Ein guter Freund

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Alles fühlte sich an, als ob es nicht real wäre. Als ob ich einem Traumen leben würde, und jeden Moment aufwache. Ich fühlte, wie mir der Boden unter den Füßen weg gerissen wurde. Mir kamen einzelne Bilder meiner Kindheit in den Sinn. Bilder, die Daniel beinhalteten.

Ich war gerade vier Jahre alt und mit meiner Mutter auf einem Spielplatz. Ein anderer Junge wollte mit mir spielen und ich stimmte gerne zu. Fröhlich sah ich kurz zu meiner Mutter, welche sich mit einem blonden Jungen Mann unterhielt. Es war Daniel. Jetzt erkannte ich ihn. Er kam auf den Jungen und mich zu und fing an mit mir zu reden. "Ist es in Ordnung, wenn ich meinen kleinen Bruder wieder mitnehme? Unserer Mutter wartet nämlich mit dem Essen auf uns." Ich weis noch, dass ich Daniel wie hypnotisiert angestarrt hatte. Anscheinend fand ich ihn damals auch schon hübsch.

Als ich elf war, traten zum ersten Mal meine Kräfte richtig auf. Ich ging mit meinen Eltern und Mike, welcher damals noch drei war, zu einem See. Dort konnten wir unkontrollierte Feuer ohne Probleme löschen. Wir gingen in einen, von Bäumen versteckten Teil des Ufers und ich ließ kleine Funken aus meinen Händen regnen. Als ich sogar eine kleine Flamme erzeugen konnte, entschlossen wir, im Sand ein kleines Lagerfeuer zu machen, da es schon Abend war. Als es endlich brannte, kam ein junger Mann mit einem Hund vorbei gejoggt. Es war Daniel. Auch das fiel mir jetzt auf. Nur hatte mein 11-jähriges Ich nicht mehr gewusst, dass ich diesen Mann schon auf dem Spielplatz kennengelernt hatte. Und er war um keinen Tag gealtert.

Wieder zurück in der Realität, spürte ich, wie sich vorsichtig zwei Arme um mich legten. Verwirrt und mit Tränen in den Augen, wandte ich meinen Kopf zu der Person und erkannte Arianne. Fragend sah sie mich an und ich fiel ihr ohne Vorwarnung in die Arme. Beruhigend strich sie mir über den Rücken und drückte mich an sich.

"Weist du wo er hin ist?", fragte sie leise und ich schüttelte den Kopf. Vereinzelt liefen mir Tränen über die Wangen.

Vorsichtig löste ich mich von ihr und schniefte kurz.

"Danke", sagte ich leise und Arianne nickte.

"Ich glaube, ich gehe nach Hause. Ich muss dringend mit meiner Mom sprechen."

"Ich hole schnell die Sachen von dir und Daniel. Dann kann ich euch gleich bei Mrs White entschuldigen.", schlug sie vor und ging sogleich den Gang herunter. Nach kurzer Zeit tauchte sie mit zwei Rucksäcken auf und ich nahm ihr meinen ab. Nach kurzem Überlegen nahm ich auch den Rucksack von Daniel und machte mich mit einem letzten Lächeln auf den Weg zum Ausgang der Schule.

Überraschenderweise erwartete Nick mich vor der Tür.

"Was machst du denn hier?", fragte ich verwirrt. Er musterte mich kurz. Natürlich fielen ihm die roten Augen auf. Und der Rucksack von Daniel.

"Was ist los?", fragte er leicht geschockt und kam auf mich zu. Sofort nahm er mich in den Arm und ich klammerte mich an ihn, wie an einen Anker. Kurz sagten wir nichts.

"Daniel ist weg. Ich hab ein paar Informationen über das alles bekommen, doch ist er die wichtigste Frage umgangen.", sagte ich leise nachdem wir uns gelöst hatten.

"Ich weis, dass auch du mir keine Antwort darauf geben wirst. Und das brauch ich jetzt gerade auch nicht. Aber könntest du mich mit nach Hause begleiten? Ich will jetzt nicht alleine sein...", flehte ich ihn schon fast an und bekam sofort ein Nicken.

"Aber klar."

Gemeinsam machten wir uns also zu Fuß auf nach Hause. Er hatte mir Daniels Rucksack abgenommen und blieb stets neben mir. Wir sprachen kein einziges Wort miteinander. Denn ich war mir sicher, dass er wusste, was passiert war. Und das er mir noch einige Antworten schuldete. Doch dafür war ich jetzt nicht bereit. Der Fakt, dass Daniel mein Schutzengel ist, mein ganzes Leben in meiner Nähe war und in mich verliebt ist, reichte erstmal für einen Tag. Und das er weg war. Das war die schlimmste Tatsache. Denn ich wusste nicht, wie lange er weg blieb. Und ob ich das alles ohne ihn aushalten würde, wusste ich auch nicht. Aber worin ich mir sicher war, war, dass Nick bei mir blieb. Und das er mir zuhörte, wenn ich ein Ohr brauchte.

Als ein Engel durch mein Fenster sahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt