Gerade als die Schulklingel den Unterrichtsbeginn einläutet, stürmt ein rothaariger, ebenso wie Jughead ziemlich großer Junge ins Klassenzimmer und entdchuldigt sich bei der Lehrerin, deren Namen ich noch nicht kenne. Als er durch die Klasse hetzt und auf den einzigen, freien Platz zusteuert, der sich neben mir befindet, begrüßt er seine Freunde: Jughead, Veronica und Betty.
"Kann ich mich zu dir setzen?"
"Klar. Du bist Archie, nicht wahr?"
Er ist völlig außer Puste und packt so schnell er kann sein Schulzeug aus. Dann hält er plötzlich inne und sieht mich an.
"Warte, du bist Janie! Janie Tanner!"
"Live und in Stereo.", antworte ich lachend.
"Mein Dad hat mir von dir und deiner Mom erzählt, er-"
"Hat uns gestern Abend getroffen und meine Mom trotz dass sie sich so viele Jahre über nicht gesehen haben sofort wieder erkannt, ja."
Wir lachen beide, bis wir von der schon etwas älteren Kunstlehrerin darauf hingewiesen werden, unsere Privatgespräche doch lieber in der Pause zu führen, anstatt in ihrem Unterricht.
"Ich nehme an, du hast die drei Spinner schon kennengelernt?", fragt er grinsend und deutet auf Jughead, Betty und Veronica.
Ich lache und fange nebenbei an, das Tafelbild abzuschreiben. Es ist eine praktische Aufgabe, bei der wir uns im dreidimensionalem Zeichnen von Räumen versuchen sollen.
"Ja, Jughead hat mir heute früh geholfen, zu Mr. Weatherbee zu finden. Die anderen beiden habe ich dann vorhin in Bio kennengelernt."(Nach dem Unterricht)
"Also unsere Eltern waren alle zusammen auf der High School, verstehe ich das richtig?", fragt Archie.
"Korrekt.", bestätigt Jug und zählt nochmal sämtliche Namen unserer vier Elternpaare auf.
"Echt krass. Und hier sind wir nun. So schließt sich der Kreis wieder.", sagt Veronica lachend.
"Und dein Dad war auch auf der Riverdale High?"
Ich sehe Archie auf seine Frage hin an und schaue dann auf den schmutzigen Flurboden vor meinen Füßen.
"Ja, er war hier auch Schüler. Das war der Ort, an dem er meine Mom kennengelernt hat."
"Tut mir wirklich so unendlich Leid, diese Sache mit deinem Dad... Wenn du je darüber reden willst, bin ich für dich da."
Er sieht mich aus seinen haselnussbraunen Augen heraus an und sein Blick verrät mir, dass er es absolut ernst meint. Seine Aufrichtigkeit ist ihm förmlich anzusehen.
"Danke, Archie.", sage ich lächelnd.Als wir wenig später die Caféteria der Schule erreichen, ist diese schon beinahe zur Hälfte gefüllt. Wir finden trotzdem noch einen Platz für fünf Personen und genießen gemeinsam die eigentlich viel zu kurze Frühstückspause.
"Übrigens hat mir Kevin vorhin erzählt, dass sein Dad und die Deputys immer noch keinen Schritt weiter im Fall Blackhood sind. Ein riesiges, schwarzes Loch und keiner hat einen Plan, was dahinter steht. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, um wen es sich bei unserem maskierten Freund handeln könnte.", berichtet Betty.
"Auf jeden Fall wissen wir aber, dass wir es mit einem äußerst professsionellen Täter zu tun haben. Er lässt wirklich nichts umbeachtet. Die Polizei hat ja fast gar keine Chance, ihn dran zu bekommen, wenn dieser Typ ein Profi darin ist, seine eigenen Spuren so präzise und gewissenhaft zu verwischen."
Ich versuche, ihnen zu folgen, doch bin ab einem gewissen Punkt total verwirrt.
"Moment mal, Blackhood?"
Sie sehen mich alle gleichzeitig an. Jughead stopft sich noch eine Pommes in den Mund.
"Hast du es noch nicht gehört? Es ist seit fast drei Wochen überall in den Nachrichten!", fragt Veronica mich.
Ich schüttele mit dem Kopf. Es klingelt nicht, ich habe nach wie vor keinen blassen Schimmer, wovon sie reden.
"In Riverdale und Umgebung läuft ein Mörder frei herum. Es gab in den letzten drei Wochen bereits drei bestätigte Morde, die mit ihm in Verbindung stehen."
"Was?!", frage ich vollkommen entsetzt.
Ich habe mit eigentlich allem gerechnet, aber nicht mit einem Serienkiller in einer sonst so friedlichen Kleinstadt wie Riverdale.
"Weder die Polizei, noch sonst irgendjemand hat bisher ein Motiv in seinen Taten erkannt. Wir bleiben aber dran."
Archie nickt und bestätigt diese Aussage von Betty.
"Und bis jemand diesen Mistkerl geschnappt hat, müssen wir besonders vorsichtig sein. Die Schulleitung hat in Kooperation mit der Polizei und der Bürgermeisterin sogar eine Ausgangssperre angeordnet. Keiner darf nach dreiundzwanzig Uhr allein durch die Straßen ziehen.", erzählt er.
Meine Gedanken schweifen kurz von unserer Konversation ab. Nun weiß ich auch, warum gestern Abend keine Menschenseele mehr unterwegs war. Wer verlässt in der Dunkelheit schon gerne freiwillig das Haus, beaonders zu Fuß, wenn ein Serienmörder sein Unswesen treibt und man nie weiß, wann und wo er als nächstes zuschlägt?
"Ich höre, hier wird über Blackhood geredet? Oh, moment mal!"
Der Junge, der num neben unserem Tisch steht, streckt mir die Hand entgegen.
"Ich bin Kevin Keller. Und du bist Janie, oder?"
"Hey. Ja, genau. Warum weiß eigentlich jeder gleich, wer ich bin?", frage ich lachend.
"Das ist eine kleine Stadt, Janielein.", antwortet Kevin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
Er schnappt sich einen Stuhl vom benachbarten Tisch und setzt sich mit zu uns.
"Ich habe da etwas, was euch vielleicht interessieren könnte. Letzte Nacht wurde ein weiteres Opfer gefunden, dieses mal im Trailerpark. In einer Kühltruhe im Keller."
Jughead wird unruhig.
"Was?!"
Kevin nickt.
"Sweet Pea, oder wie dein kleiner... oder besser gesagt großer Freund von der Southside High heißt. Sein Dad. Er wurde allerdings in einem anderen Haus aufgefunden."
"Nicht im Ernst."
"Leider schon. Mein Dad und seine Jungs stecken noch mitten in den Ermittlungen, deswegen sagt es bloß keinem, bevor es nicht in der Zeitung bekannt gegeben wurde."
"Ist in Ordnung, Kevin, danke dass du es uns vorher schon wissen lässt.", bedankt sich Betty.
"Die Polizei und die von der Spurensicherung sagen, dass er schon seit Monaten tot sein könnte. Die Leiche ist definitiv nicht frisch."
"Verdammte Scheiße ey. Sweet Pea hat seit Monaten keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, weil sie sich total zerstritten haben und sein Vater wieder zurück in seine Heimatstadt gegangen ist.", murmelt Jug.
"Nochmal danke, Kev.", sagt Veronica noch einmal.
Kevin nickt und geht dann wieder zurück an seinen eigenen Tisch, den er sich mit vier anderen Jungs und Mädchen teilt.
"Ich glaub's nicht."
Jughead stützt den Kopf auf seinen Händen ab. Betty streichelt ihm über den Rücken.
"Kanntest du ihn?", frage ich nach einer Weile Stille.
"Er und Sweet Pea waren immer Freunde von meinem Vater und mir."
Ich nicke verständnisvoll.Nach Schulschluss treffe ich mich mit Jughead vor dem Schulgelände. Betty und Veronica haben noch Cheerleader-Training und Archie trainiert mit seiner Footballmannschaft fleißig für das Homecoming-Match übernächste Woche. Später wollen wir uns zu fünft im Pop's treffen, aber bis dahin hat mir Jughead eine erstklassige Tour durch Riverdale versprochen.
Während wir in seinem Pick-Up sitzen und die ersten Straßen durchqueren, binde ich mir meine langen, hellbraunen Locken zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen.
"Also, das hier ist der Park. Hundebesitzertreffpunkt Nummer eins, da kannst du Archie fragen. Kennst du seinen Hund Vegas schon?"
Ich schüttele mit dem Kopf.
"Super niedlich."
"Und hier haben wir den Sweetwater River. Er bildet die Grenze zwischen Greendale und Riverdale. Wenn du denkst, dass Riverdale ein merkwürdiges, kleines Örtchen ist, dann warst du noch nie da drüben. Wenn du keinen guten Grund dafür hast, solltest du das auch vermeiden. Glaub mir. Dort hat Blackhood auch schon zwei mal zugeschlagen. Tendenziell könnte man aber fast sagen, dass er es seit Neuestem eher auf Riverdale abgesehen hat."
"Kanntet ihr die Menschen, die er ermodet hat?"
Wir kommen von der Main Street ab und biegen in ein Viertel am Stadtrand ein, das deutlich düsterer aussieht, als der ganze Rest.
Jughead nickt.
"Einer von den bisher vier Opfern war sogar ein Schüler. Und da lasse ich die Verletzten noch außen vor. Es sind schon mehr von uns mit diesem Penner in Berührung gekommen, als wir anfangs dachten."
Langsam macht mir die ganze Sache tierisch Angst und ich frage mich, warum Bürgermeisterin McCoy uns gestern bei unserer Ankunft kein Wort darüber erzählt hat.
"Okay, also das hier ist die Southside Riverdales. In dem Trailerpark wohnen mein Dad und ich. Da hinten ist die Southside High."
Ich beobachte, wie Jughead seinen Blick auf eine Person in der Ferne versteift.
"Warte mal kurz."
Er drückt auf's Gaspedal und fährt solange in dem Tempo, bis er neben einer Horde von Jungs in schwarzen Lederjacken und schwarzen Jeans zum Stehen kommt.
"Wenn du willst, kannst du im Auto warten. Die sind nicht immer so super freundlich gegenüber Fremden."
Jughead steigt aus.
"Sweet Pea.", höre ich ihn sagen.
Er geht auf einen Jungen mit dunklen Haaren zu, der noch größer ist, als er. Als dieser sich umdreht und Jugs Umarmung entgegen nimmt, kann ich deutlich erkennen, dass er viel geweint hat und eigentlich noch immer dabei ist.
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Mad World (Archie Andrews)
FanfictionAusgerechnet kurz vor ihrem letzten High School Jahr und nach allem, was sie durchgemacht haben, entschließt sich Janie Tanners Mom dazu, gemeinsam mit ihrer Tochter in ihre alte Heimat, das beschaulich-kleinstädtische Riverdale, zurückzukehren. Jan...