Kapitel 4

4 0 0
                                    

Ich sah ihm noch kurz hinterher und schaute dann wie in Trance die Spraydose an. Es würde doch bestimmt keinen stören wenn ich den alten Bahnhof ein bisschen verschönere. Oder?
Ohne nachzudenken griff ich nach ein paar Dosen in ein eher dunkleren Farbtönen und begab mich mit vollen Armen zur Kasse. "Ohh haben sie etwas gefunden. Brauchst du eine Tüte?" "Äh.. ja bitte." Sagte ich lächelnd und kramte meinen Geldbeutel aus meiner Tasche. Währenddessen zog der Herr eine Tüte unter der Theke hervor und verstaute die Dosen in dieser. "So junge Dame das macht dann 2000 Won." Schnell suchte ich das Geld zusammen und gab es ihm. "Vielen Dank der Rest ist für sie, einen schönen Tag noch." "Ohh vielen Dank, junge Dame ihnen auch." Entgegnete er und lächelte. Auch ich lächelte kurz und verließ den Laden. Auf dem Weg nach Hause, steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und summte leise zur Musik mit. Langsam schlenderte ich die Straßen entlang nach Hause. Dort verstaute ich die Dosen unter meinem Bett und machte mir eine Kleinigkeit zu essen und beschäftigte mich mit meinem Handy. Eine gute Stunde darauf kam Lilly von der Uni, "Ich bin wieder da!" " Ich auch!" rief ich zurück und lachte. "So wo warst du denn?" "Ach ich hab mich in der Stadt umgesehen ob ich vielleicht einen Nebenjob ergattern können, hat aber leider nicht geklappt." Erklärte ich und legte mein Handy beiseite. Lilly hatte sich derweil eine Kleinigkeit zu essen gemacht und sich zu mir gesetzt. "Was ich dir noch erzählen wollte, eine Freundin aus der Uni hat mir gesagt das ein Vortanzen statt findet, nächste Woche, und da hab ich mir gedacht ob du dich vielleicht anmelden möchtest..." " Ich hab dir das ich nicht mehr Tanzen werde." "Ja aber es wäre doch eine Option, wenn du keinen Job findest..." Ich seufzte und legte meinen Kopf auf die Tischplatte. Nachdem ich eine schweigeminute eingelegt hatte, hob ich beinen kopf und antwortete: "Wenn ich wirklich nichts finde, werde ich mich anmelden." Vor lauter Freude warf sie die Hände in die Höhe und umarmte mich. "jaja schon okay." "Gut und wenn du zum Vortanzen gehst, will ich mit!" Ich ließ meinen Kopf hängen und nickte. "Wenn's sein muss..." "Toll dann werde ich dich anfeuern !" "Mach das, ich werde dann in mein Zimmer gehen." Mit diesem Worten stand ich auf, und verließ den Raum.
In meinem Raum angekommen, setzte ich mich auf mein Bett, nahm mein Hand und schaltete Musik an. Mit einem langezogen Seufzen ließ ich mich nach hinten sinken, bis ich auf dem Bett lag und die Augen schloss. Ein paar Minuten lag ich so da und lauschte der Musik meines Handys, bis ich mich wieder aufrichtigte und den Rucksack mit den Dosen öffnete und eine beliebige heraus zog. Ich hatte daraufhin eine Dose in einem dunklen Berrenton in der Hand und musterte diese.
Wie sich diese wohl an einer Wand oder an einer Zugwand machen würde? Man müsste es nur ausprobieren.

Entschlossen nahm ich meinen Rucksack und stopfte einige Dosen hinein. Danach zog ich mir noch meine Schuhe an.
"Wo gehst du denn noch hin?" Lilly's fragendes Gesicht schielte mir entgegen. "Ähh nur noch ein wenig an die frische Luft." Sagte ich lächelt. "Aha vergiss deinen Schlüssel nicht." "Hatte ich nicht vor. Bis später."
Keine zwei Minuten stand ich schon unten an der frischen Luft und atmete tief ein. "Brrr es wird auf jeden Fall kälter." Fröstelnd zog ich meine Jacke enger um mich. Ich tastete nach meinem Mundschutz und zog ihn an. Viel besser.
Gemütlich ging ich los und steuerte den alten Bahnhof von gestern an.

Kurz darauf betrat ich die Ruine und sah mich um. Keine Menschenseeele war hier, umso besser. Ich schlenderte die Wagons entlang und hatte mich schnell für einen relativ hellen entschieden.
Ich setzte meine Tasche ab und kramte eine schwarze Dose heraus.
Schüttelte diese und schon ging es los.

Ich wusste nicht was ich malen wollte ich sprüht einfach drauf los, vielleicht wollte ich die ganze Wut los werden, die sich über all die Jahre hinweg angestaut hatte. Aber ich wollte auch trauern über meine Mutter die nur wegen meinem Vater die Familie verlassen und mich im Stich gelassen hatte. Ich musste mich damit abfinden, aber ich konnte noch nicht.
Zu groß war die Hoffnung meine Mutter könnte zurück kommen.
Ich sprüht so lange bis mir mein Arm weh tat, ich blickte auf die Wagonwand und starte in Dunkelheit.  Alles war voll mit Schwarzer Farbe. Traurig warf ich die Dose in meinen Rucksack und kramte eine weiße Dose heraus. Ich sprühte eine kleine Fläche weiß an.

RUNWhere stories live. Discover now