Als ich am nächsten Tag aufwachte und einem Blick auf die Uhr warf, rutschte mir mein Herz in die Hose. Mist. Ich hatte verschlafen und zwar gewaltig. Mit einem Satz sprang ich aus meinem Bett und kramte in meinem Koffer nach einem halbwegs guten Lock. Dafür brauchte ich stolze 6 Minuten und schnappte mir meinen Rucksack. Diesen hatte ich, Gott sei dank, gestern Abend schon gepackt. Danach jagte ich die Treppe runter und kam zu einem abruptem Stillstand kurz vor der Küche.
Was sollte Mum von mir denken, wenn ich hier so reinplatze. Am liebsten hätte ich mir vor Dummheit gegen die Stirn geschlagen. Das zum Thema erster Eindruck, Sky! Etwas langsamer als vorher ging ich in die Küche. Ich musste mich zügeln um nicht rein und wieder raus zu sausen. Ganz ruhig bleiben. Du hast deinen Wecker nicht gehört und wahrscheinlich kommst du jetzt zu deinem ersten Arbeitstag zu spät. Läuft doch, wie immer!
Bei einem weitern Blick auf mein Handy schlich sich die Panik in mein Unterbewusstsein. Verdammt. In 15 Minuten musste ich in der Redaktion sein und die lag leider im Zentrum von Los Angeles.
Doch als ich in der Küche ankam hielt Mum, zu meiner Überraschung, den Autoschlüssel in der einen und eine Brotbox in der anderen Hand. Kopfschüttelnd sah sie mich an und lächelte:„ Ein Glück, dass Tanja mir gesagt hat, wie verpeilt du manchmal bist. Das hast du definitiv von deinem Vater!" Verlegen zuckte ich mit den Achseln und nahm ihr dankbar den Schlüssel und die Brotbox ab. Zärtlich gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und erwiderte grinsend:„Da bin ich aber froh, das du mir meinen Kram so liebevoll hinterher trägst." Ich zog eine Grimasse, sie umarmte mich und sagte:„Freut mich, das ich dir helfen konnte und du weißt: Wiedersehen macht Freude." Mit den Worten deutete sie auf den Schlüssel und ich verdrehte die Augen. Ich war doch keine 10 mehr! Immer noch grinsend drehte ich mich um und bemerkte die Wärme in meinem Körper.
Es tat gut endlich jemanden zu haben, zu den man gehörte. Als kleines Kind hatte ich meinen leiblichen Eltern gegenüber immer eine Frage. Eine Frage, die mich durchbohrte und bei der mir jedes Mal die Tränen in die Augen stiegen. Eigentlich war es eine simple Frage aber für eine kleines Kind war die Antwort darauf die Welt : Hatten mich meine leiblichen Eltern nicht geliebt?
Zum ersten Mal seit 18 Jahren hatte ich eine Antwort auf diese Frage. Sie hatten mich geliebt und einen schrecklichen Angst um mich gehabt. Allein das sie die ganzen Jahre über an mich gedacht hatten, zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Wenn ichdiese Gewissheit , als kleines Mädchen gewusst hätte, hätte mir das einige Tränen erspart.
Hätte hätte Fahrradkette.
Jetzt war ich hier und auch, wenn dieser Neuanfang etwas holprig angefangen, würde es bestimmt eine tolle Zeit werden. Bestimmt.Bevor ich jedoch ins Auto hüpfen konnte, rief meine Mutter:„Du Sky?" Überrascht drehte ich mich im Türrahmen um und zog die Augenbrauen hoch. Was kam jetzt? Sie sah mir fest in die Augen und lächelte mich an:„Irgendwann musst du Daniel davon erzählen..Er würd spüren, das mit dir irgendwas nicht stimmt. Ihr seit Zwillinge!" Sofort rutschte mir mein Herz in die Hose und ich lächelte scheu zurück. Natürlich musste ich ihm davon erzählen. Immerhin betraf es nicht nur mich sondern auch ihn. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich es ihm sagen sollte..Immerhin musste ich Daniel dann auch sagen, das Liss und ich ihm von Anfang an nicht die Wahrheit erzählt hatten.
Oh nein.
Verdammt.
Liss...
Auf einmal wurde mir klar, das ich einen kleinen aber wichtigen Fakt übersehen hatte. Liss war Daniels feste Freundin. Was wenn sie es ihm schon längst erzählt hatte! Ich musste sie anrufen! Sofort! Wie von der Tarantel gestochen, fuhr ich herum und eilte zum Auto. Innerlich hoffte ich, dass sie es meinem Bruder noch nicht erzählt hatte. Er würde mir sicherlich nie wieder vertrauen! Das wäre eine Katastrophe. Kurz bevor ich durch die Tür war rief ich noch über die Schulter:„Wir sehen uns nachher Mum, hab dich lieb!" „Ja mein Schatz und fahr vorsichtig!", kam es zurück und dann war ich auch schon durch die Tür und auf der Einfahrt. Ein Glück stand der schwarze Land Rover noch draußen und ich musste mich nur noch auf dem Fahrersitz setzen.
Kaum hatte ich mich gesetzt und den Motor angeschaltet rief ich meine beste Freundin an. Es pipte und meine Angst darüber, Liss hätte Daniel bereits alles erzählt, stieg ins unermessliche.
„Hallo, hier ist Liss?", hörte ich eine müde Liss am anderen Ende der Leitung und atmete vor Erleichterung tief aus. „Oh Gott Liss ein Glück, das du dran gegangen bist!", lachte ich leicht hysterisch auf und schaute mir angestrengt über die Schulter um nicht doch noch einen Unfall zu bauen. Erster Tag und schon ein Auto beim Auspacken zerdeppert. Das wär ja mal eine bomben Schlagzeile. Sorry Mum aber das war momentan Zweitrangig. Ich musste nämlich heraus finden, ob meine liebe Freundin Liss sich bereits verquatscht hatte. „Guten Morgen Sky. Was genau verschafft mir die Ehre um HALB ACHT von dir geweckt zu werden?!", rief Liss theatralisch und ziemlich sarkastisch in der Hörer und ich musste Schmunzeln.Liss HASSTE es früh aufzustehen, was auch der Grund war, weshalb sie früher ständig zu spät zur ersten Stunde kam. Nicht gerade zu Gunsten der Lehrer aber naja so war Liss halt einfach. Total verpeilt aber, wenn es drauf ankam immer da. „Sag mir bitte, das du Daniel nichts von dem Artikel erzählt hast.", sprach ich meine größte Hoffnung aus und versuchte mich halbwegs an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Ich war in Eile. In SEHR großer Eile und konnte nicht nachvollziehen warum man hier nur 50 km/h fahren durfte. Liss räusperte sich und ich konnte mir denken, das sich gerade alles in ihr sträubte. „Nein...hab ich nicht aber wir wissen beide das er es herausfinden wird und dann hast nicht nur du sondern auch ICH ein Problem!", sagte Liss und ich war noch nie zuvor so erleichtert und frustriert zu gleich.
Auf der einen Seite hatte Liss ja recht. Wir musste es ihm sagen aber er würde sich sorgen machen und dann konnte ich mir eine schöne Zeit mit ihm abschminken. Ich stöhnte auf und mit einem Blick auf das riesen Navi auf dem Armaturenbrett runzelte ich die Stirn. Heilige Macarena, wie stellte man hier den was ein? „Was soll ich denn machen...Das dieser Typ so viel über uns weiß ist total gruselig. Ich will nicht, dass er sich sorgen macht!", jammerte ich herum und schaffte es nach gefühlt tausenden Mal den Weg in dieses Elektronische Meisterwerk ein zu geben. „Hast du dich gestern noch wieder mit ihm vertragen?", fragte Liss und wechselte somit urplötzlich das Thema. Verwirrt aber bestimmt antwortete ich:„Nein. Eigentlich hatte ich das auch nicht vor..." War das jetzt zickig von mir? Ich hatte diesen Geheimnis vor ihm und momentan hatte war ich zu enttäuscht von meinem Bruder um mit ihm zu reden.
Mir blieb nicht die Zeit um mich damit näher zu befassen, denn auf einmal wurde mir ein weiterer Anruf angezeigt. Das konnte doch jetzt nicht war sein! Was hatte mein Schicksal für ein Problem? Warum zu Kuckuck musste Daniel mich jetzt anrufen.. Während ich in den nächsten Gang schaltete fragte ich Liss beunruhigt:„Du Liss...Daniel ruft gerade an...was soll ich machen?" Am anderen Ende stöhnte jemand auf und ich in meinem Gehirn ratterte es. Entweder ich ging jetzt ran, musste meinem Bruder die Wahrheit erzählen und riskierte damit, das er in Panik geriet oder ich lehnte den Anruf ab und hatte noch Zeit zum Überlegen. Die zweite Variante erschien mir etwas klüger und ich drückte auf „Ablehnen".
„Du hast abgelehnt, stimmts?", fragte Liss und ich ersparte mir die Antwort. Danach begann jedoch die Diskussion darüber, wie es weiter gehen soll und wir kamen zu dem Entschluss die Jungs heute Abend zu besuchen...Was sollte schon passieren? Solange Daniel von Liss abgelenkt wurde war alles im grünen Bereich. Natürlich nur so lange alles nach Plan lief... Wofür es mit meinem Glück keine Garantie gab.
Nach 15 Minuten war ich dann tatsächlich vor dem Standpunkt der Los Angeles News angekommen und strich mir ein letztes Mal durch die Haare. Meine Güte war ich nervös. Das Gebäude war wirklich beeindruckend. Es war riesig und komplett weiß mit kleinen Balkonen und Kletterpflanzen an den Seiten. Ich atmete ein letztes Mal tief durch und schritt durch die große Eingangstür in das Foyer. Dort erwartete mich eine Empfangsdame, die mich auffallend neugierig musterte. Lächelnd schritt ich auf sie zu und versuchte möglichst selbstsicher zu wirken.
Woran ich natürlich kläglich scheiterte:„Hey ich bin Sky..." „Seavey.", beendete die junge Frau meinem Satz und fuhr fort,„Ich hätte nicht gedacht, das du deinem Bruder so ähnlich siehst!" Verwirrt starrte ich sie an und fragte:„Sie kennen meinen Bruder?" Sie lachte auf, als hätte ich gerade eine total verrückte und besonders lächerliche Frage gestellt und antwortete immer noch Lächelnd:„Na klar. Jeder hier kennt seine Freund und ihn aber das ist jetzt egal. Du musst in den ersten Stock und dann direkt Links. Da ist die Abteilung für unsere Journalisten." Mit den Worten drückte sie mir einen riesigen, schwarzen Ordner in die Hände und ich machte mich auf den Weg zum Aufzug. Mal schauen was mich jetzt erwarten würde...
Heyhey
Ja in diesem Kapitel ist jetzt nicht sehr viel passiert aber, das kommt noch. Hoffe es hat euch trotzdem gefallen🤗
Denkt ihr es war eine gute Idee von Sky Daniel weg zu drücken? Viel Spaß noch beim Lesen 📖
Eure Cati
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Why don't we FF/ Plötzlich Familie
ФанфикHeyhey : ) Ich melde mich zurück mit einem zweiten Teil meiner FF. Falls du den ersten Teil „Plötzlich Zwillinge" noch nicht gelesen hast, würde es mich sehr freuen, wenn du zuerst dort vorbeischauen würdest, bevor du hier anfängst zu lesen(Ein Feed...