Mad World (Archie Andrews)

Willkommen in Riverdale

"Na dann, Herzlich Willkommen zurück in Riverdale, Molly! Und du natürlich auch, Janie. Es wird dir hier gefallen!"
Die Bürgermeisterin und alte Schulfreundin meiner Mom, Mrs. McCoy, schüttelt uns beiden die Hände.
"Danke, Sierra! Wir hören bestimmt bald wieder voneinander."
Ich begutachte das Haus, das von nun an unser Zuhause sein wird. Es steht inmitten einer kleinen Siedlung mit direkter Anbindung an die Main Street. Es ist klein, aber für uns zwei absolut ausreichend. Beim Gedanken daran, dass wir ab sofort zu zweit in einem Haus wohnen werden, durchfährt mich ein merkwürdiges Gefühl. Seit dem Tod meines Dads sind drei Monate verstrichen und ich kann es manchmal immer noch nicht realisieren.
"Und, wie gefällt es dir?"
Ich sehe erst meine Mom und dann wieder das Haus an. Natürlich kommt es ganz und gar nicht an unser Strandhaus in Santa Monica heran, allerdings ist das hier eine Kleinstadt mitten im Nirgendwo, weshalb man auch keine großen Erwartungen haben kann.
"Es ist okay.", sage ich und lächele sie an.
Als wir es betreten, gehen mir tausend verschiedene Dinge durch den Kopf. Wer hat hier wohl vor uns gelebt? Wie soll ich mich nach siebzehn Jahren in Kalifornien nur an diese verregnete Kleinstadt gewöhnen? Kommen wir ohne Dad klar?
Eins ist Fakt: Unser Leben wird nie wieder so sein, wie früher. Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Beste aus dem Rest zu machen, auch wenn es ganz ohne Dad verdammt schwer ist, unsere Wege einfach so weiter zu gehen.
Die nächste halbe Stunde verbringen Mom und ich damit, das Hausinnere zu studieren und zu überlegen, wo wir unsere Möbel unterbringen werden und welcher Raum was werden wird. Mom überlässt mir das eine der beiden Zimmer mit Balkon und Blick auf den Park.
"Ich werde des Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite als mein Schlafzimmer nutzen.", sagt sie lächelnd und streicht mir über den Rücken.
Ich lächele sie an und helfe ihr anschließend dabei die ganzen Kisten ins Haus zu tragen. Den Rest des Tages verbringen die drei Mitarbeiter der Umzugsfirma damit, unsere mitgebrachten Möbel aufzubauen und am Abend ist die ganze Grobarbeit bereits getan.
Da wir durch den ganzen Trubel ganz vergessen haben, einkaufen zu gehen, entscheiden wir uns dazu, im nicht weit entfernt gelegenen Diner essen zu gehen. Um etwas mehr von unserer neuen, oder wie Mom es bezeichnen würde "neuen, alten" Heimatstadt zu sehen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu Pop's Diner. Die Straßen sind sehr leer und es herrscht eine angenehme Stille zwischen den Siedlungen Riverdales. Das könnte unter anderem daran liegen, dass es Sonntagabend ist. Allerdings glaube ich, dass es hier selbst an den Wochentagen nicht viel belebter sein wird.

Pop's Diner ist ein liebliches, kleines Diner im ultimativen Retro-Look. Es erinnert mich ein wenig an das Bella's in Santa Monica, in dem ich fast jeden Tag nach der Schule Pommes mit meinen Freunden gegessen habe. Das Pop's ist im Gegensatz zu der Nachbarschaft an diesem Abend ziemlich gut besucht. Hier halten die ganzen Kleinstädter sich also auf, wenn sie nicht gerade arbeiten oder in ihrer freien Zeit vor dem Fernseher einschlafen.
Wir suchen uns einen Tisch am Fenster und durchstöbern die Karte.
"Ihr müsst unbedingt die Erdbeermilchshakes probieren."
Neben unserem Tisch steht ein Mann im mittleren Alter, etwa so alt wie meine Mom, mit leicht lockigem Haar und einem Dreitagebart.
"Fred!"
Meine Mom springt auf und fällt ihm in die Arme.
"Molly!"
"Hey, und du musst Janie sein! Deine Mom und ich waren zusammen auf der High School!"
Der Mann, Fred Andrews, wie er sich vorgestellt hat, streckt mir die Hand entgegen und ich begrüße ihn freundlich.
"Fred und ich haben uns drei Jahre lang gemeinsam um die Artikel und Fotos für die Schülerzeitung der Riverdale High gekümmert."
"Man, das waren Zeiten.", lacht Fred und fährt sich durchs Haar.
Er setzt sich zu uns und wir -oder besser gesagt er und Mom - plaudern eine Weile.
"Sierra hat mir erzählt, was mit George passiert ist. Es tut mir unglaublich leid. Wenn ich irgendetwas für euch tun kann, dann lasst es mich wissen. Ich bin für euch da."
Fred schaut meine Mom und mich an und sieht sehr mitgenommen aus. Vermutlich kannte er Dad ebenfalls. Schließlich war er genauso wie die beiden Schüler auf der Riverdale High.
"Danke Fred, das bedeutet mir viel."
Ich sehe abwechselnd Fred und meine Mom an und nicke zustimmend.
Wenig später bringt uns ein großer, schon etwas älterer Mann, der sich als Pop Tate vorstellt, unsere Bestellungen an den Tisch und wünscht uns einen guten Appetit.
"Wow, der Milchshake ist wirklich der Wahnsinn!", staune ich.
Fred lacht.
"Sage ich doch! Deine Mom, dein Dad, ein paar unserer Freunde aus der High School und ich sind damals nach jedem Footballspiel hierher gekommen und haben genau diese Milchshakes getrunken. Sie schmecken noch genauso, wie vor 25 Jahren."
"Da hast du absolut Recht.", sagt meine Mom lächelnd.

Wir verbringen noch eine ganze Weile in Pop's Diner und ich lausche gespannt den Gesprächen der zwei alten Freunde, die sich nun nach so langer Zeit das erste mal wieder getroffen haben. Fred erzählt von den Southside Serpents, von denen ich bereits öfter Geschichten meiner Mom gehört habe, von dem Drive-In Kino, das nach einer kurzzeitigen Schließung vor einem Jahr nun wieder voll aufblüht, und von seinem Sohn. Archie Andrews besucht ebenfalls die Riverdale High und Fred hat bereits prophezeit, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit in seine Klasse kommen werde. Außerdem weiß, so wie ich es verstanden habe, bereits der gesamte Jahrgang, dass morgen eine neue Schülerin an die High School kommen wird und ist ganz gespannt darauf, was hinter dem mysteriösen Mädchen aus Kalifornien steckt, deren Vater vor einem Vierteljahr auf tragische Weise gestorben ist.

Auch wenn es mir bislang ziemlich egal war, wie es auf der neuen Schule zugehen wird und wie die Schüler mich dort aufnehmen, fange ich auf dem Weg zurück nach Hause dennoch an, ein wenig Panik zu schieben. Mir war überhaupt nicht bewusst, dass sich schon rungesprochen haben könnte, dass eine Neue in die Klasse kommen wird. Allerdings wäre es auch naiv von mir gewesen, zu glauben, dass sich so etwas in so einer kleinen Stadt nicht über die Sommerferien herum spricht.
Ich erwische mich dabei, wie ich den restlichen Abend über viel zu viel über alles nachdenke, während ich meine Kisten ausräume und mein Zimmer einrichte. Allein das eigentlich viel zu späte Einschlafen schafft es, mein vieles Nachdenken zum Stillstand zu bringen und mir wenigstens noch ein paar Stunden Ruhe vor dem Sturm zu schenken.