Von Freitag auf Montag war ich drei, drei Tage wach! Oder einfach im Koma!

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Die Badezimmertür schwang auf und vor mir stand, die Freundin meiner Mutter. Die Reiszähne zu einem hönischen lächeln gebleckt, die Augen hungrig, die Lederjacke fest um ihre Arme und Schultern gespannt, die sich mit klauenbesetzten Händen zu mir ausstreckten. Ich schrie! Ries meinen Speer hervor, der sofort aufsurrte und versuchte nach ihr zu stechen. Aber sie lachte nur. "Dummes Mädchen! Du hast ja keine Ahnung wer ich bin. Denkst du ich habe Angst vor... wie hast du es genannt? Einem Stock?" Sie riss denn Mund auf schoss nach vorne. Ihre Augen glüten als würden Feuer dahinter brennen. Sicher dass ich sterben würde, mit einem Stock in der Hand wie mein Vater es prophezeit hatte, stieß ich einen Schrei aus. Laut und markerschütternd, das ein Brüllaffe auf mich stolz gewesen wäre,  denn egal was die Dame von gesponnenen Fäden faßelte, ich war noch nicht bereit zu sterben. Die Spitze meines Speers erglühte, ein Blitz jagte daraus hervor und traf die Frau mitten in den Bauch. Er tötete sie nicht, aber sie kreischte empört auf, als sie zurück geschleudert wurde und wie ein Ball die Treppe runter purzelte.

Ich rappelte mich auf, stürzte auf den Gang in den nächst besste Raum. Nur um wieder los zu kreischen. Es war mein Zimmer und Aigis lag mitten im Raum auf dem Boden. Ich konnte mich nicht bewegen vor Angst.  War wie angefrohren im Türrahmen gefangen. Mit einer ledernen Oma hinter mir und der Schlangen Lady vor mir. Die Bestie kam die Treppe hoch geschossen, diesmal wild etschlossen kurzen Prozess zu machen. Aber sie hatte nicht erwartet, dass ich mitten in der Tür stehen würde. Mit Schwung prallte sie gegen mich und stieß mich nach vorne. Beinahe wäre ich Medusa mitten auf die Nase getreten. Ich stürzte, prallte Schmerzhaft gegen die Heizung und  Sterne begannen wild vor meinen Augen Party zu machen, so dass ich schon dachte es wäre vorbei mit mir. Aber als ich mich wieder aufrappelte, musste ich verdutzt feststellen, dass ich noch am Leben war. Die Frau  war in meinem Zimmer, man konnte es an der Kernseife riechen. Aber als ich mich umdrehte, lief sie zischend und fauchend vor der Tür hin und her.

Es war nicht ich, die sie anknurrte: Es war mein Schild. Sie hatte mindestens so viel Angst vor ihm wie ich selbst. Das Entsetzen der Medusa lag zwischen uns beiden wie eine schützende Mauer. Es ist nicht Schönheit die Menschen davon abhält Entscheidungen zu treffen, es ist auch nicht Liebe oder ein Gewissen. Es ist Abscheu. Aber das lernte ich noch früh genug, ohne das mein Vater anrief und es mir erkärte. Die Furie, wie ich später erfuhr, verweilte vielleicht zehn Minuten in meinem Zimmer, dann hielt sie es nicht mehr aus und verschwand. "Wir sehen uns wieder Thalia, Tochter des Eidbrechers", fauchte sie zum Abschied. 

Meine Mutter kam vier Stunden später wieder heim, man konnte sie im Bad kotzen hören. Kurz überlegte ich, ob ich zu ihr gehen sollte. Aber die Angst steckte noch immer in meinen Knochen und die Worte, die Mom gestern noch ausspuckte, wie jetzt den Alkohol saßen tiefer, als ich es damals begriffen hatte. Für den Rest der Nacht rührte ich mich nicht mehr von der Stelle, bis draußen die Vögel zu zwitschern begannen.
Um sechs Uhr morgens machte ich zaghaft den ersten Schritt nach vorne. Mit der sicheren Überzeugung die Monster des Hades würden hier und jetzt auf mich herunter sausen. Doch nichts passierte, außer dass mein Fuß höllisch brannte. Ein Splitter von gestern Abend steckte immer noch drinnen. Es musste wohl das Adrenalien gewesen sein, das die ganze Nacht durch meine Adern jagte, doch jetzt am Morgen konnte ich das Bein kaum belasten. Ich wagte noch einen Schritt, beugte mich vor, fasste all meinen Mut zusammen und tippte den Metallschild an. Ruckartig als wäre er heiß zog ich meine Hand zurück, aus Furcht das Gesicht könnte nach mir schnappen. Zu meiner Überraschung schrumpfte es stattdessen zurück zu einen Armreif.  Ohne die Präsenz von Medusa kam ich mir auf einmal schrecklich schutzlos vor. Sie blieb weiterhin gruselig, aber der Schild hatte mir das Leben gerettet. Mit spitzen Fingern hob ich das Metall auf und streifte es mir über das Handgelenk. Ob es mir gefiel oder nicht, ich würde lernen müssen mit dem Schild zu kämpfen. Den Reif ums Handgelenk und meinen Speer in der Hose, stopp das klingt falsch, egal du weißt was ich meine, trat ich tapfer den Weg zu meiner Mutter ins Wohnzimmer an. Doch bevor ich sie aufweckte schloss ich das Küchenfenster. Jetzt bei Tageslicht schien mir die ganze Sache viel weniger bedrohlich. Beinahe surreal. Ein kleiner, naiver Teil war sich sicher er hätte sich alles nur eingebildet, dass alles nur ein böser Traum war und ich gleich von warmen Rührei und lächelnden Eltern in der Küche erwartet wurde. Aber meine Mutter erledigte recht schnell, dass was sie am besten konnte: Sie entteuschte mich. Sie schlief gerade. Mitten auf dem Fußboden umgeben von leeren Flaschen, knapp neben den blutigen Scherben in die ich gestern rein getreten war. "Mom?", es stank nach Erbrochenem, aber ich war nur froh dass es nicht Kernseife war.
"Mom!"
"Was?" Sie rollte auf den Bauch, hatte wirklich glück gehabt dass sie wärend dem Schlafen nicht in das Glas gekullert war.
"Ich hab mich geschnitten Mom." Grunz. Seufzend holte ich schaufel und Besen aus der Küche. Jeder Schritt brannte wie Feuer, irgendetwas steckte noch in der Wunde.
"Leise! Ich schlafe...",murmelte sie wärend ich neben ihr in die Knie ging und das Gröbste aufwischte.
"Ich mach nur sauber."
"Hast du schon wieder was kaputt geamcht?" Ich antwortet nicht, das war auch gar nicht nötig, meine Mutter war wieder eingeschlafen. Auf den Knien rutschend um den Fuß nicht zu belasten, räumte ich das Zimmer auf, stellte Flaschen zusammen, kehrte Zigarettenstummel auf und wischte die Spur von Kotze die vom Eingang ins untere Bad führte weg. Als ich fertig war, sah ich wieder nach Mom. Sie lag an der Stelle an der ich sie zurückgelassen hatte, beinahe friedlich schnarchend. Ich schob ihr ein Kissen unter den Kopf und küsste sie auf die Stirn, bevor ich mich in mein Zimmer verzog und meinen Fuß in Augenschein nahm.

 The broken trio (Percy Jackson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt