Engel gegen Teufel

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Als Nick und ich aus dem Taxi ausstiegen hörte man das rege Treiben in der Turnhalle bereits. Bunte Lichter flackerten und die Musik war laut aufgedreht. Viele Schüler verließen und betraten die Halle. Allesamt in weiß und schwarz gekleidet. Manche trugen auch rot und silber. Einige Mädchen hatten sich kleine Hörner aufgesetzt oder Flügel um den Rücken geschnallt. Die meisten Jungs blieben beim klassischen Anzug. Doch keiner von allen kam an Daniel heran. Er wäre der perfekte Engel heute Abend gewesen.

"Bereit?", fragte Nick mich und hielt mir seinen Arm hin. Vorher hatte er sich noch seine Kapuze aufgesetzt. Ich atmete noch einmal tief durch und hakte mich dann bei ihm ein.

Zusammen traten wir durch die Tür der Halle und warme Luft umfing uns. Überall konnte man Indizien für den Engel und den Teufel erkennen. Flügel hingen an den Wänden und Teufelshörner ebenso. Mir persönlich war es etwas zu viel Schmuck. Doch drauf würde ich heute eher weniger achten. Ich hielt mehr Ausschau nach einem blonden Kopf, der zu Daniel gehörte. Doch ich konnte noch nichts entdecken.

"Entspann dich Alice. Das ist ein Ball.", riet mir Nick und ich lächelte ihn dankend an. Wir gingen als erstes zu den Tischen mit den Getränken. Eigentlich war Alkohol ja verboten, doch ich konnte erkennen, wie einer der Schüler eine halbe Flasche Wodka in den Punsch kippte. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Doch Nick und ich tranken heute keinen Alkohol. Für uns beide stand zu viel auf dem Spiel. Ich wollte heute Abend bei vollem Verstand sein. So nahmen wir uns erstmal zwei Becher Cola und stießen auf den heutigen Tag an.

"Auf heute. Und dafür, dass endlich Ruhe in dir einkehrt.", sagte Nick und stieß mit seinem Becher gegen meinen. Ich lachte nur und trank einen Schluck.

Mit der Zeit versuchten wir uns unter die Leute zu mischen. Tanzen konnten wir sogar relativ gut und wir verbrachten ein paar schöne Minuten miteinander. Nick versuchte mich oft zum Lachen zu bringen. Was er auch gut schaffte. Meine Laune war nicht so schlecht, wie ich erwartet hatte. Doch ich wusste, dass das die Ruhe vor dem Sturm war. Und dieser Sturm sollte schneller kommen, als ich mir denken konnte.

Es war nur ein kurzer Moment. Doch er reichte aus, um mir ein seltsames Gefühl zu schenken. Ich spürte, dass wir beobachtet wurden. Und dies teilte ich Nick auch sofort mit. Er verstand meine Sorge sofort und wir schlängelten uns aus der Masse heraus.

Als wir die Turnhalle schließlich komplett verlassen hatten, durchfuhr mich eine eisige Kälte. Die kalte Luft des Winters blies uns um die Ohren und ich drückte mich ein wenig an Nick. Denn er spendete mir Wärme.

Vor der Schule konnte ich einen schwarzen Wagen erkennen. Und als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass es Daniels Auto war. Als ich gerade loslaufen wollte, hielt Nick mich am Arm zurück.

"Das ist eine Falle.", sagte er mir leise, mit dem Blick zum Wagen.

"Was?", fragte ich in gleicher Lautstärke. Doch er antwortete nicht mehr, sondern hielt seinen Blick stur auf das Auto.

Und tatsächlich. Zwei fremde Männer stiegen aus und kamen auf uns zu. Mir wurde unwohl und ich klammerte mich an Nicks Arm. Er würde mich beschützen, dass wusste ich.

"Meine Herren", sagte Nick und hielt ununterbrochen Blickkontakt. Ich allerdings sah kurz auf den Boden und dann wieder zu den Männern. Sie schienen mir nicht normal. Keine normalen Menschen. Das war sicher.

"Der Boss will, dass du mitkommst. Und sie sollen wir gleich mitbringen.", sagte einer der Männer und zeigte dann auf mich. Unter seinem Blick fühlte ich mich seltsam. Er war so durchdringend und stur.

Fragend blickte ich zu Nick. Doch der nickte nur und setzte sich in Bewegung. Einer der Männer lief vor uns, der andere hinter uns.

"Vertraust du mir?", fragte Nick mich flüsternd und sah mir während dem Gehen in die Augen. In ihnen konnte ich so viel Ehrlichkeit wie noch nie erkennen. Ich nickte. Ja, ich vertraute ihm.

Als ein Engel durch mein Fenster sahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt