III.

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❝Abwarten und Tee trinken❞

ALS HÄTTE DIESER Satz alles geklärt, drehte sich Jasmin um und kehrte zur Gruppe zurück

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ALS HÄTTE DIESER Satz alles geklärt, drehte sich Jasmin um und kehrte zur Gruppe zurück. Ihre imposanten Flügel schimmerten wild und ließen Oolong blinzeln. Sie stolperte einige Schritte nach vorn und streckte eine Hand aus. „Moment! Nur weil es ursprünglich eine Idee der schwarzen Teefeen war, heißt das doch nicht, dass wir keine grüne Version daraus machen können. Denk doch mal nach, um wie viel sich unser Tee im Sommer besser verkaufen würde. Wer weiß, vielleicht gäbe es eines Tages gar keinen Black Friday mehr", sprudelte es aus Oolong heraus.

Hoffnungsvoll blickte sie zu Jasmin, die stehen geblieben war und sich nicht rührte. Ihre Schwester drehte sich bedächtig um. Die verärgerte Miene ließ Oolong zurückweichen. Matcha schüttelte den Kopf und Sencha rieb sich entnervt die Augen. Auch die anderen Mitglieder des Teekomitees wirkten bei ihren Worten angespannt.

„Oolong, du verstehst davon nichts. Lass es sein. Geh endlich nach Hause", riet Jasmin müde.

„Nein", bestand Oolong darauf und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich will auch gar nicht verstehen, was an der Idee mit dem grünen Eistee falsch ist. Nur wegen den schwarzen Teefeen?"

„Oolong!", fuhr Jasmin sie an. Ihre Augenbrauen waren wütend zusammengezogen. Die Flügel vibrierten. „Sag noch ein einziges Mal diesen Namen und ich werfe dich eigenhändig hinaus."

In Oolong brodelte ebenfalls der Zorn. Sie fühlte sich gedemütigt. „Welchen Namen? Eistee oder schwarze Teefeen?", provozierte sie.

„Es reicht!", rief Jasmin mit hasserfüllter Miene. „Diese verdorbenen Feen nehmen uns die Arbeitsplätze weg! Der verdammte Eistee ist schuld daran, dass es uns zu Hause nicht mehr so gut geht wie früher. Es ist eine Schande, dass du Ideen von dunklen Feen in dir trägst und sie auch noch schamlos vor dem gesamten Teekomitee vorträgst. Ich bin enttäuscht von dir, Oolong. Wenn das so weitergeht, wirst du nicht weiter aufsteigen als eine gewöhnliche Bürofee. Geh nach Hause, Oolong. Geh nach Hause und hilf lieber unserer alten Mutter im Haushalt. Das ist der Ort, an den du hingehörst."

Jasmins Gesicht war gerötet und sie stieß die Luft aus. Zahlreiche Beleidigungen schienen ihr auf der Zunge zu liegen, doch sie sagte nichts mehr. Zu Oolong drang im ersten Moment keines der Worte. Eine Schutzwand ließ Jasmins Erniedrigungen nicht hindurch. Aber die Barriere war bröckelig und brach wenige Sekunden später. Wie ein Wasserfall überschütteten sie die Vorwürfe.

Oolong begann schwerer zu atmen und sie zerquetschte ihre eigenen Hände, bis die Knöchel weiß hervortraten. Ein selbstgefälliges Lächeln umspielte Senchas Lippen und sie kehrte ihr gemeinsam mit den anderen den Rücken zu. Auch Matcha lachte schadenfroh und stellte sein Glas ab, um sich zu den anderen zu gesellen. Die Demütigung fraß sich in ihr Herz und ließ sie keuchen. Auch Jasmin drehte sich weg.

Zitternd sog Oolong die Luft ein. Ihre Arme und Beine brannten wie Feuer und alles in ihr schrie vor Frustration. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und sie wurde blind vor Wut. Zornig stapfte sie einen Schritt nach vorne und zeigte auf Jasmin. „So kannst du nicht mit mir sprechen. Das wirst du bereuen!"

Ein schwarzer Blitz schoss aus ihren Fingern und traf Jasmin. Ihre Schwester wurde brutal zu Boden gerissen. Wie giftiger Rauch waberte dunkler Nebel über ihrem Rücken. Von Oolong aus breiteten sich finstere Partikel aus, die in der Luft flimmerten. Sie hörte nur ihren heftigen Atem und ein dumpfes Vibrieren, das durch ihren Körper lief und sich am Boden entlud.

Wie Figuren aus Stein standen sie alle da. Oolong hatte noch immer ihren wie wild zitternden Arm ausgestreckt, Matcha stand nicht weit entfernt vom Tisch und Sencha rührte sich ebenfalls nicht vom Fleck. Das gesamte Teekomitee schwieg und starrte Jasmin an, die sich träge vom Boden wegdrückte. Ihre Flügel leuchteten spärlich.

Die schwarzen Partikel wurden mehr und mehr. Sie erfüllten die Luft mit Spannung und sanken auf die Tische und den Boden herab. Sie entsprangen Oolong. Als würde jeder dasselbe denken, wanderten alle Blicke nacheinander zur Quelle des dunklen Feenstaubs. Ein Ruck durchfuhr sie, als das Teekomitee geschlossen düster zu ihr starrte. 

Betont langsam streckte Matcha seinen Arm aus und hob eines der schwarzen Partikel vom Tisch auf. Genau wie alle anderen ließ er Oolong keine Sekunde aus den Augen. Er steckte sich den Finger in den Mund und verzog das Gesicht. „Schwarztee."

Stille des Entsetzens. Niemand war in der Stimmung, abzuwarten und Tee zu trinken. Dieses eine Wort überrollte alle und löste Panik aus. Oolong stolperte rückwärts und hielt ihre Arme von sich weg, um sie zu betrachten. Ihre Fingernägel wurden unendlich finster. Die Luft um sie herum färbte sich schwarz ein. Draußen fiel der letzte Sonnenstrahl auf sie, bevor es finster war.

„Stellt sie unter Arrest!", befahl Jasmin, während sie sich aufrichtete. Matcha und eine andere Teefee gingen mit bedrohlich gesenktem Blick auf Oolong zu. Sie bekam es mit der Angst zu tun, als ein grüner Schimmer die beiden umhüllte.

„Nein, wartet!", rief Oolong erschrocken und streckte ihre Hand aus. Ein dicker Magiestrahl ging von ihrer Handfläche aus und warf die grünen Teefeen mit voller Wucht zurück. Die beiden prallten auf der hinteren Wand auf. Schwarze Funken gingen von Oolongs Schwingen aus. Zitternd hielt sie sich die Hände vor ihren Mund und wollte zurückweichen, doch sie hob unkontrolliert ab. Ihre mächtigen Flügel schlugen kraftvoll und wurden mit jedem Mal größer. Überrascht blickte Oolong über die Schulter. Sie bekamen die hypnotische Farbe der Nacht.

„Ergreift sie!" Eine neue Welle Panik durchrüttelte sie und ein Beben erschütterte den Raum. Tränen brannten in ihren Augen. Sie riss ihren Kopf herum und suchte einen Ausweg. Alles drehte sich. Ihr Blick blieb beim offenen Fenster hängen. Die tauben Glieder trieben sie voran. Sie schwang sich in die Lüfte und flüchtete vor der Wahrheit.

„Ich habe sie zu lange ziehen lassen. Jetzt ist sie auf die dunkle Seite übergewechselt", hörte sie Jasmins Stimme enttäuscht feststellen, bevor sie aus dem Gebäude draußen war. 

Ein Schluchzer durchfuhr Oolong. Jasmin sprach von ihr, als wäre sie eine Fremde. Rufe hinter ihr drängten sie weiter. Ihre schwarzen Flügel trugen sie schneller und weiter. Die Angst machte sie wahnsinnig und ließ sie über ihre körperlichen Grenzen hinausgehen. Immer weiter. Sie durfte nicht anhalten. Der schwarze Nebel umgab sie weiterhin, doch auch am Himmel bildeten sich dunkle Wolken. Tropfen fielen hinab und durchnässten ihre weichen Flügel.

Es begann zu regnen. Das Wasser prasselte gegen ihr Gesicht und sie kniff ihre Augen zusammen. Der Wind kühlte ihren zarten Körper aus. Immer mehr weinte Oolong. Immer mehr weinte der Himmel. Ihre triefenden Haare hafteten am Gesicht. Die Kraft verließ sie und ihre Flügel konnten nicht mehr schlagen. Sie waren tropfnass. Dass sie abstürzte, merkte sie nicht mehr. Wie Tentakel klebten die Partikel an ihr. Die Sicht wurde stetig schlechter, bis ihr vollkommen schwarz vor Augen war.

 Die Sicht wurde stetig schlechter, bis ihr vollkommen schwarz vor Augen war

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