Schweißgebadet wache ich auf. An das, was ich geträumt habe, kann ich mich kaum noch erinnern. Dunkel habe ich Blut und einen Kriegszug im Kopf. Noch etwas desorientiert versuche ich mir den Weg aus dem Zimmer zu ertasten ohne, dass ich meine Schwester wecke. Luft! Ich brauche frische Luft! Mein Hals brennt und fühlt sich zugeschnürt an. Leise öffne ich die Tür und stolpere nach draußen.
Ich lande auf dem Kies vor unserer Haustür, dabei schürfe ich mir Hände auf. Erschöpft bleibe ich liegen. Meinen Atem versuche ich zu kontrollieren. Langsam kommt wieder Leben in mich. Meine Hände schmerzen und ich stöhne auf. Ich schüttele die Steinchen ab und lehne mich gegen die Hauswand.
„Was machst du um diese Zeit draußen?“, fragt mich plötzlich eine Jungenstimme. Ich blicke auf. Vor mir steht jemand, den ich hier noch nie zuvor gesehen habe. Auch sein Akzent zeigt deutlich ein anderes Viertel. „Dasselbe könnte ich dich fragen“, antworte ich. Er lässt er sich neben mir nieder. „Was ich hier mache, geht dich gar nichts an.“ Ich sehe ihn aus dem Augenwinkel an. Auf seinem Gesicht liegt ein arroganter Ausdruck. Seine Kapuze hat er leicht auf den Kopf gezogen und ein paar seiner schwarzen gewellten Haare kommen zum Vorschein, während er an die Wand angelehnt sitzt, hat er lässig ein Knie angezogen. Sein Selbstbewusstsein scheint immens zu sein.
„Wo kommst du her?“, frage ich. „Weshalb sollte ich dir das sagen?“ Es klingt abschätzig und kühl. Zum ersten Mal blicke ich ihm richtig ins Gesicht. Harte und kalte Augen schauen mich an. Eiskristallblau. Er ist ziemlich attraktiv, das muss ich zugeben, dennoch fühle ich mich keineswegs zu ihm hingezogen, im Gegenteil. Seine rote Kleidung leuchtet in der Dunkelheit, während ich in meinem schwarzen Nachthemd fast verschwinde. Er mustert mich und ich starre zurück. Ich kreuze meine Arme über meine Brüste, als sein Blick dort länger verweilt.
Er stößt einen belustigten Seufzer aus. Wütend blicke ich ihn an. „Wie heißt du eigentlich? ,Arschloch' würde passen!“ „Natürlich werde ich dir, weil ich ja so ein Gentleman bin, meinen Namen verraten“ Ich schnaube verächtlich, doch das scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren. „Er lautet Samuel. Ich bevorzuge dennoch Sam.“
Es provoziert mich, wenn er so von oben herab mit mir redet, jedoch zwinge ich mich ruhig zu bleiben. „Ich bin Lucie“
Ich lehne meinen Kopf gegen die Steinwand des Hauses, an dem wir immer noch sitzen. Die Laterne spendet etwas Licht. Sam sieht mich an. Irgendetwas hat sich in seinem Ausdruck geändert. Mitleid? „Bist du müde?“
„Als ob das mitten in der Nacht ein Wunder wäre.“ gebe ich unfreundlich zurück.
„Hey, hey! Tut mir ja Leid falls ich dich verletzt habe“ Ich schaue auf seine mir entgegen gestreckte Hand, dann in sein Gesicht. Doch da ist noch etwas anderes in seinem Blick was mich irritiert. Ich kann es nicht deuten. Unmerklich schüttele ich den Kopf und springe auf.
Als ich schnell in der Tür des Hauses verschwinde, erhasche ich gerade noch einen Blick auf Samuels enttäuschtes Gesicht.
Schwer atmend liege ich wieder im Bett. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Auch diesen Blick, zwischen Hass und Ehrfurcht, zwischen Neid und Gier, zwischen so vielen Gefühlen - ich habe ihn einst schon mal gesehen. Ich weiß nicht mehr wann und wo, aber ich bin mir sicher. Schließlich gleite ich gedankenverlorenen in einen leichten, unruhigen Schlaf. Ich träume wieder sehr wirr.
Als ich aufwache wird es langsam hell. Durch das Rollo dringen die einzelnen Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne. Im Staub reflektiert sehe ich deren Umrisse.
Ich lasse meinen noch verschlafenen Blick zum Bett meiner Schwester gleiten. Sie liegt eingekuschelt in einem Kokon aus Decken. Ihre kinnlangen blonden Haare stehen in alle Richtungen ab und ihr Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig. Ich höre die Vögel zwitschern. Langsam kommt mir die Aufgabe wieder in den Sinn. Ruckartig richte ich mich auf.
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The Task
Science FictionIch habe meine Aufgabe erhalten. Und werde sie erfüllen. Aber nicht, weil ihr es meint, sondern weil ich es für richtig halte. Ihr mit euren dummen Gesetzen, eurer dummen Zerstörung. Das ist mein Leben. Und deshalb werde ich kämpfen. Als sie ihren...