Die nächsten Tage waren ein komplettes Durcheinander. Lilian und ich kamen zwar wie geplant bei meinem Bruder unter, doch ich musste mir jeden Tag aufs Neue eine Ausrede, weshalb ihre Mutter noch nicht kommen konnte, einfallen lassen. Lilian war einfach zu klein, zu unschuldig um so etwas Grausames zu erfahren. Es tat weh, es tat mir weh meine kleine Tochter ständig zu vertrösten, mein Leben war zu dieser Zeit einfach ein dreckiges Loch...und es ging immer weiter nach unten...Als Lilian sich einen Kinderfilm ansah, hatte ich endlich die Chance ein ernsthaftes Gespräch mit meinem Bruder zu führen. Er führte mich in den Hinterhof des Hauses, wieder einmal durchfluteten gnadenlose Regenschauer den Tag. „Mitch, ich denke wir müssen uns mal ernsthaft unterhalten.", sagte ich in einem leisen Ton, während ich eine schlecht gedrehte Zigarette meines Bruders abwehrte. „Du kannst hier deutlich reden, die Kleine hört uns nicht." „Sie ist drinnen, aber...ach keine Ahnung, in letzter Zeit sehe ich nur noch Gespenster." „Das verstehe ich, Bruder, aber denk dran, wenn etwas ist, kannst du immer auf mich zählen." „Ich weiß und das halte ich dir auch sehr zu Gute, aber jetzt mal eine ernste Frage...", ich räusperte mich einen Moment, bevor es mir endlich gelang diesen Satz loszuwerden: „Was weißt du über dunkle Magie?" Einen Augenblick zögerte mein Bruder, dann lachte er herzlos auf. „Hör mal, ich weiß, dass das im Moment alles zu viel ist, aber...so etwas, was du gesehen hast, sowas gibt es nicht!" „Ich weiß, was ich gesehen habe!" „Ach? Dann nenn mir mal eine Person, die unbeschadet durch Feuer laufen kann" „Mhm..." „Siehst du, Leute, die durch Feuer laufen und sich dann einfach so auflösen...das ist...absurd." „Ich habe diesen Kerl gesehen und ich weiß, dass er meine Frau auf dem Gewissen hat!" „Nicht so laut!", ermahnte Mitch. „Ich werde den Kerl umlegen...seinen Kopf liefer‘ ich dir als Beweis...so, ich komme heute Abend wieder, muss noch was erledigen." Damit ließ ich Mitch stehen. Ich hörte nur noch, wie er sich die Lippe an seiner Zigarette verbrannte und wutentbrannt die nächste ansteckte.
Auf dem Weg zum Hafengebiet war ich, wie immer in letzter Zeit, in tiefe Gedanken versunken. Mir tat es leid, meinen Bruder so eiskalt stehengelassen zu haben. Doch noch viel mehr erschrak ich über die Tatsache, dass ich den Tod eines Menschen einfach in Kauf nehmen und auch noch selbst dafür verantwortlich sein würde. Meine Hand ballte sich zu einem roten Klumpen. „Der Kerl hat dein Haus abgebrannt und deine Frau ermordet...bring ihn um!", hallte eine dunkle Stimme tief in mir drin. „Nein, Nein!", schrie ich. Doch dann war der Spuk vorbei. In diesem Moment dachte ich, ich hätte mir all das nur eingebildet, ich ahnte nicht, dass noch viel mehr hinter der Kette meines Vaters steckte. Ein Fluch, ein Vermächtnis, das schon seit Jahrhunderten auf meiner Familie ruhte...
Als ich den Hafen erreichte, hatte ich Glück. Cliston stand direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Ich stieg aus dem Wagen und ging langsam auf ihn zu. Er zuckte zusammen, als er mich erkannte. „Sie leben noch?" Ohne weiter darauf einzugehen, nannte ich mein Anliegen. „Sie sagten doch, Sie könnten mir helfen." „Gewiss, gewiss." „Wie heißt das Schwein, das meine Frau ermordet hat?" Cliston lächelte, zumindest machte er einen Ansatz. „Kommen Sie mit, ich glaube ich habe da etwas für Sie."Es war spät, Dragov hatte sich verspätet. Eine ungewöhnliche Situation für einen Elite-Spion. Als er endlich auftauchte, überkam ein breites Grinsen Freddys Gesicht. „Endlich, hast du was Neues?" „Der Mann weiß alles, ich wollte ihn eigentlich auf der Stelle kaltmachen aber..." „Schhttt!", zischte Freddy, während der Wind sein welliges Haar und den langen Mantel umspielte. „Weißt du, wessen Frau du vergewaltigt hast?" Dragov schüttelte verunsichert den Kopf. „Weißt du, wessen Haus wir abgefackelt haben?" Wieder ein unsicheres Kopfschütteln. Freddy sah ihm eine Weile eindringlich in die Augen bevor er den nächsten Satz begann. „Dieser Mann...ist der Erbe der Finsternis!"
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schwarz und Weiß
FantasyMein Name ist Ken Hiller, ich bin 38 Jahre alt. Wer das hier liest, der ist weit weg von den aktuellen Ereignissen. Da ich nicht weiß, wie viel Zeit mir und meiner Tochter noch bleibt, habe ich beschlossen diese Dokumente anzufertigen. Ja, das ist k...