III.

27 6 3
                                    

Der Weg durch die langen und verwirrend ähnlichen Flure der Schule findet sein Ende vor der dunklen Tür des Sekretariats. Verwirrenderweise steigen mir in diesem Zeitpunkt zum ersten Mal alte Gefühle und Erinnerungen meiner vorherigen High School auf.

Auf einmal vermisse ich die Kaffeeflecken neben dem Sekretariat, die unser schusseliger Sekretär verursacht hat, und unser niedliches Faultiermaskottchen fehlt mit seiner Anwesenheit. Außerdem vermisse ich sein lautes Gelächter und die Umarmungen vor der ersten Stunde.

Komisch, dass mir in einer neuen, renomierten Schule erst klarwerden muss, wie sehr mir mein einfaches Leben gefiel. Unser neues, großes Haus, das aus dem abgezogenen Geld von meinem Vater stammt und die teure, riesige Schule. Wer braucht so etwas?

Ich vermisse meine Freunde. Ich vermisse Freunde, denen ich meine Geheimnisse anvertrauen konnte und die mich in den Arm nahmen, nachdem ich einen weiteren Streit meiner Eltern mitbekam. Ich vermisse das aufrichtige Lächeln meiner Schwester.

Mit gemischten Gefühlen öffne ich die Tür, stelle dabei fest, dass die Türklinke nicht klebt, und lasse den ersten Eindruck auf mich wirken.

Alles in allem ein schickes Büro und alles in allem ein ganz nett aussehender Sekretär.

Ich lache, als mir auffällt, dass er keine Kaffeeflecken auf seinem Hemd hat und somit nicht tausende Taschentücher seinen Schreibtisch zieren, die dem Nutzen galten, seine Flecken zu kaschieren.

Dann füllen sich meine Augen mit Tränen und, um nicht noch mehr komisch aufzufallen, setze  ich mich auf einen kleinen, -wie erwartet- samtenen Sessel vor dem Schreibtisch, auf dem so viel Fläche ist, dass ich fast zweimal Platz darauf finden würde.

Scarlett tut es mir gleich. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie sich leise verhält und ihr Gesicht leicht zu Boden gerichtet ist.

"Ihr müsst die Neuen sein", sagt der Sekretär, räuspert sich kurz und lächelt uns beide dann schief an. "Aus San Francisco, richtig?" Als wir beide nur still nicken, fährt er fort. Minutenlang leiert er die öden, ätzenden Regeln der Schule durch und anstatt ihm zuzuhören, frage ich mich immer wieder, wie man so viel Schund auf einmal auswendig lernen kann. Er scheint mir zudem zu jung, um sein Leben mit Regeln und nervigen Schülern wie Parker zu versauen.

"Hier sind ihre Papiere." Meint Scarlett und überreicht ihm die Papiere zu unserem Schulwechsel.

"Vielen Dank. Wissen Sie, es freut mich immer riesig, wenn ich zwei so reizende Schülerinnen wie sie auf unserer umwerfenden Schule begrüßen kann." Er macht eine ausladende Armbewegung und setzt ein passendes Lächeln dazu auf.

Erneut überfallen mich Gedanken zu unserem ehemaligem Sekretär. Ich hatte nie eine Art Crush auf ihn, obwohl er wirklich süß war. Trotzdme vermisse ich ihn auf einmal. Er rundete unsere unperfekte Schule erst richtig ab.

Gedankenerloren betrachte ich die weiße, unschuldige Wand vor mir. Scarlett muss mich für verrückt halten. Ihre kleine Schwester, die nach der Trennung der Eltern den Verstand verliert. Was, wenn sie wüsste, dass ich der Grund bin, dass es ihr so schlecht geht?

"Hier sind auch ihre Flyer für kommende Projekte. Viele unserer Lehrer und auch einige Schüler werden morgen zusammen die Stadt putzen. Dabei kann man nicht nur etwas Gutes für die Umwelt tun, sondern auch neue Freundschaften schließen."

Müll aufsammeln? Freiwillig? In der Freizeit?!

Fast schon will ich Scarlett lassen, abzusagen. Doch dann wird mir klar, wie gut es für sei wäre, andere Kontakte zu knüpfen. Ich kann es nicht ertragen, dass all ihre Beziehungen abgebrochen wurden und sie jetzt alleine dastehen muss. Egal wie oft sie mir versichern will, dass es ihr nichts ausmacht.

"Sie können uns gerne dafür eintragen. Wann müssen wir morgen da sein?" Sage ich schnell, richte mich dabei in dem überaus gemütlichen Sessel auf. Was macht es am Ende schon eine weitere Stunde in diesem Leben zu verschwenden? Vielleicht dankt mir Scarlett am Ende sogar dafür.

Doch momentan starrt sie mich nur entgeistert an. Süß, wie weit sie ihre Augen aufreißen kann.

"Da morgen ein Feiertag ist und somit keine Schule stattfindet, bitte ich Sie, schon um 10 am Rathaus zu sein. Der Rest wird dort entschieden. Aber bringen sie bitte gute Laune Kleidung mit, die schmutzig werden darf.2

Ich nicke lächelnd, was der Sekretär herzlich erwidert. Aus dem Augenwinkel merke ich, wie dunkel Scarletts Blick geworden ist. Jetzt Augenkontakt mit ihr zu suchen, wär wie eine offizielle Selbstmorderklärung...


-

Ein neues Kapitel nach über einem Monat! Können Wunder wahr werden?

Ich habe mich innerlich den Norman-Schwestern verpflichtet und werde diese Versprechen auch halten. Sie sind wie meine Kinder. Das genau liebe ich am Schreiben. Die unbändige Liebe zu einem Menschen/ einer Kreatur, die man allein in seinem Geädächtnis erfunden hat. Es ist erstaunlich, wie stark mich jede meine Geschichten immer mehr beeinflussen.

Vielleicht versteht ihr das oder haltet mich nun endgültig für verrückt ;-) Sucht es euch aus.

Und so nebenbei widme ich dieses Kapitel einer Person, die manchmal nicht in ihre eigenen Geschichten vertraut. Jede Geschichte ist anders, jeder Schreibstil unterscheidet sich. Beim Schreiben geht es um Leidenschaft und die Liebe zu dieser. Wenn dein Herz nicht vollkommen für die Geschichte schlägt, dann ist sie es nicht wert, fortgesetzt zu werden.

Menschen, die alle hundert Reads einen Dank an ihre Leser schreiben haben mir klargemacht, dass Wattpad zwar dazu da ist, seine Geschichten mit möglichst vielen Menschen zu teilen, aber nicht das Wichtigste sein sollte. Ich habe mich an Wattpad mit der Hoffnung versucht, ein Buch erstmals zu beenden, da ich sonst immer am Computer schreibe.

Zwar teile ich alle 1k Reads wie stolz ich auf jeden Read bin, doch momentan erscheint mir das sinnlos. Schreibt eure Geschichten in aller Linie erstmal für euch selbst und lasst euch nicht runterziehen, wenn jemand eure Geschichte nicht mag.

Joanne K. Rowling hat trotz vieler Absagen in ihre Geschichte vertraut und wurde letztendlich von einem kleinen Laden in England entdeckt. Sie hat mit ihrem Buch Menschen verbunden.

Zwar sollte fast jeder Schriftsteller so etwas anstreben, aber trotzdem sollte man zu aller erst selbst mit seiner Geschichte zufrieden sein.

Ich hoffe das ergab Sinn haha

Manchmal habe ich Phasen, in denen ich, ein kleines, emotionales Nervenbündel, anderen zeigen möchte, an sich selbst und seine Geschichten zu glauben. Schreiben hat mir seit meinem siebten Lebensjahr in der zweiten Klasse Türen geöffnet, die ich nie wieder schließen möchte, weil sie mir Zutritt zu einer Welt gewährt haben, die nur wenige sehen und verstehen aber dennoch lieben. Und wenn mir eine Tür versperrt wurde, habe ich mir eine eigene erschaffen. Mit Geschichten kann man so viel Großartiges erschaffen, deswegen verstehe ich die Menschen nicht, die lieber an Computern andere Leute erschießen, als sich der Magie dieser kleinen Welt zu öffnen.

Das ist jetzt endgültig das Ende :-)

Habt einen schönen Dienstag.

Sina



Ava's Story - All I loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt