Ich liege auf dem Rücken auf meinem Bett und lausche den Geräuschen des tobenden Sturms und des Regens, der an meine Fensterscheiben prasselt. Der Himmel hat schon den gesamten Tag über komisch ausgesehen, aber wer hätte gedacht, dass heute tatsächlich noch ein Unwetter von diesem Ausmaß über Riverdale zieht? Es dauert keine fünf Minuten, bis es zusätzlich noch beginnt zu gewittern.
Den ganzen Tag über haben wir so viel über diesen frei umher laufenden Killer, Blackhood, gesprochen, dass ich nun gar nicht mehr aufhören kann, mir über all das den Kopf zu zerbrechen. Jug hat mir von allem berichtet, was sie selbst bisher über ihn wissen und mir sogar sein Phantombild gezeigt. Vor meinem geistigen Auge läuft Bild für Bild ein Film ab. Ein Film über Blackhood und all die grausamen Dinge die er in den letzten Wochen und Monaten angerichtet hat. Auch wenn man es als eher außenstehende Person nicht so sehr mitbekommen mag, steht die Stadt stetig unter Schock und befindet sich in einem absoluten Ausnahmezustand.
Ich fange an, über meine Mom nachzudenken und frage mich, ob sie bereits davon gehört hat. Doch dann hätte sie mich vermutlich auch noch einmal darauf angesprochen. Ich beschließe, sie morgen bereits beim Frühstück darauf anzusprechen. Die Sache lässt mir einfach keine Ruhe und ich habe verdammt große Probleme damit, beruhigt und normal zu leben, so lange ein Mörder durch die Straßen zieht und sein Unwesen treibt. Ich frage mich, ob wir überhaupt hierher gezogen wären, wenn Mom davon gewusst hätte.
Als ich gerade über sie nachdenke, höre ich einen lauten Knall am anderen Ende des Flures. Ich zucke zusammen, dann halte ich für bestimmt eine endlos lang erscheinende Minute inne. Ich traue mich nicht einmal, normal weiter zu atmen. Dasselbe Geräusch noch einmal, doch dieses mal länger. Ich greife nach meinem Handy und öffne das Tastenfeld, in das ich, nur für den Fall der Fälle, bereits 911 eintippe.
Ich beobachte, wie meine eigene Hand zittert, als ich die Türklinke nach unten drücke und wie in Zeitlupe meine Tür öffne. Auf dem Flur herrscht absolute Stille.
"Mom?", rufe ich.
Na prima, selbst wenn jemand hier sein sollte, weiß er nun definitiv, dass ich verdammt viel Angst habe. Meine Stimme klingt genauso, wie meine Hand eben aussah.
"Mom?!"
Ich wage den Schritt aus der Sicherheit meines Zimmers hinaus und laufe den Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer. Die Tür ist nur angelehnt und ich gebe ihr einen vorsichtigen Schubs. Außer ihrem Bett ist noch nichts im Schlafzimmer aufgebaut. Ich habe also sofort einen Überblick über den ganzen Raum. Keine Spur von Mom. Das Fenster ist fest verschlossen. Es ist quasi unmöglich, dass das Geräusch von hier kam.Die nächsten zehn Minuten verbringe ich damit, das gesamte Haus zu durchforsten. Ohne jegliche Spur. Ich scrolle durch die Liste von Kontakten auf meinem Handy und rufe meine Mom an. Ich werde durchgestellt und höre nur wenige Sekunden später ihr Handy klingeln. Ich renne dem Geräusch hinterher und finde es schließlich auf dem Wohnzimmertisch.
Seufzend lege ich wieder auf. Allmählich werde ich ziemlich unruhig. Mom ist nicht im Haus, ihr Auto steht allerdings in der Einfahrt und ihr Handy liegt direkt vor mir. Ihre Jacken hängen alle an der Garderobe neben der Haustür. Wo kann sie nur sein? Was, wenn ihr irgendetwas zugestoßen ist?
Bei dem Gedanken daran, dass Mom das gleiche widerfahren könnte, was mit Dad geschehen ist, wird mir schlecht und in mir breitet sich ein nicht zu bändigendes Knäuel an Panik, Angst und Trauer aus. Ich sehe abwechselnd Bilder von meinem toten Dad im Leichenschauhaus, nachdem er niedergestochen wurde, meiner hysterisch weinenden Mom und dieses verdammte Phantombild von Blackhood vor mir.
Ich kann schon spüren, wie sich die Tränen in meinen Augen ansammeln und ich vor lauter Sorge und Panik jede Sekunde den Verstand verliere, und beschließe kurzerhand, mir Hilfe zu holen. Ich schnappe mir mein Handy und versuche als erstes Betty zu erreichen. Es wählt gar nicht erst. Sie scheint ihr Handy über Nacht ausgeschalten zu haben. Meine Hände sind zittrig und ich spüre, wie die ersten Tränen meine Wangen hinunter laufen, als ich es weiter bei Archie versuche. Dieses mal mit mehr Glück.
"Janie?"
"Archie d-du... meine Mom ist weg und ich, ich äh... sie ist- und ich habe so Angst, dass ihr was passiert ist, was wenn B-"
Ich kann die Tränen nun gar nicht mehr zurückhalten.
"Janie, ganz ruhig! Was ist passiert?", fragt er nochmal.
"Meine Mom ist verschwunden und alles ist noch hier. Ihr Handy, das Auto. Sie hat nicht einmal eine Jacke dabei..."
"Archie, ich habe so Angst, dass ihr etwas zugestoßen ist. Irgendetwas schlimmes."
Es folgt eine kurze, stille Pause.
"Bleib im Haus, ich bin in zwei Minuten da."
Dann legt er auf.
Ich wische mir die Tränen weg, schaffe es aber einfach nicht, mich zu beruhigen. Ich gehe zur Haustür, öffne sie und laufe barfuß nach draußen. Dort sehe ich nochmal nach, ob meine Mom vielleicht in der Garage ist oder im Auto sitzt, doch ich kann sie nirgends finden.
Der Regen trommelt auf die Straßen und Dächer hinab und übertönt damit beinahe das laute Donnergrollen, das, in regelmäßigen Abständen, nun inzwischen seit fast einer Stunde andauert.
"Janie!"
Ich zucke zusammen und sehe dann aber gleich Archie, der in einer grauen Jogginghose und einem grauen Hoodie auf mich zugerannt kommt.
"Archie...", sage ich leise und fange wieder an, zu weinen.
So sehr ich mir wünsche, dass ich es mir einfach verkneifen könnte, vorallem vor Archie... Ich schaffe es nicht. Meine Nerven liegen völlig blank. Ich habe das Ganze schon einmal in ähnlicher Form durchleben müssen, ich schaffe es kein zweites mal.
Archie schließt mich fest in seine Arme und für ein paar Sekunden stehen wir einfach nur so da, völlig durchnässt und frierend.
"Los, gehen wir rein."
Er lässt mich vor gehen, folgt mir aber sofort. Er nimmt sanft meine Hand und läuft mit mir zur Couch im Wohnzimmer. Dann setzen wir uns beide.
"Ich habe Dad Bescheid gesagt. Er fährt gerade die Straßen ab und sucht nach ihr."
"Wir müssen ihm beim Suchen helfen!"
Ich stehe wieder auf und will sofort zurück in Richtung Haustür laufen, doch Archie hält mein Handgelenk fest.
"Nein. Mein Dad macht das schon. Er hat gesagt, ich soll in der Zwischenzeit auf dich aufpassen und genau das werde ich tun. Ich bleibe bei dir. Und wir werden deine Mom finden. Vertrau mir."
Ohne auch nur das geringste bisschen Kontrolle darüber zu haben, muss ich wieder weinen. Archie zieht mich vorsichtig zurück zu ihm auf die Couch und nimmt mich noch einmal in den Arm.
"Wir finden sie, Janie."
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Mad World (Archie Andrews)
FanficAusgerechnet kurz vor ihrem letzten High School Jahr und nach allem, was sie durchgemacht haben, entschließt sich Janie Tanners Mom dazu, gemeinsam mit ihrer Tochter in ihre alte Heimat, das beschaulich-kleinstädtische Riverdale, zurückzukehren. Jan...