Mein Name ist Ken Hiller, ich bin 38 Jahre alt. Wer das hier liest, der ist weit weg von den aktuellen Ereignissen. Da ich nicht weiß, wie viel Zeit mir und meiner Tochter noch bleibt, habe ich beschlossen diese Dokumente anzufertigen. Ja, das ist kein Scherz, ich bin so gut wie tot! Doch fangen wir woanders an, da, wo mein Leben noch normal war...Mit meinem (meist) langweiligen Job im Büro der örtlichen Polizeidienstelle, meiner kleinen Tochter Lilian und meiner Frau Mandy. Mein Leben war zu diesem Zeitpunkt nicht gerade spannend und oft beklagte ich mich über diese tägliche Eintönigkeit. Dass ich so eine negative Einstellung an den Tag legte, lag an dem frühen Ableben meines Vaters.
Er war auch Polizist, jedoch an anderer Stelle. Er hatte es weit gebracht, stand kurz vor der Chef-Stellung, doch dann verstarb er auf tragische Art und Weise. Es war Mord, kalt, dreckig, herzlos...Mein Bruder Mitch hatte mir sogar mal erzählt, dass unsere eigene Mutter dafür verantwortlich sein sollte! Ich konnte das nie glauben, allein, weil ich meine Mutter nie kennengelernt hatte. Sie verschwand kurz nach meiner Geburt und wurde nie wieder gesehen. In unserem Familienstammbaum ist nur wenig über diese Frau bekannt. Um es kurz zu fassen, alles, was uns von unseren Eltern blieb, war eine Kette, an deren Ende ein schwarzer Juwel befestigt war. Und genau diese Kette, so klein, so schön und unscheinbar sollte mein Leben für immer verändern...
„Und was machen Sie in den freien Tagen, Hiller?" Mit diesen Worten wurde ich aus meiner Schlafstimmung erweckt. Harrison, ein stämmiger Mann, jedoch mit gutem Herzen, sah mir eindringlich in die Augen, während er einen Schluck von seinem Kakao nippte. „Ich weiß noch nicht, wahrscheinlich mit Mandy und der Kleinen verreisen." „Na dann viel Glück, vor allem mit dem Wetter, der Regen in letzter Zeit ist langsam eine Zumutung." „Ja, das wollte ich meiner Frau auch schon einreden, aber Sie kennen das ja: ‚Widersprich mir nicht Schatz, du ziehst eh den Kürzeren.‘ " Harrison lachte sein wie immer rauchiges Whiskylachen. „Verdammt, Harrison, haben Sie schon die Dokumente von dem Fall letzten Freitag bearbeitet?" „Heiliges Kanonenrohr, das habe ich glatt vergessen!" „Na super, dass war's wohl mit dem Feierabend." Ich wollte mich gerade an die Arbeit machen, da wurde die Bürotür mit einem lauten Schwung aufgerissen. Ein Mann mit einem Anzug, der wohl einmal weiß war, jetzt jedoch nur noch einem kümmerlichen braun glich, stürmte in die Abteilung. „Ken Hiller?!", rief der Kerl aufgebracht. „Hier?", fragte ich vorsichtig nach. „Sie müssen sofort mit ihrer Frau und ihrer Tochter verschwinden, jemand möchte Sie umbringen!" Harrison prustete los und überschüttete dabei seinen Anzug mit Kakao. Knurrend versuchte er den Fleck auszureiben. „Bitte was?! Woher wissen Sie überhaupt, dass ich eine Frau mit Kind habe?!" „Tut das was zur Sache, verschwinden Sie schleunigst von hier!" „Ist Ihnen der Regen zu lange auf den Kopf getropft oder was ist los?", fragte Harrison den Kerl, es war deutlich zu erkennen, wie wütend er war. „Hören Sie mir zu, Ihr Vater hat Ihnen doch diese Kette vermacht, die Kerle wollen sie finden und Sie und das Mädchen werden dafür sterben und viele andere auch!" „Woher wissen Sie von meinem Vater?", fragte ich scharf nach. „Das tut nichts zur Sache, wenn Sie diese Nacht überleben, dann kommen sie zu mir, gehen Sie zum Hafen, fragen Sie dort nach ‚Cliston‘, dann können wir uns treffen. Ich muss los, die Zeit drängt, ich habe keine Zeit. Verschwinden Sie, ehe es zu spät ist!" Mit diesen Worten stürmte der Kerl nach draußen. Der Typ war zweifellos bekloppt, trotzdem erwachte eine innere Unruhe in mir. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich heute früher nach Hause fahre?" „Kein Problem, Hiller, aber machen Sie sich nichts aus den Worten dieses Irren."
Ich lief hinaus in die Abenddämmerung. Als ich den Wagen startete, prasselten mehrere Gedanken auf mich ein. Woher wusste der Typ von mir und meiner Familie? Was meinte er mit ‚Jemand möchte Sie umbringen!‘? Woher kennt er das Erbe meines Vaters? Als ich durch die vom Regen durchfeuchteten Straßen, die nur vom Neonlicht der Lampen erleuchtet wurden raste, keimte etwas in mir auf.
Panik.
Unruhe.
Unsicherheit.
„Alles ist gut, gleich bist du zu Hause, nimmst deine Tochter in den Arm, küsst deine Frau und bist glücklich", redete ich mir selbst ein. Ich lächelte und spürte die Vorfreude auf meine Familie. Doch dann wurde mein Lächeln zu einer schrecklichen Fratze. Unser Haus stand lichterloh in Flammen! Rauchwolken stiegen in den Himmel.
Scheiße!
Scheiße!
Scheiße!!!
Wie ein wildes Tier sprang ich aus dem Wagen. Meine Tochter, meine Frau, wo waren sie?! Ohne zu überlegen, lief ich auf das brennende Gebäude zu. „Lilian! Mandy!", rief ich aufgebracht in das Flammenmeer hinein. Da kam meine Tochter mir entgegen, wimmernd wie ein kleiner Hund. Ich nahm sie auf den Arm. „Oh Gott, Schatz, du lebst, wo ist deine Mutter?" „Sie ist da drinnen...die dunklen Männer sagten, dass sie ihr wehtun...und dir auch!" „Du bleibst jetzt hier stehen, hörst du?! Rühr dich nicht vom Fleck, ich bin gleich wieder da!" Ich lief in das Inferno hinein, von meiner Frau keine Spur. „Mandy!" Da krachte etwas Brennendes neben mir herunter. Meine Frau, ihr brennender Leib. Ich kniff die Augen zusammen, fing an zu weinen. Doch dann fiel mir meine Tochter ein, die alleine in der Dunkelheit stand. Ich riss mich zusammen, der Schmerz zerfraß mich geradezu, als ich nach draußen lief und mein Mädchen auf den Arm nahm. Wir beide fingen an laut zu weinen. „Alles gut, Papi bringt dich hier weg, in Sicherheit!" „Wo ist Mami?" „Ihr geht es gut, sie kommt später nach!" Ich brachte es nicht übers Herz, meinem Engel davon zu erzählen, nicht an diesem Abend. Und dann liefen wir los, als das Haus einbrach, drehte ich mich noch einmal um. Erst bei genaueren Hinschauen erkannte ich, dass jemand in den Flammen stand. Ein Mann mit einem Mantel, groß und mit welligen Haaren. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber ich war mir sicher, dass der Kerl grinste, während er eine Klinge in meine Richtung zeigte. Und dann löste er sich auf, er wehte davon wie ein Rauchfaden, so als wäre er nie da gewesen. Ich blinzelte und lief erneut los. Als wir durch die Dunkelheit eilten, fischte ich etwas aus meiner Jackentasche. Eine Kette, eine Kette mit einem schwarzen Juwel. Ich knurrte und drückte die Hand fest zusammen. Ich würde die Kerle finden die mir und meiner Tochter so etwas angetan hatten... Ich würde sie jagen, in den finstersten Gassen dieser Stadt...
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schwarz und Weiß
FantasyMein Name ist Ken Hiller, ich bin 38 Jahre alt. Wer das hier liest, der ist weit weg von den aktuellen Ereignissen. Da ich nicht weiß, wie viel Zeit mir und meiner Tochter noch bleibt, habe ich beschlossen diese Dokumente anzufertigen. Ja, das ist k...