hoffentlich in der Hölle!"
Sammy. Mein Herz pocht. Die Schmerzen verschwinden.
Ich spüre die vertraute Dunkelheit, die sich langsam in mir ausbreitet.Das, meine lieben Junkies, war ein Fehler.
Er:
Die Verhandlungen gingen eine gefühlte Ewigkeit. Gelangweilt sitze ich auf meinen Stuhl, die Beine auf dem Tisch übereinander geschlagen.
Fühlt sich gut an, wieder einen Körper zu haben.
Das Vampirmädchen beobachtet mich stillschweigend und mit einem mörderischen Blick von der Seite.
"Kommen wir nun zu der die ihr Aurelia nennt." Sagt die Abgeordnete der Elben vor mir. Wer hätte das gedacht.
Jahrhunderte lang war mein Volk nicht auf fremde Hilfe angewiesen.
Ich richte mich auf, nehme die Beine vom Tisch und stütze meine Ellenbogen auf meine Oberschenkel.
"Wo fangen wir nur an?" Frage ich in einem sarkastischen Tonfall.
"Wie kann es sein, dass die mächtigste Spezies der Drachen sich seit Ewigkeiten auf diesem Planeten von Generation zu Generation weiter vermehrt OHNE, dass wir es mitbekommen?!"
Mein Blick hält den der Elbin fest.
Diese Wesen sind nicht dafür bekannt emotionale Reaktionen zuzulassen.
Aber ich sehe das kurze zucken ihrer Hände.
Gut so.
Als ich mich gerade aufrichten und die Show zum Höhepunkt bringen will, kommt ein kleiner Mensch durch den Eingang des Zeltes gehetzt:
"Bitte helft uns! Bitte! Wir wollten das nicht, die anderen dachten es wäre gut, einer weniger... aber..." bevor der Satz beendet ist habe ich das Kerlchen schon an der Kehle gepackt.
"Was meinst du mit einer weniger?"
Wimmernd versucht sich der kleine aus meinem Griff zu winden.
"Drachen... mädchen.." röchelt er.
Die Vampirin wirft mir einen kurzen blick zu und verschwindet aus dem Zelt. Ich bin nur wenige Sekunden hinter ihr.
Als wir durch den Wald zurück zum Lager hetzen schlägt mein Herz immer schneller und schneller.
Wir brechen durch die letzten Bäume und da steht sie schon.
Aurelia, umgeben von einer Flut aus schwarzen Flammen.
Man sieht ihr an, dass sie von ihrer ersten Verwandlung noch mitgenommen ist,
aber die neuen Wunden und Knochenbrüche erzählen zusätzlich eine ganz andere Geschichte.
"Auri!" Schreit die Vampirin neben mir und versucht ihr näher zu kommen.
Vorsichtig dreht Aurelia sich um. Wie sie da steht.
Wie eine Göttin des Krieges und der Wut. Ihre langen braunen Haare wehen um sie herum im Sturm ihrer Flammen.
Ihr Gesicht ist dabei nahezu komplett verdeckt aber diese tief blauen Augen scheinen trotzdem durch vereinzelte Haarsträhnen hindurch.
Aber das faszinierendste, für mich, sind ihre nach hinten gebogenen onyx schwarzen Hörner.
Ohne Rillen oder Einkerbungen, komplett glatt und spitz.
So, wie es die einst mächtigsten unter uns Drachen getragen haben.Als ihr Blick mich fixiert bin ich wie gebannt, doch dann hebt sie plötzlich ihren Arm und zeigt mit ausgestrecktem Finger auf mich.
Du.
Formt sie mit ihren Lippen.
Wirst.
Bereuen.
Bevor ich überhaupt reagieren kann ist sie schon direkt vor mir.
Sie grinst und formt mit ihren Lippen den Satz:
Was macht dich denn zu etwas besonderem?
DU LIEST GERADE
Spiegelstücke
FantasyUnsere Welt, so wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr. Eine Macht hat die Menschheit erobert und treibt uns Stück für Stück an den Rand der Existenz. Was macht dich zu etwas besonderem? Fragt mich diese verfluchte stimme in meinem Kopf, wieder u...