I.

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❝Alle Jahre wieder❞

OOLONG FLOG AUF das große Tor zu

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OOLONG FLOG AUF das große Tor zu. Ihre olivgrünen Flügel schlugen kraftvoll und trugen sie durch die schwirrenden Sommerlüfte. Obwohl bald die Sonne unterging, war die Hitze allgegenwärtig. Elegant landete sie auf dem Boden und blickte durch einen kleinen Spalt. Sie duckte sich, bevor sie die massiven Türen zaghaft öffnete.

Der Duft von grünem Tee hüllte Oolong ein und erfüllte ihre Sinne. Unzählige Teefeen flogen in dem riesigen Gebäude rastlos umher. Energische Rufe hallten an den Wänden wider, während Telefone läuteten und Säcke von einer Ecke zur anderen transportiert wurden. Die junge Frau tapste unsicher einige Schritte in die überwältigend große Halle hinein. Sie klopfte sich den Glitzerteestaub von ihrem dunkelgrünen Kleid und entspannte ihre Flügel.

Oolongs Blick huschte nach links. Dort brummten Dutzende Geräte, die zischend duftenden Tee produzierten. Fleißige Feen füllten das Gut in Container ab und brachten es in gewaltige Lagerhallen. Der Schweiß rann den Arbeitern über die Gesichter. Ihre Stirne waren von tiefen Sorgenfalten geprägt.

Oolong ging weiter in die Halle hinein und legte fasziniert ihren Kopf in den Nacken. Über ihr schwirrten massenhaft Teefeen. Grüne Funken regneten auf den Boden herab und sie blinzelte. Die Flügel der emsigen Arbeiter schlugen blitzschnell, als hätten sie es eilig. Plötzlich stieß sie jemand von hinten an, sodass sie ins Wanken kam. Sie warf überrascht ihre Arme in die Luft und ihre Schwingen zuckten unbeholfen. Sie brachte sich wieder ins Gleichgewicht, doch die Flügelschläge zerzausten ihre dunklen Locken.

Sie fuhr herum und erblickte eine Teefee mit hellgrünem Pony, die fünf übereinandergestapelte Pakete trug und einen genervten Laut von sich gab. Oolong strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und murmelte eine Entschuldigung. Doch die Arbeiterin hatte sich längst umgedreht und war weitergehetzt. Verwirrt blickte sie ihr nach und kratzte sich am Kopf. 

Oolong nahm ihr die schlechte Laune nicht übel. Jede grüne Teefee war angespannt, wenn der Black Friday kam. Alle Jahre wieder brachen an diesem Tag im Sommer die Aktien für grünen Tee ein. Zu dieser Zeit tranken die wenigsten Menschen das brühheiße Getränk. Lieber kühlten sie sich mit eiskalter Limonade ab. 

Tief atmete Oolong durch. Mit zusammengepressten Lippen lief sie Richtung Aufzug und hoffte, dass sie niemand aufhalten würde. Zwar hatte es bisher ohne Probleme geklappt, doch normalerweise brauchte man ab hier einen Personalausweis. Die grünen Teefeen hetzten um sie herum, aber es beachtete sie niemand.

Oolong stieß die Luft aus, als sie vor dem Fahrstuhl stoppte. Zitternd betätigte sie den leuchtenden Knopf und kaum eine Sekunde später öffnete sich die Tür. Sie blickte noch über die Schulter, bevor sie hineinstieg. Mit dem Fuß tippte sie ungeduldig am Boden und wartete, bis sich der Aufzug schloss. Sie wollte in die vierzigste Etage. Die Etage, in der sich das Teekomitee befand. Sie drückte auf die entsprechende Taste und der Lift fuhr prompt nach oben.

Sie war zwar zum ersten Mal hier und hatte eigentlich keine Erlaubnis, hier zu sein, doch ihre große Schwester Jasmin war ein wichtiges Mitglied im Teekomitee. Oolong wollte bis zu ihr vordringen, um mit ihr zu sprechen.

Seufzend lehnte sie sich an die kühle Wand an und ihre weichen, olivfarbenen Flügel kitzelten ihre Arme. Das Problem war, dass Jasmin seit Tagen nicht mehr zu Hause gewesen war und sie auch auf Briefe nicht mehr antwortete. Die Aktienkrise hatte sich in letzter Zeit so zugespitzt, dass ihre große Schwester Tag und Nacht arbeitete. Aus diesem Grund hatte sich Oolong kurzerhand dazu entschlossen persönlich hierherzukommen.

Vor einigen Tagen war ihr eine bahnbrechende Geschäftsidee gekommen, die sie Jasmin unbedingt erzählen musste. In dieser schweren Krise könnte das dem Teekomitee sehr helfen. Nervös rieb sich Oolong ihre Hände und bewegte ihre Lippen wortlos. Sie überlegte fieberhaft, was sie sagen würde. Der Lift hielt an und erschrocken zuckte sie zusammen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

 Jetzt gab es kein Zurück mehr

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